Samstag, 30. August 2025

Gourmetmeilen 2025: „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ auf Zollverein, Tag 2


Beim ersten Besuch auf der „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ am Eröffnungstag (klick hier) fiel mir auf, dass man mit einigen der angebotenen Bergmanns- und Gourmetgerichten herrliche kulinarische Challenges austragen könnte. Also war am gestrigen Freitag ein weiterer Besuch angesagt. Bei den Duellen sekundierte mir tatkräftig Slow-Food-Compañero Jochen; zum Sattwerden wurde auch noch das ein oder andere weitere Gericht verzehrt. 



Duell Himmel und Erde

Sowohl das Bliss als auch Mintrop's Restaurant M boten „Himmel und Erde“ als Bergmannsgericht an. Beide Versionen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Die mit 15 Euro teurere Variante des Bliss interpretierte den rheinischen Klassiker aus Blutwurst, Kartoffeln und Äpfeln auf spanische Art und kam auf dem Teller recht unscheinbar daher, während der mit 11 Euro eher preiswerte Teller unter dem mundartlichen Namen „Himmel & Äd“ fast experimentell angerichtet war. 



Bliss
Himmel und Erde
Iberico Blutwurst / Kartoffelpüree / marinierter Apfel / Brombeerjus, 15 Euro

Die Version vom Bliss stürzte mich in tiefste Irritation. Sowohl dem mit Brombeerlikör aromatiserten Bratenjus als auch den marinierten Äpfeln fehlten das animierende Süße-Säure-Spiel, das „Himmel und Erde“ bei den meisten Zeitgenossen, die keine Probleme mit Blutwurst haben, zu so einem befriedigenden Soulfood macht. Hier kam noch die gewöhnungsbedürftige Blutwurst vom Iberico-Schwein dazu, die eher an eine spanische Chorizo erinnerte als an den auf der Zunge zerfallenden Flöns kölnischer Art. Die Wurst war so hart, dass man ihr kaum mit dem Gourmetmeilenmesser zu Leibe rücken konnte, obwohl das, wie der Aufdruck auf dem Besteck-Tütchen versprach, „für alle Gerichte geeignet“ wäre.



Restaurant M
Himmel & Äd
Blutwurst-Kartoffelschnitte /Apfelkompott / Röstwiebel, 11 Euro
Das ist wohl die längste Blutwurst-Kartoffel-Praline, die je auf einen Gourmetmeilenteller gebracht wurde. Diese „Himmel und Erde“-Variante erreichte fast die Originalität der Präsentation dieses Gerichtes vom Gelsenkirchener Restaurant Heiner's vor vierzehn Jahren, bei der die Bestandteile zu einem Förderturm gestapelt worden waren (klick hier). Bei aller Witzigkeit der Präsentation war das Gericht geschmacklich herrlich ausgewogen und entsprach den traditionellen Erwartungen, In unserer Challenge zweifellos mein Favorit.


Duell Königsberger Klopse

Sowohl die Fischerei/Gärtnerei als auch Gummersbach präsentieren auf Zollverein den Klassiker Königsberger Klopse. Das Gericht gehört sicherlich in die klassiche Ruhrgebietsküche, aber dass die Fischerei/Gärtnerei ausgerechnet ihre vegane Version als Bergmannsgericht ankündigt, wundert doch. Schließlich kannten die Kumpel das Wort „vegan“ noch gar nicht, geschweige denn, dass sie sowas in de Mund genommen hätten. Da hätte die Bezeichnung Bergmannsgericht für die klassische Gummersbach-Version aus Kalbfleisch viel eher getaugt, mehr noch als für die als solches angebotene Currywurst, die ja eher in die Nach-Bergbau-Epoche des Ruhrgebiets gehört.




Fischerei/Gärtnerei
Königsberger Klopse Vegan
Kartoffelpüree / Rote Bete, 14 Euro
Och, war dat lecker! Auch wenn die veganen Königsberger Klopse, die ich gerne als gebrühte Könisberger Falafel bezeichnen möchte (woraus sie bestehen, ist Betriebsgeheimnis und wurde mir nicht mitgeteilt), nicht die Konsistenz der klassischen Kalbfleisch-Klopse hatten, vermengt mit der typisch hellen leicht säuerlichen Sauce, den üppig darauf verteilten leicht salzigen Kapern (die in der Beschreibung des Gerichtes gar nicht genannt wurden, aber natürlich dazu gehören), der süßen Roten Bete und dem samtigen Kartoffelpüree sorgte alles für ein Mundgefühl wie früher bei Oma.




