Montag, 1. September 2014

Aus dem Archiv: Habbel’s - Mitten ins kulinarische Herz

Der Text erschien erstmals in "Bochum geht aus 2015".
Update 2024: Mittlerweile hat der Koch Sigurd Marmetschke das Restaurant gepachtet.


Ein schönes Beispiel dafür, dass der Ennepe-Ruhr-Kreis nicht nur das grüne Herz des Ruhrgebiets ist, sondern auch das kulinarische, ist die traditionsreiche Kornbrennerei Heinrich Habbel in Sprockhövel-Hasslinghausen. Michael Habbel hat das Familienunternehmen zu einem der führenden Betriebe dieser Art im Lande gemacht. Die Brände, Schnäpse und Liköre des bekennenden Anhängers des Slow-Food-Idee sind handwerkliche Spitzenprodukte, und seit klar ist, dass seine Tochter Michaela den Betrieb weiterführt, ist er auch wieder in die Whiskyproduktion eingestiegen. Denn das Herstellen dieser delikaten Spirituose ist eine langwierige, generationenübergreifende Angelegenheit.

Zur Brennerei gehörte schon immer eine Gaststätte, und auch die ist unter Michael Habbels Ägide vom Dorfgasthaus zu einem Spitzenrestaurant verwandelt worden – sichtbar nicht zuletzt an dem gläsernen Bistro, mit dem er vor einigen Jahren den historischen Bau erweitert hat. Mit seinen Küchenchefs versucht er, seine Idee von einer französisch und auch asiatisch inspirierten, regionalen Landhausküche zu verwirklichen. Vor einiger Zeit gewährte er dem österreichischen Spitzenkoch Christian Exenberger für kurze Zeit Asyl, doch der driftete zu sehr in Richtung Sterneküche ab. Jetzt leitet der Düsseldorfer Roland Rohm die Küchencrew und bringt eine elegante Bodenständigkeit auf die Teller, die auch von den Gästen aus der Nachbarschaft gewürdigt wird.

Das viergängige Menü aus einer „Matjestrilogie“, Kohlrabi-Süppchen, Bullentafelspitz und Brownie zum Dessert fand ich für moderate 39 Euro recht bestechend, doch die normale Karte enthielt einige Gerichte, die auch nicht ohne waren. So las sich der rohe Thunfisch mit Wassermelone, Fetakäse, Limette und Reis-Wasabi-Eis (16 Euro) so exotisch, dass ich nicht widerstehen konnte, ihn zu bestellen. Und ich tat recht damit: Die in acht Häppchen angerichtete Vorspeise war erfrischend, knackig und pikant, einfach großartig. Genauso mein Hauptgericht, ein Kotelett vom Duroc-Schwein auf Kartoffel-Erbsen-Stampf, farbenfroh dekoriert mit allerlei essbaren Blüten (18 Euro). Mehr als zwei Finger dick, in einer feinen Panade goldgelb ausgebraten, war es ein handfestes Erlebnis. Wie durch Butter ging das Messer durch das Fleisch, das zart und ungemein saftig auf der Zunge zerging. Dazu ließ ich mir eine fantastische australische Cabernet Sauvignon-Merlot-Cuvée „Wildcard“ von Peter Lehmann (0,2-l-Glas 7 Euro) empfehlen, und auch das war gut so. Denn die Lektüre der mehrere Folianten dicken Weinkarte mit über 1000 Positionen, die auf Michael Habbels privater Bordeaux-Sammlung basiert, hätte mich schlichtweg überfordert. Ähnlich wäre es beim Digestif gewesen, bei dem man ja aus der gesamten Produktion der Brennerei hätte schöpfen können. Auch da war ich froh, zu einem hausgemachten Pflaumenlikör eingeladen zu werden. Welche Qualität die hauseigene Produkte haben, war auch beim Dessert zu entdecken, einer mit Whisky parfümierten Schokoladenmousse mit Armagnacpflaumen, in die ich mich hätte hineinlegen wollen (8 Euro).
-kopf

45549 Sprockhövel-Hasslinghausen, Gevelsberger Straße 127
Fon 0 23 39. 91 43 12
Mi-Sa 18-22.30 Uhr, So 12-14.30 und 17-22 Uhr. Mo,Di geschlossen
https://habbel-restaurant.de/

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