Himmel & Erde à la Heiner's vor edler Kulisse:
Ein Förderturm aus Apfelgelee, Kartoffelplätzchen
und Blutwurst. Im Glas ein 2008er Spätburgunder
von Battenfeld-Spanier
Die "Essen genießen"-Brigade winkt dem hungrigen Volke zu.
Thomas und Axel Stauder, Zollverein-Chef Herrmann Marth und Rainer Bierwirth geben den Startschuss für die "Gourmetmeile Metropole Ruhr".
Entstanden war die Idee für die „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ im letzten Jahr zur Kulturhauptstadt, und wenn man sieht, wie jetzt die Gastronomen der Region die Ruhrgebietsküche vor der edlen Kulisse präsentieren, scheint ein großer, nachhaltiger Schritt für dieses Kellerkind unter den Regionalküchen Deutschlands ins Bewusstsein der Gourmets getan zu sein. Zum Konzept der Meile gehört, dass neben großartigen Feinschmeckergerichten jedes teilnehmende Restaurant auch ein „Bergmannsgericht“ im Angebot hat. Und da lassen sich die Ruhrgebietsköche nicht lumpen. Bei ihren Kreationen beweisen sie gleichermaßen Traditionsbewusstsein wie Experimentierfreude, so dass es eine Lust war, die Gerichte zu probieren. So hatte der Genießer das Gefühl, dass er nach der lockeren Eröffnung der Meile gestern um 12 Uhr das ganze Ruhrgebiet aufgegessen hatte. Dabei hatte er doch nur fünf Gerichte probiert! (Der offizielle Staatsakt mit OB und Minister fand erst um 18 Uhr statt. Doch da zog der Genießer ein Verdauungsschläfchen im Liegestuhl auf dem heimischen Balkon einem zweiten Gourmetmeilen-Besuch vor.)
Schon mittags war die Meile gut besucht.
Trattoria Trüffel: Coniglio alle verdure – Kaninchen mit Gemüse (9 Euro). Was wäre die Ruhrgebietsküche ohne die Küche der eingewanderten Italiener! Und das Kaninchen gehört in Italien genauso traditionell auf den Speiseplan wie der Stallhase bei den hiesigen Bergleuten mit ihren Arbeitergärten. Deswegen sind die zart und saftig geschmorten Kaninchenkeulen, die Diego Palermo mit mediterran gewürzten Gartengemüsen anbietet, gleichermaßen typisch für Italien wie fürs Ruhrgebiet.
Gummersbach: Getrüffelter Möhreneintopf mit Jakobsmuscheln (9 Euro). Damit dürfte ich Mama nicht kommen. Schweinebauch gehört in die Möhren durcheinander, aber Jakobsmuscheln und Trüffel? Das ist nicht richtig. Aber so ist nun einmal der kulinarische Strukturwandel im Ruhrgebiet. Dinge, von denen man gestern noch gar nicht wusste, dass man sie essen kann, werden heute mit Genuss verzehrt. Und die Trüffel auf dem Möhreneintopf könnten ein Klassiker der Cucina povera des Ruhrgebiets werden wie etwa Trüffel auf Spiegelei. Zum Reinlegen!
Vincent & Paul: Eintopf von zweierlei Erbsen mit Mettwurst (5 Euro). Das ist einer angekommen im Ruhrgebiet. Frank Heppner, der im Kulturhauptstadtjahr aus München kam, um im neuen Museum Folkwang im Restaurant „Vincent & Paul“ mit euro-asiatischer Küche einen internationalen Wind wehen zu lassen, hat seinen jungen Küchenchef Jan Schlögl einen Eintopf aus grünen und gelben Erbsen kreieren lassen, der mit seinem unspektakulären Auftritt auch meinen Vater, seins Zeichens Steiger auf Zeche Hagenbeck, in Verzückung versetzt hätte.
Schlemmen unterm Weltkulturerbe
Zollverein im Gourmetmeilen-Look
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