Dienstag, 31. Juli 2007

Aus dem Archiv: Mumm - Leichtes für die Leistung

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008".
Die Küchenleitung hat gewechselt.


Mintrops Land Hotel ist eines der originellsten Tagungshotels im Ruhrgebiet. Regelmäßig hoch dekoriert, bietet es in der ländlichen Höhenluft von Burgaltendorf genau die Mischung aus Abgeschiedenheit, zentraler Erreichbarkeit und ausgezeichnetem Service, die Firmen und andere Veranstalter von Tagungen und Seminaren überzeugt. Seit Maria und Harald Mintrop auch das Stadthotel auf der Margarethenhöhe betreiben, hat sich das Marketing des einst als „Burghotel“ etablierten Hauses etwas verändert. Doch die moderne Interpretation des Ländlichen steht nach wie vor im Vordergrund. Hier sticht einen nicht idyllisch der Hafer, sondern moderne Kunst und herausforderndes Design dominieren das Ambiente des Hauses, das durch permanente Erneuerung auf dem Laufenden gehalten wird. So hat erst unlängst die Schweizer Künstlerin Christine Frost das Bistro „Laiwenstrupp“ mit Kunstobjekten ausgestattet.

Einer der Pluspunkte von Mintrops Land Hotel ist die leistungsfördernde „Wellnessküche“, die als Seminarverpflegung angeboten wird. Diese leichte Zubereitung hat natürlich auch Eingang in das Angebot des mit viel Mut zum extravaganten Design eingerichteten Restaurants „Mumm“ gefunden, das vor Kurzem seinen zehnten Geburtstag feiern konnte. Nicht nur Hotelgäste können hier essen, auch andere Gäste werden mit Menüaktionen und kulinarischen Events umworben.

Wenn möglich, kocht Küchenchef Sven Heinroth mit Produkten aus der direkten Umgebung, schließlich liegt das Hotel nicht von ungefähr auf dem Gelände des Bauernhofs der alteingesessenen Familie Mintrop. Dennoch sind seine Gerichte eher modern als bodenständig und gehen gern jene Verbindung zum Mediterranen ein, die als schmackhaft und gesund gilt.

Unser entspanntes Mittagessen auf der großzügigen Terrasse bestand einerseits aus dem zweigängigen Saisonmenü für 18,50 Euro. Die Rote Zwiebelsuppe mit Parmesan-Crouton war zwar hübsch anzusehen, aber doch recht zwiebelig. Das Zanderfilet auf Safransauce mit sautiertem Chicoree und Oliven-Kräuterpüree war prima gebraten, die schöne gelbe Sauce aromatisch ausgewogen. Unser zweites Gericht stellten wir à la carte zusammen. Als Suppe gab es eine samtene Crème aus gelben Erbsen mit Flusskrebsen (4,50 Euro), eine schöne Vorspeise. Der Lammrücken in der Knoblauchkruste mit provenzalischen Kirschtomaten und Kartoffelgnocchi (18,90 Euro) war ein gelungenes Tellergericht: das Fleisch schön rosa gebraten, die Koblauchkruste pikant, die Kirschtomaten eine saftige Ergänzung zu den Gnocchi.

So gestärkt, hätte die Arbeit am Nachmittag eigentlich leicht von der Hand gehen sollen. Doch erinnerte der Ausflug aufs Land so an Urlaub, dass die getankte Energie dann doch weitgehend in die Sehnsucht nach Freizeit verpuffte.

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45289 Essen
Schwarzensteinweg 81
02 01. 57 17 10
tägl. ab 12 Uhr 

Aus dem Archiv: Kühnles Fisch und Wein Restaurant - An der Gräte gebraten

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008".
Das Restaurant gibt es nicht mehr.

Bis vor kurzem beherbergte der Gewölbekeller der stattlichen, im klassizistischen Stil erbauten Villa neben dem Hotel Jägerhof an der Kettwiger Hauptsraße ein italienisches Restaurant. Jetzt haben die Betreiber von Kühnles Restaurant im Mülheimer Schloss Broich die originellen Räumlichkeiten übernommen und dort ein Fisch-Restaurant eröffnet, doch wenn man im Sommer im Biergarten sitzt, umweht einen immer noch eine typisch italienische Atmosphäre von Eleganz und Morbidität. Diese Melancholie steht ein wenig im Kontrast zu den zahlreichen Flyern, die mitnahmebereit am Eingang liegen und die Kühnles-Häuser als aktions- und eventfrohe Läden ausweisen. Man merkt das schon an den Öffnungszeiten. Wenn in Kettwig Markt ist, hat das Lokal schon mittags geöffnet.

