Samstag, 30. August 2025

Gourmetmeilen 2025: „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ auf Zollverein, Tag 2


Beim ersten Besuch auf der „Gourmetmeile Metropole Ruhr“ am Eröffnungstag (klick hier) fiel mir auf, dass man mit einigen der angebotenen Bergmanns- und Gourmetgerichten herrliche kulinarische Challenges austragen könnte. Also war am gestrigen Freitag ein weiterer Besuch angesagt. Bei den Duellen sekundierte mir tatkräftig Slow-Food-Compañero Jochen; zum Sattwerden wurde auch noch das ein oder andere weitere Gericht verzehrt. 



Duell Himmel und Erde

Sowohl das Bliss als auch Mintrop's Restaurant M boten „Himmel und Erde“ als Bergmannsgericht an. Beide Versionen hätten nicht unterschiedlicher sein können. Die mit 15 Euro teurere Variante des Bliss interpretierte den rheinischen Klassiker aus Blutwurst, Kartoffeln und Äpfeln auf spanische Art und kam auf dem Teller recht unscheinbar daher, während der mit 11 Euro eher preiswerte Teller unter dem mundartlichen Namen „Himmel & Äd“ fast experimentell angerichtet war. 



Bliss
Himmel und Erde
Iberico Blutwurst / Kartoffelpüree / marinierter Apfel / Brombeerjus, 15 Euro

Die Version vom Bliss stürzte mich in tiefste Irritation. Sowohl dem mit Brombeerlikör aromatiserten Bratenjus als auch den marinierten Äpfeln fehlten das animierende Süße-Säure-Spiel, das „Himmel und Erde“ bei den meisten Zeitgenossen, die keine Probleme mit Blutwurst haben, zu so einem befriedigenden Soulfood macht. Hier kam noch die gewöhnungsbedürftige Blutwurst vom Iberico-Schwein dazu, die eher an eine spanische Chorizo erinnerte als an den auf der Zunge zerfallenden Flöns kölnischer Art. Die Wurst war so hart, dass man ihr kaum mit dem Gourmetmeilenmesser zu Leibe rücken konnte, obwohl das, wie der Aufdruck auf dem Besteck-Tütchen versprach, „für alle Gerichte geeignet“ wäre.



Restaurant M
Himmel & Äd
Blutwurst-Kartoffelschnitte /Apfelkompott / Röstwiebel, 11 Euro
Das ist wohl die längste Blutwurst-Kartoffel-Praline, die je auf einen Gourmetmeilenteller gebracht wurde. Diese „Himmel und Erde“-Variante erreichte fast die Originalität der Präsentation dieses Gerichtes vom Gelsenkirchener Restaurant Heiner's vor vierzehn Jahren, bei der die Bestandteile zu einem Förderturm gestapelt worden waren (klick hier). Bei aller Witzigkeit der Präsentation war das Gericht geschmacklich herrlich ausgewogen und entsprach den traditionellen Erwartungen, In unserer Challenge zweifellos mein Favorit.


Duell Königsberger Klopse

Sowohl die Fischerei/Gärtnerei als auch Gummersbach präsentieren auf Zollverein den Klassiker Königsberger Klopse. Das Gericht gehört sicherlich in die klassiche Ruhrgebietsküche, aber dass die Fischerei/Gärtnerei ausgerechnet ihre vegane Version als Bergmannsgericht ankündigt, wundert doch. Schließlich kannten die Kumpel das Wort „vegan“ noch gar nicht, geschweige denn, dass sie sowas in de Mund genommen hätten. Da hätte die Bezeichnung Bergmannsgericht für die klassische Gummersbach-Version aus Kalbfleisch viel eher getaugt, mehr noch als für die als solches angebotene Currywurst, die ja eher in die Nach-Bergbau-Epoche des Ruhrgebiets gehört.




Fischerei/Gärtnerei
Königsberger Klopse Vegan
Kartoffelpüree / Rote Bete, 14 Euro
Och, war dat lecker! Auch wenn die veganen Königsberger Klopse, die ich gerne als gebrühte Könisberger Falafel bezeichnen möchte (woraus sie bestehen, ist Betriebsgeheimnis und wurde mir nicht mitgeteilt), nicht die Konsistenz der klassischen Kalbfleisch-Klopse hatten, vermengt mit der typisch hellen leicht säuerlichen Sauce, den üppig darauf verteilten leicht salzigen Kapern (die in der Beschreibung des Gerichtes gar nicht genannt wurden, aber natürlich dazu gehören), der süßen Roten Bete und dem samtigen Kartoffelpüree sorgte alles für ein Mundgefühl wie früher bei Oma.




Gummersbach
Königsberger Klopse
vom Kalb, frittierte Kapern, buttriger Kartoffelstampf, 13 Euro
Ich würde ja so gern die veganen Königsberger Klopse favorisieren, aber...
Natürlich boten die aus Kalbfleisch bestehenden Klopse von Gummersbach dem Messer genau den Widerstand, wie es sich gehört, und dazu einen feinen Fleischgeschmack, auch wenn man sie ohne Sauce probierte. Natürlich war die Sauce richtig elegant. Natürlich war die Rote Bete nicht nur süß, sondern auch tiefgründig erdig. Natürlich hatte das Püree eine betörende Butternote. Und natürlich brachten die frittierten Kapern noch einen besonderen Crunch ans Gericht (obwohl es für meinen Geschmack viel zu wenige waren).
So waren die Königsberger Klopse von Gummersbach sicherlich kein Bergmannsgericht, sondern gehörten eher in die Gourmetabteilung – und waren mein Favorit. 

Auf die Könisberger Klopse! 
Mit Klaus Gummersbach.



Was sonst noch gegessen wurde



Hofbräu im Königshof
Käs'spätzle
mit Original Schweizer Käse, Sahne, Frühlingszwiebeln mit Röstzwiebeln inder Pfanne geschemkt, 10 Euro
Sicherlich hätten der Bergleute, die früher auf Zollverein arbeiteten, dieses Gericht von jenseits des Weißwurstäquators geliebt. Angesichts der üppigen Zutaten und der versierten Zubereitung können sich auch die Besucher der Gourmetmeiule an diesem preiswerten und sogar vegetarischen sattessen, ohne noch ein zweites Gericht irgendwo anders probieren zu müssen.



Fischerei/Gärtnerei
Sliptong
Kartoffelpüree / Gurkensalat, 18 Euro
Zur Zeit ändert die „Fischerei“ in Essen-Rüttenscheid ihr Konzept und wird ab September als „Fleischerei“ firmieren. Dieses Gericht ist aber ein wunderbares Beispiel dafür, was wir an der „Fischerei“ vermissen werden.
Sliptong ist niederländische Handelsbezeichnung für kleine Seezungen. Hier ist sie perfekt zubereitet und zergeht auf der Zunge. Die Bezichnung Gourmetgericht ist treffend (auch wenn das Püree vielleicht etwas zu salzig war). 


Gourmetmeile Metropole Ruhr geht noch bis zum 31. August. Essen, Zollverein. Sa & So ab 12 Uhr. Alle Infos hier.
 
Zum Bericht über den Eröffnungstag klick hier. 

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