Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2003/2004".
Das Restaurant nennt sich heute (2024) "Oase Uno".
Haben Sie vielleicht den Film “Solino” gesehen? Darin wird die fiktive Geschichte der ersten Pizzeria im Ruhrgebiet geschildert. Die gab es angeblich in Oberhausen; der Film versetzte sie nach Duisburg. Ich musste dabei sofort an die “Oase” denken, jenem Italiener in der Friederikenstraße, der seit 40 Jahren das Essener Südviertel mit seiner fantastischen Küche beglückt. In den 60er Jahren eröffnete Luigi Stefanuto eine Eisdiele, der er jedoch bald in eine Pizzeria umwandelte. Jahre lang hatte das Lokal den Charme eines Eiscafés, und noch heute erinnert der bunte Neonschriftzug über dem Eingang daran. Mittlerweile hat Fabrizio Stefanuto und seine Frau die Leitung von seinem Vater übernommen. Zwischenzeitig hatte er die “Oase Due” in Rüttenscheid aufgebaut, die jedoch längst unabhängig ist.
Ich weiß noch, wie es vor ein paar Jahren noch unmöglich war, eine Platz im Lokal zu bekommen. Wer unangemeldet kam, konnte nur mit Glück an einem Katzentisch untergebracht werden, und der Laden erinnerte an einen Stadtviertel-Treffpunkt auf höchstem kulinarischen Niveau. Allein die drei oder vier verschiedenen Sorten selbstgebackenes Brot, die sofort unaufgefordert auf dem Tisch standen, machten einem den Mund wässrig.
Lag es an dem heißen Sommertag, an unserer persönlichen Indisposition oder ganz einfach an der allgemeinen wirtschaftlichen Depression, dass beim jetzigen Besuch so eine melancholische Stimmung über dem nur an zwei Tischen besetzten Lokal lag? Am Essen jedenfalls konnte es nicht liegen.
Wie immer beim guten Italiener lohnt es sich, auf die wechselnden Tagesgerichte zu achten. Die sind in der “Oase” auf Tafeln annonciert, und so bestellten wir als Vorspeise gegrillten Montasio-Käse mit Radicchio (EUR 8,50), und als Hauptspeisen Kalbsnieren Trifolati (EUR 14) und Schweinefilet mit getrüffelter Zucchinisauce (EUR 16). Auch hätte mich das “Büffelfilet mediteranea” (EUR 19) gereizt, doch ich wollte keinen kulinarischen Crossover, sondern etwas Italienisches, und eine Dorade (EUR 18) gab es erst gestern. Auf der Standardkarte wären wir natürlich auch fündig geworden. Klassiker wie “Carpaccio” (EUR 8,70) oder “Vitello Tonnato” (EUR 8,70) als Antipasti, selbstgemachte Nudelspezialitäten (zwischen EUR 6,50 und EUR 10,50), eine bescheidene, aber prachtvolle Pizzaauswahl (zwischen EUR 4,50 und EUR 8 für eine Pizza mit Carpaccio und Trüffelöl) und einige schöne Fleisch- und Fischgerichte hätten uns sicherlich glücklich gemacht.
Anders als früher gab es nur profane Pizzabrötchen zum Entrée, doch die waren wirklich frisch und aus dunklem, herzhaftem Mehl gebacken. So einfach die folgende Vorspeise, die gut und gerne für zwei Personen reichte, war, sie schmeckte ausgezeichnet. Der gegrillte Montasio-Käse war mild und herzhaft zugleich, von halbflüssiger Konsistenz und harmonierte herrlich zu dem bitteren, gebratenen Radicchio-Salat. Die getrüffelte Zucchinisauce war ein Traum und erinnerte fast an eine pikante Art von Marzipan. Und die Kalbsnieren, in ihrer Festigkeit erstaunlich zart und angenehm säuerlich, glichen einer kultiviert-bürgerlichen Variante des rustikalen Innereien-Gerichtes. Zum Abschluss dann eine leichte, süße Creme Caramel (EUR 5) - perfekt!
Gern hätten wir Frau Stefanuto, die den Service leitet, am heutigen Abend etwas mehr Arbeit auch an anderen Tischen gegönnt. Dann hätten wir sicherlich den Abend bei einem Glas 93er Barbaresco (EUR 4,50) oder einer Flasche Pinot Grigo von Pighin (EUR 19) stimmungsvoll ausklingen lassen können. Doch wir machten uns auf den Heimweg. So brauchte der hübsche Bursche, der uns bediente, nicht länger die buntscheckigen Terrazzo-Fliesen zu zählen, die mich, je nach Ausfertigung, immer an große, mit Schinken gespickte Mortadellascheiben oder an eine aufgeschnittene Cassata mit ihren kandierten Früchtestückchen erinnern.
Das Restaurant nennt sich heute (2024) "Oase Uno".