Fisch und Wein umschreibt genau das Angebot, was Kühnles bietet. Die Weinkarte umfasst qualitätsbewusste und klangvolle Namen wie Wittmann aus der Pfalz, Tesch von der Nahe oder Giacosa aus dem Piemont, alle mit hervorragenden und günstig kalkulierten Fischbegleitern von Grauburgunder über Riesling bis Roero Arneis vertreten.

Um es vorweg zu sagen, auf der Speisekarte wird, wer keinen Fisch mag, ebenfalls fündig. Unter der Rubrik „Fleischiges“ findet man so schön Konfektioniertes wie Rinderfilet mit Pariser Pfeffer-Sauce (19,80 Euro) oder Lammkoteletts auf dem Eisen gebraten mit Kräuterjus und Bohnenbündchen und Rosmarinkartoffeln (19,00 Euro). Die Standardfischkarte wirkt fast bescheiden mit gerade einmal vier Gerichten wie Riesengarnelen vom Grill (17 Euro), Zanderfilet auf Ratatouillegemüse mit Rosmarinkartoffeln (15,50 Euro), Seezungenröllchen auf Rieslingschaum (18 Euro) oder Forelle blau oder Müllerin (14,50 Euro). Die wahren Schätze liegen allerdings dem Tagesangebot gemäß in der Frischtheke oder sind auf den Tafeln annonciert. Da sollte man auf die Empfehlungen hören.

Bei meinem Testbesuch war das saisonbedingt eine Maischolle (14,50 Euro), die mit einigem Geschirraufwand, ansonsten jedoch mit küchentechnischer Zurückhaltung zubereitet, serviert wurde. Saftig und geschmacksintensiv an der Gräte nach Finkenwerder Art in Butter und Speck gebraten, lag sie platt und braun auf dem Teller, während Salzkartoffeln und Salat auf einem Extra-Teller serviert wurden. Vorher hatte ich mir noch eine Bretonische Muschelsuppe mit feinem Lauch, Kartoffeln, Sahne und frischen Kräutern (4,50) gegönnt, die sich als fröhliches Angelspiel entpuppte, denn die tiefe Löwenkopfterrine war gut mit Muscheln gefüllt.
-kopf

Essen-Kettwig, Hauptstr. 29

Sonntag, 29. Juli 2007

Aus dem Archiv: Landhaus Höppeler - Von hier aus

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008".

Seit 1989 führte Peter Höppeler das “petit restaurant” in Kettwig, und das war eine der ersten Adressen in Essen. Klein, französisch, von Restaurantführern hoch ausgezeichnet, versetzte es den Gourmet in eine Welt der gehobenen Küche. Im März 2007 sind die Höppelers umgezogen, in die Mülheimer Ruhrwiesen, quasi in Spuckweite von Schloss Hugenpoet und der Mintarder Brücke. Bodenständig, wie von hier, wirkt ihr neues „Landhaus Höppeler“. Fast möchte man sagen, typisch fürs Ruhrgebiet. Ein unprätentiöses Ausflugslokal für die ganze Familie, ohne Schwellenängste zu betreten. Kein feiner Salon, sondern ein gemütliches Wohnzimmer.

Selbstverständlich ist Peter Höppelers Küche dabei erstklassig geblieben, nur anders. Als Eurotoques-Chefkoch arbeitet er mit frischen, regionalen und natürlich produzierten Lebensmitteln. Fleisch und Gemüse bezieht er ausschließlich von Bio-Betrieben, auf den Wiesen vor dem Haus findet er aromatische Kräuter, in den Gärten der Umgebung frisches Obst. So schafft er eine Beziehung zur Region, in der er lebt, auch in den Gerichten. Landhausfrikadelle mit Stampfkartoffeln und Stielmus (9 Euro) oder Kotelett vom Bioschweinchen mit Blattspinat und Rosmarinkartoffeln (13 Euro) findet man auf der Speisekarte, während sich die Gänsestopfleber wie ein Überbleibsel vom „petit restaurant“ auf einer Spezialitätentafel an der Wand versteckt hat.