Gummersbach
Königsberger Klopse
vom Kalb, frittierte Kapern, buttriger Kartoffelstampf, 13 Euro
Ich würde ja so gern die veganen Königsberger Klopse favorisieren, aber...
Natürlich boten die aus Kalbfleisch bestehenden Klopse von Gummersbach dem Messer genau den Widerstand, wie es sich gehört, und dazu einen feinen Fleischgeschmack, auch wenn man sie ohne Sauce probierte. Natürlich war die Sauce richtig elegant. Natürlich war die Rote Bete nicht nur süß, sondern auch tiefgründig erdig. Natürlich hatte das Püree eine betörende Butternote. Und natürlich brachten die frittierten Kapern noch einen besonderen Crunch ans Gericht (obwohl es für meinen Geschmack viel zu wenige waren).
So waren die Königsberger Klopse von Gummersbach sicherlich kein Bergmannsgericht, sondern gehörten eher in die Gourmetabteilung – und waren mein Favorit. 

Auf die Könisberger Klopse! 
Mit Klaus Gummersbach.



Was sonst noch gegessen wurde



Hofbräu im Königshof
Käs'spätzle
mit Original Schweizer Käse, Sahne, Frühlingszwiebeln mit Röstzwiebeln inder Pfanne geschemkt, 10 Euro
Sicherlich hätten der Bergleute, die früher auf Zollverein arbeiteten, dieses Gericht von jenseits des Weißwurstäquators geliebt. Angesichts der üppigen Zutaten und der versierten Zubereitung können sich auch die Besucher der Gourmetmeiule an diesem preiswerten und sogar vegetarischen sattessen, ohne noch ein zweites Gericht irgendwo anders probieren zu müssen.



Fischerei/Gärtnerei
Sliptong
Kartoffelpüree / Gurkensalat, 18 Euro
Zur Zeit ändert die „Fischerei“ in Essen-Rüttenscheid ihr Konzept und wird ab September als „Fleischerei“ firmieren. Dieses Gericht ist aber ein wunderbares Beispiel dafür, was wir an der „Fischerei“ vermissen werden.
Sliptong ist niederländische Handelsbezeichnung für kleine Seezungen. Hier ist sie perfekt zubereitet und zergeht auf der Zunge. Die Bezichnung Gourmetgericht ist treffend (auch wenn das Püree vielleicht etwas zu salzig war). 


Gourmetmeile Metropole Ruhr geht noch bis zum 31. August. Essen, Zollverein. Sa & So ab 12 Uhr. Alle Infos hier.
 
Zum Bericht über den Eröffnungstag klick hier. 

Freitag, 29. August 2025

Gourmetmeilen 2025: „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ auf Zollverein gestartet

Gelöste Stimmung auf Zollverein 

Eröffnung der „Gourmeile Metropole Ruhr“ durch den scheidenden Zollverein-Vorstand Hans-Peter Noll, Bürgermeisterin Julia Jacob und Meilen-Chef Rainer Bierwirth


Fünfzehn Jahre ist es es her, seit die erste „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ auf Zollverein stattfand, gedacht als „einmalige Veranstaltung zur Kulturhauptstadt 2010“, wie Rainer Bierwirth, als Vorstand des Gastronomenvereins „Essen...genießen e.V.“ Initiator der Aktion, bei seiner gestrigen Eröffnungrede betonte. Doch mittlerweile hat sich das kulinarische Fest vor der gewaltigen Kulisse des Welterbes Zollverein als feste Größe im Reigen der Gourmetmeilen im Ruhrgebiet etabliert, mit viel Ausstrahlungskraft über den städtischen Standort hinaus. Zugegeben, mittlerweile fehlen einige der schillernden Teilnehmer aus dem Michelin-Sterne- und TV-Bereich, die die Veranstaltung zu Anfang zierten, aber immerhin sind noch 13 Gastronomien aus Essen und Mülheim und einige weitere Standbetreiber am Start. Nach wie vor sieht das Konzept vor, dass es bei jedem Anbieter zum „normalen“ Angebot je ein „Gourmetgericht“ und ein „Bergmannsgericht" gibt, mit denen die gesamte Bandbreite der Küche im Ruhrgbiet abgebildet wird.




