Sonntag, 29. Juli 2007

Aus dem Archiv: Landhaus Höppeler - Von hier aus

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008".

Seit 1989 führte Peter Höppeler das “petit restaurant” in Kettwig, und das war eine der ersten Adressen in Essen. Klein, französisch, von Restaurantführern hoch ausgezeichnet, versetzte es den Gourmet in eine Welt der gehobenen Küche. Im März 2007 sind die Höppelers umgezogen, in die Mülheimer Ruhrwiesen, quasi in Spuckweite von Schloss Hugenpoet und der Mintarder Brücke. Bodenständig, wie von hier, wirkt ihr neues „Landhaus Höppeler“. Fast möchte man sagen, typisch fürs Ruhrgebiet. Ein unprätentiöses Ausflugslokal für die ganze Familie, ohne Schwellenängste zu betreten. Kein feiner Salon, sondern ein gemütliches Wohnzimmer.

Selbstverständlich ist Peter Höppelers Küche dabei erstklassig geblieben, nur anders. Als Eurotoques-Chefkoch arbeitet er mit frischen, regionalen und natürlich produzierten Lebensmitteln. Fleisch und Gemüse bezieht er ausschließlich von Bio-Betrieben, auf den Wiesen vor dem Haus findet er aromatische Kräuter, in den Gärten der Umgebung frisches Obst. So schafft er eine Beziehung zur Region, in der er lebt, auch in den Gerichten. Landhausfrikadelle mit Stampfkartoffeln und Stielmus (9 Euro) oder Kotelett vom Bioschweinchen mit Blattspinat und Rosmarinkartoffeln (13 Euro) findet man auf der Speisekarte, während sich die Gänsestopfleber wie ein Überbleibsel vom „petit restaurant“ auf einer Spezialitätentafel an der Wand versteckt hat.

Von mittags bis spät abends gibt’s Essen bei Höppelers, nur unterbrochen von einem Päuschen von 15 bis 18 Uhr, wenn der Küchenchef mit dem Hund spazieren geht. Wer also um 16 Uhr hungrig ist, hier darf er’s sein. Dann füllen im Sommer die Kaffeetrinker und Kuchenesser die Terrasse am Straßenrand, und immer wieder tauchen Herrschaften auf, die sich die Räumlichkeiten des Hauses für eine Familienfeier ansehen wollen. Und auf meinem Teller dampfen Gerichte, die durch und durch Ruhrgebietsküche sind. Die gebratene Blutwurst auf Apfel- und Zwiebelringen mit Stampfkartoffeln (7,50 Euro) sind eine üppige Vorspeise, die eine einfache und schmackhafte Variante von „Himmel und Erde“ darstellt, wie sie im rheinischen Teil des Ruhrgebiets Tradition ist. Wie eine herbe Kindheitserinnerung wirkt anschließend der Hauptgang: gebratenes Kabeljaufilet mit Senfsauce, Stielmusgemüse und Salzkartoffeln (15 Euro): deftig, scharf, eine Gericht mit delikaten Ecken und Kanten, das in seiner Bodenständigkeit fast schon exotisch herausfordernd wirkt. Umso versöhnlicher stimmt dann der Nachtisch, ein köstlicher handgemachter Grießpudding mit Himbeeren (4 Euro), wie ihn Muttern einst mit ihren Fertigpuddingpulvern nie fertig bekommen hätte.
-kopf

Mülheim-Mintard, August-Thyssen-Straße 123
Fon 02054.18578
Mi-So 12-15 Uhr, 18-22 Uhr, Mo,Di geschlossen.
http://www.landhaus-hoeppeler.de/:

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