Von mittags bis spät abends gibt’s Essen bei Höppelers, nur unterbrochen von einem Päuschen von 15 bis 18 Uhr, wenn der Küchenchef mit dem Hund spazieren geht. Wer also um 16 Uhr hungrig ist, hier darf er’s sein. Dann füllen im Sommer die Kaffeetrinker und Kuchenesser die Terrasse am Straßenrand, und immer wieder tauchen Herrschaften auf, die sich die Räumlichkeiten des Hauses für eine Familienfeier ansehen wollen. Und auf meinem Teller dampfen Gerichte, die durch und durch Ruhrgebietsküche sind. Die gebratene Blutwurst auf Apfel- und Zwiebelringen mit Stampfkartoffeln (7,50 Euro) sind eine üppige Vorspeise, die eine einfache und schmackhafte Variante von „Himmel und Erde“ darstellt, wie sie im rheinischen Teil des Ruhrgebiets Tradition ist. Wie eine herbe Kindheitserinnerung wirkt anschließend der Hauptgang: gebratenes Kabeljaufilet mit Senfsauce, Stielmusgemüse und Salzkartoffeln (15 Euro): deftig, scharf, eine Gericht mit delikaten Ecken und Kanten, das in seiner Bodenständigkeit fast schon exotisch herausfordernd wirkt. Umso versöhnlicher stimmt dann der Nachtisch, ein köstlicher handgemachter Grießpudding mit Himbeeren (4 Euro), wie ihn Muttern einst mit ihren Fertigpuddingpulvern nie fertig bekommen hätte.
-kopf

Mülheim-Mintard, August-Thyssen-Straße 123
Fon 02054.18578
Mi-So 12-15 Uhr, 18-22 Uhr, Mo,Di geschlossen.
http://www.landhaus-hoeppeler.de/:

Aus dem Archiv: Jagdhaus Schellenberg - Essen mit Aussicht

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008".
Die Küchenleitung hat heute (2024) Marc Wimper.


Selbst bei Regen ist die Aussicht aus dem Biergarten vom Jagdhaus Schellenberg atemberaubend. Die schweren Tropfen, die auf die Tischplatten fallen, bilden beim Emporspritzen tulpenartige Kelche, und dennoch wird die Sehnsucht, an einem der Tische direkt am Terrassenrand zu sitzen und eines der nachmittäglichen Ferienangebote wie Kaffee und Kuchen oder kleine Speisen zu genießen, immer größer. Zwischen himmelhohen Bäumen glänzt von tief unten neblig-grau der Baldeneysee herauf, und man fragt sich: Sommer, wo bist du?

So melancholisch wie das Wetter draußen, ist die Stimmung hinter den Scheiben des Wintergarten-ähnlichen Anbaus des repräsentativen Fachwerkhauses ganz und gar nicht. Zahlreiche Geschäftsleute und andere Gäste nehmen zur Mittagszeit das Angebot des rasch servierten Business Lunch wahr, ein zweigängiges Menü wie etwa Crèmesüppchen von Zuckerschoten mit Buttercroûtons, in Knoblauch und Rosmarin gebratene Lammhüfte mit Flageolet-Bohnen und Gnocchi und Kaffee für 19,50 Euro. Noch schneller ist das Quick Menü auf dem Tisch, ein Tellergericht wie etwa in Kräutern geschmorter Kalbsbraten mit Backpflaumensauce, glasierten Kohlrabi und gebratenen Drillingen für 9,50 €. Doch selbstverständlich lässt sich auch mittags wie abends à la carte essen.

Küchenchef Andreas Mattern pflegt eine kreative Frischeküche, die sich munter und cross over bei allen möglichen Einflüssen bedient. Regionale, mediterrane oder orientalische Spuren lassen sich erkennen, und alles ist schön mit den aromatischen Kräutern gewürzt, die im Gärtchen vor dem Haus gezogen werden. Die Teller sind so fröhlich und appetitlich angerichtet, dass auch bei trübstem Wetter die Stimmung sofort steigt. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß an der Stielmuscrèmesuppe mit gebratener Blutwurst (6,90 Euro), die mir als eine süß-pikante Variante jenes heimischen Grünzeugs erschien, mit dem in früheren Zeiten Generationen von Kindern die Lust auf Gemüse verleidet wurde, das heute aber eine delikate Renaissance erlebt. Die in Vanille geschmorte Kaninchenkeule mit Gemüse-Cous-Cous und Minimais (17 Euro) versetzte mich aromareich in die Märchenwelt von tausend und einer Nacht. Das weiche, cremige Fleisch in der Gelben Vanillesauce kam fast sahnig daher, zusammen mit dem Cous-Cous musste ich beinahe an Hühnerfrikassee denken. Noch orientalischer lag mir zum Dessert das Sorbet von dunkler Schokolade und Olivenöl auf marinierten Beeren und Minzgelee (7,90 Euro) auf der Zunge, sicherlich wegen der Minze. Auch was beim Lesen der Speisekarte noch stutzig machte, erwies sich beim Essen als bittersüßer Genuss. Die dunkle Schokolade und das Olivenöl waren eine bei aller Erdigkeit eine himmlische Kombination.
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Essen-Stadtwald, Heisinger Str. 170a
Fon 0201. 437870
Mi-Sa 17.30-0.00 Uhr, So 12-22 Uhr, Mo, Di Ruhetag. 