Bei der gestrigen Eröffnung hatten die Gastronomen und auch wir Glück. Wir, das waren der Genießer und die Pott-Gourmette (d.i. Silke von der Facebook-Seite „Mein kulinarisches Dortmund“ mit bürgerlichem Namen), hatten zwischen den heftigen Regenschauern am Nachmittag und am späteren Abend genug Zeit, um bei wunderbar lauen Temperaturen einen ersten Einblick in das umfangreiche Angebot zu gewinnen. Einiges konnten wir beim offziellen Eröffnungsempfang probieren, weitere Gerichte genehmigten wir uns danach in entspannterer Atmosphäre.


Grauburgunder vom Slow-Food-Weingut Höfflin
bei Gummersbach



Gourmetmeile Metropole Ruhr
Essen, Zollverein, 28.8.2025





Walkmühlen Restaurant
3 Frische Irische Felsenaustern 
mit Schwarzbrot und frischer Zitrone, 8 Euro 
und
Wachtel-Eier mit schwarzem Kaviar
6 halbe Wachtel-Eier mit 10g Premium-Stör-Kaviar, 15 Euro 
Nachdem Rino mit seinem „La Grappa“ auf Zollverein nicht mehr vertreten ist, hat das Walkmühlen Restaurant aus Mülheim die Versorgung der Gäste mit den Luxusgütern Austern und Kaviar übernommen. Die Austern waren von guter Qualität und im Vergleich zu anderen Gourmetmeilen sehr erschwinglich. Die Wachtel-Eier mit dem Kaviar waren allerliebst, die Frischkäsecrème dazu erfrischend, und über allem thronte ein Blini, wohl als Hinweis auf die ukrainische Herkunft von Walkmühlen-Betreiber Sergiy Sirik. Nur die marmeladensüße Balsamico-Crème als Deko war entbehrlich.



Da Vinci
Zuppa di Fagioli
Italienischer Bohneneintopf mit Salsiccia Picante, 10 Euro
Die cucina povera Italiens trifft sich ja gerne mit der Arbeiterküche des Ruhrgebiets, und so ist es einleuchtend, diese Bohnensuppe als Bergmannsgericht zu servieren. Statt Mettwurst war halt Salsisccia drin. Eine schöne Kräuternote, seis Thymian oder Bohnenkraut, hätte der Sache auch noch Pfiff gegeben.




Bliss
Pakoras
Indische Gemüserösti | Tomaten-Kokoscrème | saure Zwiebel, 7 Euro

Eine klasse Idee, den guten alten Reibekuchen indisch zu interpretieren. Leider war das Gemüseküchlein etwas sehr flüssig und mit Curry bzw. Kurkuma eindimensonal überwürzt.



Trattoria Trüffel
Pesce Spada alla Griglia
Gegrillter Schwertfisch mit frischen Kräutern auf Salat, 14 Euro

Ich hätte mir gwünscht, dass der edle Schwertfisch etwas liebevoller auf den Teller gebracht worden wäre. Etwas zu trocken gebraten, bekam er seine Würze fast ausschließlich von dem Knoblauch aus der Kräuterzubereitung.




Trattoria Trüffel
Coniglio con Verdure
Geschmorte Kaninchenkeule mit Sommergemüse, 13 Euro

Ich glaube, das erste Mal habe ich dieses Gericht vor vierzehn Jahre am Stand der Trattoria Trüffel gegessen, die damals noch von Diego Palermo geführt wurde. Und für die aktuelle Version seiner Nachfolger kann ich den Text von damals nur wiederholen (klick hier): „Was wäre die Ruhrgebietsküche ohne die Küche der eingewanderten Italiener! Und das Kaninchen gehört in Italien genauso traditionell auf den Speiseplan wie der Stallhase bei den hiesigen Bergleuten mit ihren Arbeitergärten. Deswegen sind die zart und saftig geschmorten Kaninchenkeulen gleichermaßen typisch für Italien wie fürs Ruhrgebiet.“



