Eine Tradition geht zu Ende.
Das Restaurant Frintrop schließt Ende 2024.
Das Restaurant Frintrop schließt Ende 2024.
Schon vor 30 Jahren stand das Restaurant Frintrop im MARABO-Restaurantführer „Ausgehen im Ruhrgebiet 94/95“ in der ruhrgebietsweiten Top Ten der „Feinen“ auf Platz 1, und in der Ausgabe im Jahr darauf wurde es von der Redaktion noch ganz kess als „beste Küche in Oberhausen“ bezeichnet. Da führten Hermann Frintrop uns seine Frau Dorothee das von den Großeltern 1911 gegründete Haus im industriell geprägten Stadtteil Dümpten bereits seit 15 Jahren und hatten aus der Ruhrgebietsschankwirtschaft längst ein Fine-Dining-Haus gemacht, ähnlich wie es auch z. B. im benachbarten Essen mit den Familienbetrieben „Kölner Hof“ in Frohnhausen und „Hannappel“ in Steele-Horst geschah. Gerade hatten die Frintrops nach einer Renovierung ihr Angebot der Nachfrage angepasst und aufgesplittet. Im vorderen Gastraum, „Bistro“ genannt, gab es bürgerliche Ruhrgebietsküche, hinten, im „Restaurant“, französisch inspirierte Gourmetküche.
Hermann Frintrop
Es sollte noch einmal fast zehn Jahre dauern, bis ich endlich selbst das Restaurant Frintrop besuchen konnte, als Tester für den Restaurantführer „Essen geht aus 2004“. Ich war begeistert. Mitten im Sommer konnte ich eine „Daurade provençale“ auf der idyllischen Wiese hinter dem Haus genießen, als säße ich in jenem Hinterhof, in dem ich als Kind gespielt hatte. Die Erdbeeren für den Nachtisch kamen vom Bauern nebenan. (Um den damaligen Text nachzulesen, bitte hier klicken.)
Immer wieder nahm ich mir vor, noch einmal nach Oberhausen zu fahren, aber irgendwie wollte es mir nie gelingen. Als vor ein paar Wochen Hermann Frintrop auf Facebook postete, dass er endlich, mit Mitte 70, in den Ruhestand gehen und das Restaurant Ende Dezember 2024 schließen wollte, ergriff ich die letzte Chance. Ich überzeugte meine Slow-Food-Freunde, meinen 69. Geburtstag dort zu feiern, noch schnell, bevor das Traditionsrestaurant geschlossen und alte Haus verkauft ist.
Es wurde ein gemütlicher, heiter-melancholischer und genussreicher Abend, einen Tag nach dem eigentlicher Geburtstag, denn da war Ruhetag. Das regnerische Novemberwetter erlaubte leider keinen Blick in den schönen Biergarten, aber die Gasträume des über 100 Jahre alten Hause atmeten ein zu Herzen gehendes nostalgisches Flair, denn selbst die gepflegten Renovierungen aus 1990-er Jahren hatten ja schon eine historische Aura. Oberhalb der alten Wandvertäfelung hingen moderne Bilder von verschiedenen Fotografen, die hier regelmäßig ausstellten. Eine Tafel neben dem Aquarium am Eingang teilte mit, dass heute nur für Gäste mit Reservierung geöffnet sei. Im Laufe des Abends füllte sich das Restaurant dann recht gut – gerade mit so vielen Gästen, dass sie der Veteran in der Küche ohne viel Hektik bekochen konnte.
Spätburgunder zum Reh
Wir fünf Personen konnten eine ganze Reihe der Gerichte von der kleinen Standard- und der saisonalen Wildkarte probieren. Hermann Frintrop bereitete sie mit der abgeklärten Routine des Altmeisters mit handwerklicher Perfektion und ohne spektakuläre Extravaganzen zu, doch nach wie vor mit beeindruckender schmackhafter Bodenständigkeit. Beim Anrichten verzichtete er auf jegliche Präsentationsakrobatik und näherte sich damit an die Mittagstische, die man von zu Hause kennt. Die Desserts, üppige Abschlussgänge, bestätigten noch einmal die lobenden Erwähnungen der Rezensionen von 1995 und 1996. Gern hätten wir die Reste aus dem Weinkeller ausgetrunken, doch wir mussten uns als Autofahrer und auf ihre Gesundheit achtgebende Senioren mäßigen. Immerhin funkelte im Glas ein Spätburgunder im schönsten Kardinalsrot.
Der Abend war ein wunderbarer Ausflug in eine kulinarische Heimat, wie man ihn im nächsten Jahr nicht mehr erleben kann.
Restaurant Frintrop, 27. November 1924
Pumpernickelcrème, Saure Sahne Sauce
Restaurant Frintrop. Oberhausen-Dümpten, Mühlenstr. 116, Tel 0208.870975. Mi-Mo 17-22 Uhr, So und feiertags 12-14 & 17-22 Uhr. Di Ruhetag. www.restaurant-frintrop.de. Nur noch bis Ende Dezember geöffnet.
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