Aus dem Archiv: Gasthof Brendel - Quadratur des Kreises

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2007/2008".
Das Restaurant existiert nicht mehr. Seit 2023 betreibt Dirk Brendel das Restaurant "Frau Specht" In Duisburg.

Über die Schönheit eines Schweinekoteletts wurde an dieser Stelle schon öfters philosophiert, aber das, was ich bei unserem diesjährigen Testbesuch im Gasthof Brendel auf den Tisch bekam, ist eine besondere Erwähnung wert. Die niederrheinischen Schweine, deren Fleisch Dirk Brendel aus der Umgebung bezieht, müssen mordsmäßige Kawenzmänner sein, denn dem Ausmaß nach erinnerte mich das Teil an ein texanisches T-Bone-Steak, von dem bekanntlich eine ganze mexikanische Familie satt werden kann. Etwa ein Drittel des Koteletts war in appetitanregende Scheiben geschnitten, der Rest bildete mitsamt dem Knochen eine Art archaischer Skulptur, goldbraun schimmernd gebraten. Darüber lag wie ein Brückenbogen die abgeschnittene, schön knusprig frittierte Schwarte, von der man krachend ein Stück abbeißen konnte, nachdem man sich zuerst am saftig-kernigen Muskelfleisch gütlich getan hatte.

Es scheint, als würde Dirk Brendel in seinem Gasthof mit der Gleichzeitigkeit von deftiger Bodenständigkeit und abgehobener Gourmetküche die Quadratur des Kreises schaffen. Trotz seiner Lage im rheinischen Duisburg-Friemersheim wirkt das Haus wie ein Ruhrgebiets-Idyll schlechthin. Umzingelt von Phänotypen der Multikulti-Imbissbuden-Kultur von chinesisch über griechisch bis türkisch und italienisch, bietet der Gasthof mit dem wohlgepflegten Ambiente einer Arbeiterkneipe aus der Nachkriegszeit ein Küchen- und Service-Angebot, dass mit erlesener Weinkarte, kapriziösem Amuse bouche und feinem Spargelschäumchen als Rachenputzer zwischen den Gängen auch den verwöhnten Gourmet z.B. aus dem nahen Düsseldorf zufrieden stellt (und mit seiner relativen Hochpreisigkeit auch blendend bestätigt). Logischerweise besingt aus den Lautsprechern nicht Heino den blauen Enzian, sondern Diana Krall säuselt etwas von einer Frim-Fram-Sauce.

Eigentlich ist es schade, dass ich hier unsere getesteten Gerichte aus Platzgründen nur kurz beschreiben kann, denn die handwerkliche Präzision, mit der Dirk Brendel Regionales und Mediterranes in Richtung Sterne-Küche dreht, hätte mehr verdient. Als Beilage zum derben Kotelett (22 Euro) gab es kontrastiv feinen Karamellspitzkohl und Kartoffel-Schalottenpüree. Der gebratene Zander auf rheinischem Sauerkraut mit Morcheln und Kartoffelstroh (23 Euro) war eine äußerst gelungene Kombination, in der die Säure des Krautes den Fisch schön ergänzte, während die Morcheln die dunkle Unterlage lieferten. Die Vorspeisen brachten kulinarische Weltläufigkeit auf den Teller. Das klassische Carpaccio vom niederrheinschen Rind mit Tomaten, Parmesan, Knoblauch und Basilikum (14 Euro) hätte es beim Italiener nicht besser geben können, während der Blutwurstknödel mit marinierter Gänsestopfleber, Kartoffel-Endivien-Püree und Schalotten (14 Euro) wie ein Ausflug in die ländliche französische Küche wirkte. Edel gaben sich die Desserts. Mousse von Valrhona-Schokolade mit Himbeeren (9 Euro) und grantinierte Weinbergpfirsiche mit Pinienkernen, Vanille und Rosmarinhonig-Sabayone (10 Euro) überzeugten durch seltene Zutaten und lustbestätigende Geschmackskombinationen.