Hofbräu im Königshof
„Omas“ Rinderroulade
gefüllt mit Speck, Zwiebeln und gekörntem Senf, mit Soße, gedünstetem Wurzelgemüse und Kartoffel – Selleriestampf, 14 Euro
Momentan tut sich Lars Becker noch schwer, von seinem „Löwen“ am Kopstadtplatz ins „Hofbräu im Königshof“ am Willy-Brandt-Platz gegenüber dem Essener Hauptbhanhof zu ziehen. Aber es dauert nicht mehr lang, bis die bayerische Gastlichkeit in der Ruhrgebietsmetropole Essen komplett auf ein neues Level gehoben wird. Dass die Rinderroulade als „Gourmet-“ und nicht als „Bergmannsgericht“ angekündigt wird, mag irritieren, denn sie ist eine Spezialität, die Einwanderer aus Schlesien mit ins Ruhrgebiet gebracht haben. Aber letzten Endes ist es egal, denn so etwas Fanatstisches bekommt man auf der Gourmetmeile wohl kein zweites Mal. Das Fleisch löffelweich und saftig, die Sauce zum Reinlegen, die Beilagen schön schlotzig. Soulfood vom Feinsten.



Gummersbach
Valrhona küsst Birne
Mousse au chocolat von der Jivara Valrhona, Birnensorbet, 8 Euro
Ein Dessert wie aus Bilderbuch, wobei das Birnensorbet von keinem Trend-Eismacher besser gemacht werden könnte.

Gourmetmeile Metropole Ruhr geht noch bis zum 31. August. Essen, Zollverein. Fr ab 16 Uhr, Sa & So ab 12 Uhr. Alle Infos hier.

Sonntag, 24. August 2025

Nachgekocht: Gemüse-Bourguignon mit Spätburgunder (vegetarisch)


Als notorischer Gourmetmeilenhopper war ich in diesen Sommerferien ja ziemlich ausgelastet, denn es gab kaum ein Wochenende, an dem nicht in irgendeiner Ruhrgebietsstadt solch ein kulinarisches Straßenfest stattfand. Das Kochen am eigenen Herd blieb da weitgehend auf der Strecke, bis ich beim Scrollen durch meinen Facebook-Account auf das Rezept für eine vegetarische Pilz-Bourguignon von „Herrn Grün“ stieß (klick hier), bei der ich dachte, dass man sie einmal nachkochen könnte.

Wie das immer so ist, bei vorgefundenen Rezepten halte ich mich aber nur bedingt an die aufgeführten Zutaten; meistens benutze ich gerade das, was ich im Haus habe. Und so fristeten noch ein paar rote Zwiebeln vom Wünnerhof in der Elfrinhauser Schweiz und ein paar grüne Bohnen von der Bonnekamphöhe in Essen-Katernberg ihr Dasein im Gemüsekorb. Und die mussten jetzt dringend weg und landeten neben ein paar Champignons, Tomaten und Wurzelgemüsen aus dem Biosupermarkt in der Rotweinsauce.

Zutaten aus Gemüsekorb und Weinkeller

Wenn ein Gericht schon Bourguignon hießt (als Bœuf Bourguignon eigentlich ein klassisches Schmorgericht mit Rindfleisch), sollte auch Burgunderwein darin verkocht werden. Ein Gang in den Keller förderte eine Flasche Spätburgunder unplugged vom Ahr-Weingut Kreuzberg aus dem Jahr 2007 zu Tage, von dem ich nicht wusste, ob er nach fast zwanzig Jahren Lagerung überhaupt noch gut war. Doch schon das Öffnen wurde zu einer fast abenteuerlichen Offenbarung. Ein Duft von dunklen Beeren und Kirschen stieg mir in die Nase, im Glas war die Farbe ein durchscheinendes Schieferrot, und nach etwas Luft kam ein fülliger Madeira-Geschmack mit einer teerigen Schokoladennote auf die Zunge. Konterkariert wurde das Ganze durch eine frische Säure.



Ich opferte ein wenig von diesem Elixier für die Sauce, das dann zusammen mit der vorgeschlagenen Worcestersauce dem Ganzen eine für ein vegetarisches Gericht erstaunlich tiefgründige Umami-Note verlieh. Im ersten Augenblick hatte ich schmunzeln müssen, als ich diese englische Würzsauce in der Zuatenliste des Gerichtes fand, schließlich verorte ich sie eigentlich in die etwas altmodisch gewordene Oxtail-Küche der 1960er/70er Jahre, wo sie bei ambitionierten Hobbyköchen die schnöde Maggi-Würze ersetzte. Heute würde man wahrscheinlich eher Sojasauce oder – als Slow-Food-Snob – die italienische Fischsauce Colatura dafür verwenden.

