Donnerstag, 31. Juli 2003

Aus dem Archiv: Restaurant Frintrop - Revier-Idyll und feine Küche

Das Restaurant schließt Ende Dezember 2024. Der Text erschien erstmalig in „Essen geht aus 2004“

Weit weg von den Verkehrsachsen des modernen Ruhrgebiets A40 oder A42 liegt Oberhausen-Dümpten wahrlich nicht, und dennoch glaubt man, in einer anderen Welt zu sein. Nachdem man durch einige Wohnstraßen gefahren ist, versetzt einen die Inschrift „Restaurant – Frintrop – Fremdenzimmer“ an einer Hausfassade vom Beginn des 20. Jahrhunderts in die Vergangenheit zurück. Ein Gasthaus, das als Kulisse für eine Ruhrgebiets-Fernsehserie dienen könnte, zwar immer wieder renoviert, aber typisch Revier eben. In den großen Sälen, die heute als Restaurant dienen, mag einst so mancher Stahlkocher Hochzeit oder Kommunion gefeiert haben; im alten Kneipenraum, heute als ‚Bistro’ bezeichnet, so mancher Kumpel sein Bierchen gezischt. Betritt man den Hof, will einem das Herz stehen bleiben. Auf der Wiese, auf der heute einladend Tische und Stühle unter Sonnenschirmen stehen, mag früher so manche Mutti die Wäsche getrocknet haben.

Hier kocht Hermann Frintrop schon seit Jahrzehnten, doch seine Küche hat nichts mit den Eigen- bzw. Unarten der Kumpelküche gemein. Frintrops feine Küche erwartet in dieser Umgebung eigentlich niemand, doch man bekommt sie. „Entenbrust in Himbeeressigsauce mit Schlosskartoffeln“ (EUR 21) oder „Lammrücken in Senf gebraten mit Kartoffelgratin“ (EUR 23) sind zwei von Frintrops Klassikern, die den Weg immer wieder auf die Karte finden. Dass sie nach altem Geld gut und gern um die 40 Mark kosten, mag ein schlichtes Kumpelgemüt echauffieren. Hermann Frintrop ficht das jedoch nicht an. „Nicht die gehobenen Restaurants sind teurer geworden“, weiß er, „sondern die angeblich preiswerten haben mit der Euro-Einführung überdurchschnittlich aufgeschlagen.“

In den Zeiten der Schnäppchenjagd weiß Frintrop seine Kundschaft mit einem Frühbucherrabatt zu ködern. Wer einen Werktag vor seinem Besuch das reguläre Tagesmenü zu EUR 44 bucht, spart satte EUR 11. Dann munden beispielsweise „marinierte Spargel mit Krebsschwänzen, Consommé mit gefüllten Crêpes, Lammnüsschen mit Meerrettichkruste, gefüllte Zucchini, Pestonudeln und Erdbeeren mit bayrischer Crème“ umso mehr.

Wer mittags nicht so ausgiebig tafeln möchte, kann auch auf kleinere Tagesspezialitäten wie die vegetarische „Wirsingroulade mit Nüssen in Kümmelcrème“ (EUR 9) oder „Gebratene Blutwurst mit Salat und Kartoffeldressing“ (EUR 9) zurückgreifen. Zum schönen Sommerwetter beim Testbesuch passte hingegen die „Daurade provençale“ (EUR 21). Der filetierte Fisch war herrlich kross angebraten, und dazu gab es eine der Ratatouille ähnliche Gemüsekombination. Auf südfranzösisches savoir vivre eingestellt, wollte ich mir ein Glas Rosé empfehlen lassen, bekam aber nur einen deutschen Weißherbst (EUR 5), der mir etwas zu lieblich erschien. Dabei rühmte schon der Gault Millau die hervorragend sortierte Weinkarte, und auch das Überraschungsmenü (EUR 66 p.p.), bei dem der Kunde sich einen Wein aussuchen kann, zu dem passend sieben Gänge zubereitet werden, wird immer wieder gern gewählt.