-kopf

Duisburg-Friemersheim, Kaiserstr. 81

Mittwoch, 18. Juli 2007

Aus dem Archiv: Hugenpoettchen - Deftiges, fein gemacht

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008".
Das Schlosshotel Hugenpoet steht unter neuer Leitung. Das Restaurant firmiert heute unter dem Namen "Bistro in der Remise".

Schloss Hugenpoet, das kleine, aber feine Hotel in Kettwig, steht für Luxus schlechthin. Seit Herbst 2006 ist das Haus zwischen der Dienstleistungsmetropole Essen und der Landeshauptstadt Düsseldorf Mitglied der Vereinigung „The Leading Small Hotels of the World“, die vor allem internationalen Geschäftsreisenden exklusive Unterkünfte in aller Welt vermittelt. Wer schon einmal im schmucken Garten des allerliebsten Schlösschens oder auf der Terrasse des hauseigenen Gourmet-Restaurants „Nesselrode“ entspannt den Kopf in den Nacken legen durfte, weiß auch, warum. Alle fünf Minuten kann er am blauen Himmel über der Ruhr einen Flieger in die Einflugschneise des nahen Düsseldorfer Airports einschweben sehen, der potentielle und potente neue Gäste bringt.

Um ein Stückchen von dem edlen Luxus, den Hugenpoet bietet, abzubekommen, reicht es, den Vorhof des barocken Schlosses zu betreten. Dort, in der ehemaligen Remise, ist im eleganten Landhausstil das Zweitrestaurant Hugenpoettchen untergebracht, das zu durchaus zivilen Preisen eine bodenständige Küche mit gourmet-würdigem Aufwand auf den Teller bringt.

Der Jahreszeit entsprechend ging es bei unserem Besuch sommerlich-mediterran zu. Beim andalusischen Gazpacho (5,50 Euro), dem eiskalten Süppchen aus verschiedenen Gemüsen, gaben besonders die Gurken den erfrischenden Touch. Das pochierte Wachtelei als Einlage gab durch seinen Miniaturauftritt der rustikalen Vorspeise die typische Hugenpoet-Eleganz, umflort von den duftenden Aromen eines Thymiantoasts. Unsere zweite Vorspeise, gebratene Wachtel auf lauwarmen Linsengemüse
mit Kürbiskernvinaigrette (8,50 Euro), war eine wunderbare kleine Köstlichkeit. Besonders von den süß-sauren, durch das Kürbiskernöl in ihrer Nussigkeit unterstützten Linsen hätte ich gern mehr gehabt.

Deftig gaben sich die Hauptspeisen, doch auch das wurde durch die die Präsentation auf dem Teller elegant konterkariert. Der gefüllte Schweinefuß (16,50 Euro) war ein hübscher delikater Turmbau aus Scheiben von italienischem Zampone und mit Knoblauch aromatiserter Polenta auf dem Bett einer Ratatouile, bei der die Gemüse so fein gewürfelt waren, dass sie zum Garen kaum in der Pfanne liegen mussten und so ihr volles Aroma erhalten konnten. Hauptspeise Nummer Zwei, Saltimbocca von der Kalbsleber mit gebackenen roten Zwiebelringen und Kartoffel-Lauchpüree (17,50 Euro), war ein überzeugende mediterrane Variation eines Gerichtes, das meine Mutter früher oft gemacht hat – nur, dass sie Schweineleber nahm und diese auch nicht mit Salbei und luftgetrocknetem Schinken aromatisierte.

Die Nachtische, gratiniertes Erdbeer-Basilikumparfait
mit marinierten Erdbeeren und Vanilleschaum (5,50 Euro) und Aprikosentarte mit Thymian gebacken, weißes Schokoladensorbet und Aprikosenbrandyschaum (6,50 Euro), überzeugten dadurch, dass sie sich in ihrem ausgewogenen Süße-Säure-Spiel nicht an den durch den in der Kindheit durch billige Süßigkeiten verdorbenen Gaumen wandten, sondern an einen Erwachsenen, der gut und gerne mit Verstand verkostet.
-kopf