Das fertige Gericht war jedenfalls eine wunderbar würzige Überbrückung zwischen den Gourmetmeilenbesuchen, und mit Vollkornbandnudeln als Unterlage sogar noch gesund.


Rezept: Gemüse-Pilz-Bourguignon mit Spätburgunder (vegetarisch)


2 rote Zwiebeln
1 Knoblauchzehe
350 g braune Champignons
4 Datteltomaten
1 rote Paprika
250 g Knollensellerie (geschält gewogen)
3 kleine Möhren
1 kleine Petersilienwurzel
grüne Bohnen
3 Zweige Thymian
3 Zweige Rosmarin
6 EL Olivenöl
1 geh. TL Piment d'espelette oder Paprikapulver scharf
1 TL Worcestersauce oder Sojasauce
150 ml Spätburgunder oder anderer Rotwein
Salz, Pfeffer
Tagliatelle

Grüne Bohnen putzen und in gesalzenem Wasser ca. sechs Minuten blanchieren. Wer hat, kan einen Zweig Bohnenkraut mit kochen. Bohnen abgießen und eiskalt abschrecken, damit sie ihre Farbe behalten.

Zwiebeln schälen und in grobe Würfel schneiden. Koblauch fein schneiden.
Champgignons vierteln oder halbieren, je nach Größe. Tomaten grob würfeln. Paprika inentkernen und in grobe Stücke schneiden. Seller großzügig schälen und in Wüfelschneiden.

Öl in einem schweren Topf erhitzen und Zwiebeln und Knoblauch darin glasig dünsten, bis sie leicht anbräunen. Champignons dazu geben, pfeffern und salzen und ebenfalls scharf anbraten. Dann Paprika, Tomaten und Sellerie dazu geben. Thymian- und Rosmarinzweige zu einem Sträußchen binden und dazu geben. Piment d'espelette und Worcestersauce dazugeben und alles noch einmal kräftig andünsten. Mit 50 ml Rotwein aufgießen und bei geschlossenem Deckel 20 Minuten schmoren lassen. Dann weitere 100 ml Rotwein dazugeben und ohne Deckel bis zur gewünschten Konsistenz einkochen lassen. Die blnchierten grünen Bohnen dazugeben und aufwärmen. Kräutersträußchen entfernen.

Anrichten:
Tagliatelle nach Packungsvorschrift gar kochen. Auf vorgewärmten Teller verteilen und mit der Sauce begießen. Evtl. mit etwas geriebenem Parmesan bestreuen.

Die Sauce schmeckt noch besser, wenn man sie erkalten lässt und wieder aufwärmt.

Zu einer weiteren vegetarischen Bourguignon mit Rote Bete klick hier

Donnerstag, 21. August 2025

Gourmetmeilen 2025: „Zu Gast in Recklinghausen“ gestartet

Um 16 Uhr waren die ersten Gäste da...



... um 18 Uhr war's rappelvoll.

In den letzten beiden Jahren waren unsere Besuche auf der Gourmetmeile „Zu Gast in Recklinghausen“ von heftigen Regengüssen begleitet, aber dieses Mal glänzte der Rathausplatz der Kreisstadt im fast münsterländischen Norden des Ruhrgebiets am Eröffnungstag im schönsten Sonnenschein. Und einmal mehr konnten wir erleben, wie sehr die Recklinghäuser ihr kulinarisches Stadtfest lieben. Ab 16 Uhr, als die acht Stände von Gastronomien aus Recklinghausen und der Nachbarschft öffneten, fanden sich die Gäste ein, und um 18 Uhr zum traditionellen Fassanstich war es dann rappelvoll.