Die Empfehlung zum Dessert war ein Volltreffer. Die frischen Erdbeeren (EUR 8) kamen direkt vom Bauernhof nebenan und waren von köstlicher Süße.
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Oberhausen-Dümpten, Mühlenstr. 116, Fon 0208.870975. Mo-Sa 17-22 Uhr, So und feiertags 12-14 & 17-22 Uhr. Di Ruhetag. www.restaurant-frintrop.de

Aus dem Archiv: Schote - Eleganz und Harmonie

Der Artikel erschien erstmalig im Restaurantführer „Essen geht aus 2004“.

Wenn der Name eines empfehlenswerten Restaurants In Rüttenscheid fällt, dann ist es immer wieder die „Schote“. Seit 1995 wird das Restaurant an der Emmastraße von Monika und Hans Klapdor geführt, und für den gelernten Metzger, Koch und Betriebswirt und seine Frau ist die Schote Sinnbild für Frische und Qualität, wie sie auf ihrer schönen Internetseite erklären.

Einst mögen die Räumlichkeiten des Restaurants eine der typischen Ruhrgebietseckkneipen gewesen sein, heute beeindrucken sie durch ihr farbenfrohes Design, das in gewissen Abständen immer wieder neu dekoriert wird. Der schwarze Tresen, schwarze Säulen und das dunkle Bistromobiliar heben den Kontrast zu den dominierenden Farben Blau und Grün hervor. Das modisch-mediterrane terracotta-orange, das zur Zeit allenthalben vorherrscht, suchten wir bei unserem Besuch vergebens. Eine gepflegte Stammkundschaft aus Rüttenscheid und auch von weiter weg beherrschte das Bild, häufig elegante Damen im modischen Outfit – die Rüttenscheiderin ist bekanntlich die Pariserin Essens.

Die Speisekarte gab sich so wenig mediterran wie die Ausstattung. „Zanderfilet in einer Kartoffelkruste“ (EUR 16,50), „Filetwürfel in Senf-Rübenkrautsauce mit frischem Wirsing“ (EUR 15,50), „Entenbrust auf Steinpilzsauce“ (EUR 18) – die Hauptgerichte kündeten eher von einer mitteleuropäischen Kochtradition und verbreiteten eine herbstliche Atmosphäre, obwohl es bei unserem Test-Besuch Frühsommer war. Kein Wunder, dass auf der Tageskarte Spargel angesagt war: „klare Spargelsuppe mit Flusskrebsen und Schinken“ (EUR 5,50) als Vorspeise oder „Schweinefilet mit frischem Spargel“ (EUR 19,50) als Hauptgericht.

Auch das Menü, das wir wählten, hatte Festtagsqualität und erinnerte irgendwie an Weihnachten, obwohl viele Elemente der Gänge saisonbedingt waren. Als amuse bouche gab es eine Variation von „Himmel und Erde“, die die Bestandteile Kartoffeln und Äpfel elegant miteinander kombinierte. Dem folgte als erster Gang eine Rehterrine mit marinierten Pfifferlingen, herzhaft und rustikal und dennoch in seiner feinen Säuerlichkeit angenehm appetitanregend. Der Lachs mit Spargel und Schnittlauchsauce kam eher leicht daher, obwohl es sich dabei um eine ordentliche Portion handelte. Als Höhepunkt gab es schließlich ein Lammcarrée mit Steinpilzen, bei dem sich die würzigen Aromen des Lamms mit den waldigen der Pilze perfekt ergänzten. Der Nachtisch war dann Sommer pur: Panna Cotta mit weißer Pfirsichsauce.

Auf die Getränkeempfehlungen von Monika Klapdor war Verlass. Als Aperitif hatte uns ein „Bellini“ (Champagner mit weißem Pfirsichmark EUR 7,70) prächtig auf das Menü eingestimmt. Zum Lachs war ein cremiger 2001er Chardonnay Jean Belmont von der Loire (0,2l EUR 4,90) mehr als passend, während das Lamm von einem 2000er Barco Reale di Carmignano aus der Toscana (0,2l EUR 6) perfekt begleitet wurde.
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Essen-Rüttenscheid, Emmastr. 25