Der Text erschien erstmals in "Sortmund geht aus 2012"
Das Restaurant gibt es nicht mehr. Michael Dyllong betreibt seit 2021 das Steren-Restaurant THE STAGE.
Wenn der Titel dieses Restaurantführers für ein Lokal programmatische Bedeutung haben kann, so ist es der Palmgarden im Casino Hohensyburg. „Dortmund geht aus“ wird hier sinnfälliger als anderswo. Ob es nun am Dresscode der Spielbank liegt oder ganz einfach an der glamourösen Ausstrahlung der wuchtigen 80er-Jahre-Entertainment-Location im Umfeld des historischen Ausflugsziels Hohensyburg, selten habe ich so elegant gekleidete Gäste gesehen: die Damen häufig im Kleinen Schwarzen oder knappen Cocktailkleid, die Herren in Anzug mit Krawatte, obwohl die im Casino schon lange nicht mehr vorgeschrieben ist. Sogar die Kinder waren ausnehmend chic gekleidet. Kinder?, wird sich jetzt manch einer fragen, was haben die in einem Casino zu suchen? Doch der Palmgarden (samt seinem vorgelagerten Sunset Bistro) ist weit mehr als ein Treffpunkt für hungrige Herausforderer des Glücks an Spieltisch und Automat, sondern ein Restaurant, das sich für Familienfeiern genauso eignet wie für einen Feinschmecker-Ausflug in die Welt des Fine Dining. Perfekt eingedeckte Tische, eine höfliche und aufmerksame Kellner-Brigade, die unter der Aufsicht des gebürtigen Elsässers Christian Epp steht, all das macht einen Besuch im Palmgarden zu einem formvollendeten Restaurant-Erlebnis. Und das zu einem erschwinglichen Preis. Ein Drei- bis Vier-Gang-Menü kostet hier gerade einmal um die 38 Euro, das große sechsgängige Degustationsmenü 69 Euro.
In diesem Herbst macht der Palmgarden eine kleine PR-Offensive, und das mit gutem Grund. Die Küchenverantwortung hat jetzt der 24-jährige Michael Dyllong übernommen, der sich in kürzester Zeit schon als wichtige Bereicherung der Dortmunder Gastroszene erwiesen hat. Zwar war er am spontan gewählten Test-Abend nicht anwesend, doch das mit gutem Grund. Er musste sich bei der „Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs“ den Vizeweltmeister-Preis abholen, den er vor ein paar Wochen beim „Concours International des Jeunes Chefs Rôtisseurs“ in Istanbul gewonnen hatte. Aber auch ohne ihn brachte die Küchenmannschaft das „Weltmeister-Menü“ perfekt auf den Tisch: als Vorspeise „In Limonenöl confierter Hummer, Hummertaler mit Honigmelone, Bonitomousse mit Wildkräutern, pikante Gurkenscheiben und Tomatenchutney“, als Hauptgang „Lammrücken mit Kräuterbiskuit, Rotweinjus, Auberginen-Lauchgemüse und Kartoffelbordüre“ und als Dessert „Heiße Praline von der Zartbitterschokolade, Apfelgranite mit seinem Ragout, Ananascreme und Feigensauce“ (gesamt 38 Euro). Alles war auf den Punkt hin perfekt zubereitet und fantasievoll angerichtet. Die Weinbegleitung (16 Euro inkl. Empfangs-Cremant, Wasser und Kaffee) war unaufdringlich und angemessen: eine leicht fruchtiger weißer Bordeaux Château Anniche zum Hummer und ein nach Vanille schmeichelnder roter 2003 Viña Alberdi Reserva aus der Rioja.
Auch unser zweites, auf drei Gänge reduziertes Menü (29 Euro) zeigte deutlich, wie raffiniert in Michael Dyllongs Art zu Kochen der Eigengeschmack der Zutaten herausgearbeitet wird. Als Vorspeise gab es ein Karotten- und Ingwer-Schaumsüppchen mit einem Garnelenbitok (d.i. eine Art „Frikadelle“, wie der Kellner erklärte) als Einlage. Der Hauptgang war ein gebratenes Doradenfilet im Estragonfumet mit Wassermelonenbällchen, die allerdings ein wenig mit gleich großen Kirschtomaten rangen, auf einem köstlichen Püree von der Gartenerbse. Beim Nachtisch wurde die Küche ein wenig gefordert. Statt des vorgesehenen Beerentörtchens aus Valrhona-Schokolade mit Paprika-Himbeersorbet war ein Dessert gefordert, dass den Vorschriften der Trennkost entsprach. Die Küche löste diese Aufgabe überzeugend mit einem reichhaltigen Obstsalat. Die Weinbegleitung (ebenfalls 16 Euro inkl. Cremant, Wasser und Kaffee) bestand aus einem Elsässer Riesling 2009 von Kieffer und einem 2008 Pouilly Fumée von Louis Latour.