So beliebt „Zu Gast in Recklinghausen“ auch sein mag, ob wir der Veranstaltung wirklich die Bezeichnung „Gourmetmeile“ anheften möchten, ist so eine Sache. Deftig-bodenständig ging es hier ja schon immer zu und die Portionen waren schon immer so üppig, dass man kaum den nötigen Hunger mitbringen konnte, um mehrere Gerichte zu probieren. Diesmal bot z.B. das NERO im Ratskeller ausschließlich Pizzen an (die zugegebener Maßen ganz gut aussahen, als sie vorüber getragen wurden), fast jeder Stand bot einen oder mehrere Burger an, und Poutines, diese übergroßen Portionen Pommes, gehörten auch allenthalben zum guten Ton. Ob sich für dieses Angebot die lange Anfahrtreise über die baustellenbewehrte A43 wirklich gelohnt hatte? Mein Slow-Food-Kollege Jochen und ich waren uns jedenfalls einig: „Das Leben ist eigentlich zu kurz, um auf einer Gourmetmeile Pommes zu essen“. Das kann man an jeder Bude zu Hause an der Ecke.

Alkohohlfreier Prosecco vorm Rathaus

Zum Glück war aber die „Gute Stube“ vom Parkhotel in Herne mit von der Partie. Dort hatte ich mir sofort zu Beginn den Bachsaibling mit Fregola Sarda bestellt, den ich als notorischer Gourmetmeilen-Hopper aber schon von „Bochum kulinarisch 2023“ (klick hier) her kannte und den ich deshalb in diesem Jahr in Bochum nicht gekostet hatte. Hier in Recklinghausen blieb mir aber nichts anderes übrig und mir war sofort klar, dass dieses Gericht von den anderen Anbietern kaum zu toppen war.

Hier also die Übersicht über die Gerichte, die wir schafften, bis uns der Geräuschepegel rundum zu hoch wurde. (Eine Bemerkung sei aber noch gestattet: Kaum hatte man sich auf einer der Bierbänke niedergelassen, um in aller Ruhe das Programmheft zu studieren, kam schon eine Servicekraft und fragte, was man denn trinken wolle. Solch eine aggressive Verkaufsstrategie hatte ich bislang nur noch bei „Castrop kocht über“ erlebt.) 

Zu Gast in Recklinghausen
20.8.2025


Haus Hölter
Gratinierter Ziegenkäse mit karamellisierten Äpfeln, Rucolasalat und Baguette
Die Scheiben Baguette tat ich beiseite, weil ich befürchtete, sie würden beim Fotografieren vom Teller fallen. Ansonsten fand ich die Kombination von Ziegenkäse und karamellisieretn Äpfeln ziemlich klasse. Allerdings war die Portion so groß, als wäre sie für zwei Personen bemessen.



Boente
Boentes Poutine
Süßkartoffel-Fritten mit veganen Filetstreifen, pinkem Hummus. Rotkrautsalat, Chili-Mango Dip
Eine Portion Pommes im neonfarbenen Chic, da hat sich einer was gedacht. Von der Masse her aber keine appetitanregende Vorspeise für eine Reise durch das Angebot einer Gourmetmeile, sondern eher die Grundlage für ein feuchtfröhliches Gelage.


Gute Stube im Parkhotel
Lobster Roll im Brioche Bun, Staudensellerie und Connecticut Cream
Hotdog vom Hummer könnte dieses Gericht auch heißen. Diese Lobster Roll scheint eine Mischung zu sein, wie man sie in in den US-Staaten Maine und Connecticut isst. Das Hummerfleisch wird in einer Butter-Mayonnaisen-Sauce gegart. Sehr appetitlich und schmackhaft; die wenigen Lauchzwiebelringe dominierten mit ihrer Schärfe ein wenig.



Gute Stube im Parkhotel
Bachsaibling mit Fregola Sarda, gehobelte Belper Knolle und Lauch
Fregola Sarda sind kleine runde Nudeln aus Sardinien, die schön gegart an Risotto erinnern. Die Belper Knolle ist ein Schweizer Rohmilchkäse, der gut gewürzt wie eine Trüffel aussieht. Diese beiden edlen Zutaten wurden mit einem tadellos auf der Haut gebratenen Bachsaibling-Filet serviert – köstlich und inspirierend. Allerdings musste die aromatische Belper Knolle aufpassen, dass die Lauchzwiebelringe ihr nicht den Rang in Sachen Schärfe abliefen.



Haus Hölter
Hölter's Krüstchen
Schweineschnitzel vom Rücken mit süßsaurem Kartoffelsalat und Spiegelei
Deftige westfälische Hausmannskost, irgendwie wie zu Hause.