Haben Sie vielleicht den Film “Solino” gesehen? Darin wird die fiktive Geschichte der ersten Pizzeria im Ruhrgebiet geschildert. Die gab es angeblich in Oberhausen; der Film versetzte sie nach Duisburg. Ich musste dabei sofort an die “Oase” denken, jenem Italiener in der Friederikenstraße, der seit 40 Jahren das Essener Südviertel mit seiner fantastischen Küche beglückt. In den 60er Jahren eröffnete Luigi Stefanuto eine Eisdiele, der er jedoch bald in eine Pizzeria umwandelte. Jahre lang hatte das Lokal den Charme eines Eiscafés, und noch heute erinnert der bunte Neonschriftzug über dem Eingang daran. Mittlerweile hat Fabrizio Stefanuto und seine Frau die Leitung von seinem Vater übernommen. Zwischenzeitig hatte er die “Oase Due” in Rüttenscheid aufgebaut, die jedoch längst unabhängig ist.
Ich weiß noch, wie es vor ein paar Jahren noch unmöglich war, eine Platz im Lokal zu bekommen. Wer unangemeldet kam, konnte nur mit Glück an einem Katzentisch untergebracht werden, und der Laden erinnerte an einen Stadtviertel-Treffpunkt auf höchstem kulinarischen Niveau. Allein die drei oder vier verschiedenen Sorten selbstgebackenes Brot, die sofort unaufgefordert auf dem Tisch standen, machten einem den Mund wässrig.
Lag es an dem heißen Sommertag, an unserer persönlichen Indisposition oder ganz einfach an der allgemeinen wirtschaftlichen Depression, dass beim jetzigen Besuch so eine melancholische Stimmung über dem nur an zwei Tischen besetzten Lokal lag? Am Essen jedenfalls konnte es nicht liegen.
Wie immer beim guten Italiener lohnt es sich, auf die wechselnden Tagesgerichte zu achten. Die sind in der “Oase” auf Tafeln annonciert, und so bestellten wir als Vorspeise gegrillten Montasio-Käse mit Radicchio (EUR 8,50), und als Hauptspeisen Kalbsnieren Trifolati (EUR 14) und Schweinefilet mit getrüffelter Zucchinisauce (EUR 16). Auch hätte mich das “Büffelfilet mediteranea” (EUR 19) gereizt, doch ich wollte keinen kulinarischen Crossover, sondern etwas Italienisches, und eine Dorade (EUR 18) gab es erst gestern. Auf der Standardkarte wären wir natürlich auch fündig geworden. Klassiker wie “Carpaccio” (EUR 8,70) oder “Vitello Tonnato” (EUR 8,70) als Antipasti, selbstgemachte Nudelspezialitäten (zwischen EUR 6,50 und EUR 10,50), eine bescheidene, aber prachtvolle Pizzaauswahl (zwischen EUR 4,50 und EUR 8 für eine Pizza mit Carpaccio und Trüffelöl) und einige schöne Fleisch- und Fischgerichte hätten uns sicherlich glücklich gemacht.
Anders als früher gab es nur profane Pizzabrötchen zum Entrée, doch die waren wirklich frisch und aus dunklem, herzhaftem Mehl gebacken. So einfach die folgende Vorspeise, die gut und gerne für zwei Personen reichte, war, sie schmeckte ausgezeichnet. Der gegrillte Montasio-Käse war mild und herzhaft zugleich, von halbflüssiger Konsistenz und harmonierte herrlich zu dem bitteren, gebratenen Radicchio-Salat. Die getrüffelte Zucchinisauce war ein Traum und erinnerte fast an eine pikante Art von Marzipan. Und die Kalbsnieren, in ihrer Festigkeit erstaunlich zart und angenehm säuerlich, glichen einer kultiviert-bürgerlichen Variante des rustikalen Innereien-Gerichtes. Zum Abschluss dann eine leichte, süße Creme Caramel (EUR 5) - perfekt!
Gern hätten wir Frau Stefanuto, die den Service leitet, am heutigen Abend etwas mehr Arbeit auch an anderen Tischen gegönnt. Dann hätten wir sicherlich den Abend bei einem Glas 93er Barbaresco (EUR 4,50) oder einer Flasche Pinot Grigo von Pighin (EUR 19) stimmungsvoll ausklingen lassen können. Doch wir machten uns auf den Heimweg. So brauchte der hübsche Bursche, der uns bediente, nicht länger die buntscheckigen Terrazzo-Fliesen zu zählen, die mich, je nach Ausfertigung, immer an große, mit Schinken gespickte Mortadellascheiben oder an eine aufgeschnittene Cassata mit ihren kandierten Früchtestückchen erinnern.
-kopf
Essen-Südviertel, Friederikenstr. 45-47
Fon 0201. 77 07 91
Di-So 12-14.30 & 18-23 Uhr, mo geschlossen
https://www.oase-essen.de/
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