Das Restaurant gibt es nicht mehr. Michael Dyllong betreibt seit 2021 das Steren-Restaurant THE STAGE.
Wenn der Titel dieses Restaurantführers für ein Lokal programmatische Bedeutung haben kann, so ist es der Palmgarden im Casino Hohensyburg. „Dortmund geht aus“ wird hier sinnfälliger als anderswo. Ob es nun am Dresscode der Spielbank liegt oder ganz einfach an der glamourösen Ausstrahlung der wuchtigen 80er-Jahre-Entertainment-Location im Umfeld des historischen Ausflugsziels Hohensyburg, selten habe ich so elegant gekleidete Gäste gesehen: die Damen häufig im Kleinen Schwarzen oder knappen Cocktailkleid, die Herren in Anzug mit Krawatte, obwohl die im Casino schon lange nicht mehr vorgeschrieben ist. Sogar die Kinder waren ausnehmend chic gekleidet. Kinder?, wird sich jetzt manch einer fragen, was haben die in einem Casino zu suchen? Doch der Palmgarden (samt seinem vorgelagerten Sunset Bistro) ist weit mehr als ein Treffpunkt für hungrige Herausforderer des Glücks an Spieltisch und Automat, sondern ein Restaurant, das sich für Familienfeiern genauso eignet wie für einen Feinschmecker-Ausflug in die Welt des Fine Dining. Perfekt eingedeckte Tische, eine höfliche und aufmerksame Kellner-Brigade, die unter der Aufsicht des gebürtigen Elsässers Christian Epp steht, all das macht einen Besuch im Palmgarden zu einem formvollendeten Restaurant-Erlebnis. Und das zu einem erschwinglichen Preis. Ein Drei- bis Vier-Gang-Menü kostet hier gerade einmal um die 38 Euro, das große sechsgängige Degustationsmenü 69 Euro.
In diesem Herbst macht der Palmgarden eine kleine PR-Offensive, und das mit gutem Grund. Die Küchenverantwortung hat jetzt der 24-jährige Michael Dyllong übernommen, der sich in kürzester Zeit schon als wichtige Bereicherung der Dortmunder Gastroszene erwiesen hat. Zwar war er am spontan gewählten Test-Abend nicht anwesend, doch das mit gutem Grund. Er musste sich bei der „Confrérie de la Chaîne des Rôtisseurs“ den Vizeweltmeister-Preis abholen, den er vor ein paar Wochen beim „Concours International des Jeunes Chefs Rôtisseurs“ in Istanbul gewonnen hatte. Aber auch ohne ihn brachte die Küchenmannschaft das „Weltmeister-Menü“ perfekt auf den Tisch: als Vorspeise „In Limonenöl confierter Hummer, Hummertaler mit Honigmelone, Bonitomousse mit Wildkräutern, pikante Gurkenscheiben und Tomatenchutney“, als Hauptgang „Lammrücken mit Kräuterbiskuit, Rotweinjus, Auberginen-Lauchgemüse und Kartoffelbordüre“ und als Dessert „Heiße Praline von der Zartbitterschokolade, Apfelgranite mit seinem Ragout, Ananascreme und Feigensauce“ (gesamt 38 Euro). Alles war auf den Punkt hin perfekt zubereitet und fantasievoll angerichtet. Die Weinbegleitung (16 Euro inkl. Empfangs-Cremant, Wasser und Kaffee) war unaufdringlich und angemessen: eine leicht fruchtiger weißer Bordeaux Château Anniche zum Hummer und ein nach Vanille schmeichelnder roter 2003 Viña Alberdi Reserva aus der Rioja.
Auch unser zweites, auf drei Gänge reduziertes Menü (29 Euro) zeigte deutlich, wie raffiniert in Michael Dyllongs Art zu Kochen der Eigengeschmack der Zutaten herausgearbeitet wird. Als Vorspeise gab es ein Karotten- und Ingwer-Schaumsüppchen mit einem Garnelenbitok (d.i. eine Art „Frikadelle“, wie der Kellner erklärte) als Einlage. Der Hauptgang war ein gebratenes Doradenfilet im Estragonfumet mit Wassermelonenbällchen, die allerdings ein wenig mit gleich großen Kirschtomaten rangen, auf einem köstlichen Püree von der Gartenerbse. Beim Nachtisch wurde die Küche ein wenig gefordert. Statt des vorgesehenen Beerentörtchens aus Valrhona-Schokolade mit Paprika-Himbeersorbet war ein Dessert gefordert, dass den Vorschriften der Trennkost entsprach. Die Küche löste diese Aufgabe überzeugend mit einem reichhaltigen Obstsalat. Die Weinbegleitung (ebenfalls 16 Euro inkl. Cremant, Wasser und Kaffee) bestand aus einem Elsässer Riesling 2009 von Kieffer und einem 2008 Pouilly Fumée von Louis Latour.
-kopf
44265 Dortmund, Hohensyburgstr. 200
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