NERO im Ratskeller
Bella Amalfi
Zitronensorbet aus der Zitronenschale
Eine wunderbare Erfrischung für einen heißen Sommertag. Allerdings schien mir die Präsentation nicht ganz durchdacht. Die hübsche Zitronenschale, die mit dem Eis gefüllt war, verschwand komplett in einem Pappbecher. Die da herauszupulen, um sie in ganzer Schönheit zu betrachten, erinnerte mich an einen Intelligenztest für Fingerfertigkeit, zumal die Aktion für den Genuss des Eises gar nicht nötig war.


Becky's
Klassische Herrencrème mit Rum
Das aßen die westfälischen Gutsherren zum Dessert: Sahne-Pudding mit Schokoraspeln und einem Schuss Rum. Hier auf dem Rathausplatz elegant in Szene gesetzt, sogar im Glas!


Zu Gast in Recklinghausen geht noch Sonntag, 24. August 2025. Do, Fr, Sa ab 16 Uhr, So ab 12 Uhr. Alle Infos hier

Sonntag, 17. August 2025

Gourmetmeilen 2025: „Bochum kulinarisch“ at it's best



"Trio del Mar" vom Neuzugang Tapas

Wettertechnisch war das diesjährige „Bochum kulinarisch“ ein Wechselbad der Gefühle. Am Eröffnungstag waren 35 Grad angesagt, aber nach dem Start um 17 Uhr fand ich die Situation auf dem Boulevard eigentlich ganz angenehm, was auch an dem entspannten Zusammensein mit einigen Kollegen lag. Zum Bericht bitte hier klicken.



Rosé im Glas

Am Donnerstag war es nicht weniger heiß und bedeckt, und bei dieser Schwüle reichte es bei mir nur zu einem leichten Mittagsmenü mit drei Gängen. Und das fand ich dann als kulinarische Erfahrung ziemlich sensationell, denn Hauptgang und Dessert verließen die ausgetretenen Gourmetmeilen-Gewohnheiten. Bei der Vorspeise war es etwas anders, denn die Suche nach einem kleinen frischen Gericht gestaltete sich da als eher schwierig, denn die angebotenen Portionen fand ich eigentlich für diesen Zweck viel zu groß. Ich entschied mich schließlich für drei eisgekühlte Austern vom Waldhaus, mit denen die nötige Frische an den Gaumen kam. Zum Hauptgang gab es dann keinen schweren Schmorbraten, sondern bei Diergardt den Picanha genannten gegrillten Tafelspitz, eine Zubereitungsart für dieses Stück Rindfleisch, die im wahrsten Sinne des Wortes erfrischend anders als gewohnt war. Zum Nachtisch gab es eine fast experimentelle Kombination von Vanilleeis mit Olivenöl und Meersalz beim Tucholsky.



Eiskaffee in der Tasse
(und nicht im Pappbecher wei anderswo)

Dennoch machte mir die Hitze am Donnerstag sehr zu schaffen, und so beschloss ich, den Freitag gourmetmeilenfrei zu machen. Samstag dann, bei fast frischen 21 Grad, traf ich mich am Nachmittag mit dem bewährten Gourmetmeilen-Hopper Christian, um mich mit ihm gemeinsam noch einmal durchzufuttern.


Leichtes Mittagsmenü
Bochum kulinarisch, 14.8.2025

Waldhaus
Drei Austern auf Eis und Holunderbier 
Dem Motto gemäß „Das Leben ist zu kurz, um auf einer Gourmetmeile Pommes zu essen“, bestellte ich mir natürlich Austern. Vor Jahren hatte Fiege nach dem Vorbild der Irischen Felsenauster mit Guinnes eine Art "Bochumer Frühststück" mit Austern und Schwarzbier kreiert. Jetzt konnte ich leider kein Schwarzbier kriegen - pink tat es aber auch.



Diergardt
Gegrilltes Picanha vom Black Angus Beef mit Chimichurri-Sauce, & marinerten Salatherzen
Bei Picanha handelt es sich um den guten alten Tafelspitz, der hier aber nicht gekocht, sondern auf amerikanische Art gegrillt wurde. Das Ergebnis war ein überraschend intensiver Fleischgenuss. Zu den auf der Karte angekündigten Beilagen gab es noch gehobelten Parmesan und einen unsüßen Granola-Crunch aus allerlei pikanten Cerealien.


Tucholsky
Hausgemachtes Vanilleeis mit Olivenöl und Meersalz 
Die exotische Kombination wurde extra für "Bochum kuilnarisch" kreiert und passte überraschend gut zueinander.


Samstaganachmittag auf dem Boulevard
Bochum kulinarisch, 16.8.2025



Tapas
Trio del Mar 
gegrillte Gambas, gegrillter Oktopus, frittierte Sardelle

Ein wunderbar anzusehender gemischter Grillteller, der einen in eine Strandbar am Mittelmeer versetzte. Der gegrillte Oktopus lag auf einem recht süßen (Feigen?)-Chutney, die Gambas hätten knackiger und weniger mehlig sein können.




Momo mio Momo
Fritto Misto & Chips Calamari, Gambas & Pommes 
mit hausgemachter Aioli

Leider wurden die tadellos frittierten Calamari-Ringe und Gambas sowie die leckere Aioli päsentiert, als hätte man den Teller aus der Pommesbude nebenan geholt. Dafür braucht man keine Gourmetmeile, da hätte ein Streetfoodmarkt gereicht.



Diergardt
Geflämmter Label Rouge Lachs 
mit Teriyaki-Lack, Mango, Chilli, Yuzu-Sesam & Cru de Cacao

Eine wahre Aromen-Battle fand auf diesem Teller statt, denn neben den annoncierten Zuaten war auch noch eine Art Senf-Mayo dabei. Ich hätte nie gedacht, dass Lachs und Kakao so schön zusammenpassen. Es kommt wohl auf die gekonnte Dosierung an.




Parkhotel
Tiroler Spinatknödel mit Parmesanschaum (vegetarisch)
Wer vom Bahnhof kommend gleich am ersten Stand von „Bochum kulinarisch“ einkehrt und dieses Gericht bestellt, braucht gar nicht mehr weiter zu gehen. Er wird satt und glücklich. Etwas heißer auf den Teller gekommen, hätten sich die Aromen von Parmesan und Spinat noch besser entfaltet.



Parkhotel
Irische Ochsenbäckchen 
Marsala Jus, Karotten-Apfel-Chutney, Aligot (frz. Kartoffelpüree)
Ein Schmorgericht der Spitzenklasse, warm (wenn's denn so ist), weich und voller umami, bei dem das auf den ersten Blick irritierende Karotten-Apfel-Chutney für einen fruchtigen Säurekick sorgt. Aligot ist eine mit Käse angereichertes Kartoffelpüree


Meistertrunk
Brisket vom Dry Aged Berkshire Schwein
Schongeschmort & gegrillt würzig, rauchige BBQ Soße mit Vanille & Whisky,

Spätsommer Salat, Grill Kartoffel, Chili Dip
Als wir am Eröffnungstag am Stand vom Meistertrunk vrbeikamen, umfing uns ein betörender Schweinbratenduft. Probiert wurde das Gericht allerdings nicht, was ich jetzt nachholte. Ein wenig enttäuschend war es allerdings dann doch. Das Fleisch war zwar wunderbar weich und nur mit der Gabel zerteilbar, aber im Innern ziemlich trocken. Die Vanillenote der Sauce fand ich aufdringlich, und die Grill-Kartoffel mit ihrem banalen Dip war eine entbehrliche Sättigungsbeilage. 




Livingroom
Variation von ‚Tarte Tatin‘ Törtchen
mit karamellisierter Banane, Edelschokolade & Sahne

Die Idee, den französischen Kuchenklassiker Tarte Tatin nicht mit karamellisierten Äpfeln, sondern mit Bananen zu machen, sorgte beim ersten Besuch beim meinen Genuss-Kollegen noch für gelindes Entsetzten. Jetzt entschloss ich mich, das Experiment zu wagen und war begeistert. Ich bekam ein großartiges Bananen-Schokoladen-Törtchen, das einen wunderbaren Abschluss unserer Schlemmerreise bildete. Nur die Bezeichnung Tarte Tatin wollte mir nicht einleuchten. Denn soweit ich am Stand beobachten konnte, wurde die Karamellisierung der Bananenzubereitung nicht durch das Backen auf dem Kopf erzeugt, sondern wie bei einer Crème Brulée durch Abflämmen mit dem Bunsenbrenner.

Bochum kulinarisch. Bochum, Massenbergboulevard. Heute noch ab 12 Uhr. Alle Infos hier.