Sonntag, 9. August 2020

Mal woanders: Ein Jahr Eric Werners „astrein“ in Köln

Eric Werner vor seinem Restaurant im "Veedel"

Viele Genussbereit-Leser kennen Eric Werner noch aus seiner Zeit in der „Résidence“ in Essen-Kettwig. 2012 trat er gemeinsam mit Erik Arnecke die Nachfolge von Henri Bach an (klick hier), der in jahrzehntelanger Bständigkeit auf höchstem Niveau zwei Michelin-Sterne für Berthold Bühlers Gourmet-Institution erkochte. Die junge Doppelspitze verteidigte die hohe Auszeichnung mühelos, und als Erik Arnecke 2015 die „Résidence“ verließ, gelang das auch Eric Werner als nunmehr alleiniger chef de cuisine. Doch bereits ein Jahr später entschloss sich Patron Berthold Bühler, sein Restaurant zu schließen (klick hier).

 Gemütlichkeit im Großstadtdschungel

Eric ging zurück in seine Heimatstadt Köln und wurde Küchenchef im „Himmel un Äd“ im Hotel am Wasserturm, eine atemberaubende Location mit wunderbarer Aussicht über die Domstadt. Auch hier erkochte er rasch einen Michelin-Stern (klick hier), doch lange konnte er diesen Erfolg nicht genießen. Das Hotel wurde verkauft, und die neuen Eigentümer hatten nur wenig Interesse an einem kostenintensiven Sterne-Restaurant in ihrem Haus und schlossen das „Himmel un Äd“. Nach zwei Schließungen, für die er nichts konnte, war es an der Zeit, sich auf eigene Füße zu stellen. Er eröffnete im August 2019 das „astrein“ in Köln, im Agnesviertel, vom Kölner Mediapark nur durch einen Bahndamm getrennt– und bekam im ersten Jahr prompt wieder einen Michelin-Stern.


Cool im astrein:  Service und Küche

Astrein, das ist im Holzhandel eine Kategorie für das beste Holz, und entsprechend astrein soll auch das Essen sein, das Eric in seinem Restaurant anbietet. Astrein, das ist aber auch ein nostalgisch wirkender Ausdruck aus der Jugendsprache einer Zeit, als die Jeans noch Nietenhosen hießen und man coole Sachen noch knorke nannte – oder eben astrein. Und so ist auch das Restaurant. Auf der einen Seite auf der Höhe der Zeit ausgestattet – den gar nicht so großen Gastraum dominiert eine Tapetenwand, auf der allerlei Urwaldgetier sein Wesen treibt und die den Dschungel der Großstadt symbolisieren soll. Auf der anderen Seite ist es gemütlich wie eine Kneipe im „Veedel“ – aber mit Michelin-Stern. Während des Corona-Lockdowns gab es neben einem Take-Away-Menü auch ein Fenster, durch das hausgemachtes Eis verkauft wurde. –eine Idee, von der Eric immer noch begeistert ist. Wer weiß, vielleicht macht er ja noch einmal eine Eisdiele auf.

 Restauranttester bei der Arbeit

Vorspeise im Cocktailglas

Den Lockdown hat das „astrein“ jedenfalls ganz gut überstanden. Ob der Sommer, der bislang folgte, hätte besser laufen müssen, weiß Eric nicht. Er hat ja noch keinen „normalen“ Sommer hinter sich. Am Samstag feierte er jedenfalls den ersten Geburtstag seines Ladens mit einem lockere, kleinen Presse-Menü, das zeigte, was er sich unter einer astreinen Küche vorstellt. Das, was auf den Teller kam, war ebenfalls auf der Höhe der Zeit, in der Form des Anrichtens oder etwa und bei der Auswahl „erdiger“ Zutaten wie Heilkräuter und Sauerampfer für Sorbet und Eis. Ganz klassisch französisch, fast brav hingegen war der Aufbau des Menüs. Auf eine vegetarische Vorspeise folgte ein Meeresfrüchtegang mit Kaisergranat und als Hauptgang selbstverständlich ein Fleischgericht mit Bison-Filet– alles begleitet von sorgsam ausgewählten Weinen mit schönen ergänzenden Aromen. Dass es keine handwerklichen Schnitzer gab, braucht man wohl nicht extra zu erwähnen. Der Genießer bereute es jedenfalls nicht, den Ausflug aus dem Ruhrgebiet nach Köln gemacht zu haben. Astrein ist knorke.

Das Astrein-Geburtstagsmenü vom 8.8.2020


Grüße aus der Küche
Eingelegte Kirsche, Couscous, Karotten im Nori-Blatt


Weiße Tomatenmousse mit Ananas-Tomate,
Kartoffel-Oliven-Liwanze und Zitronenricotta
2015 Le Domaine Blanco de Guarda, Abadia de Retuerta, Castill y León 


Kaisergranat mit Zerbinati Melone und Sorbet von Heilkräutern
2019 Rosé et Or, Chateau Minuty, Provence


Filet vom Bison
mit Mais Relish, Mirabellen, Pfifferlingen und Cassis Jus
2015 Jonathan’s Ridge Pinotage, Springfontein, Südafrika


Biskuitroulade mit Vanille-Grand-manier-Crème,
Sauerampfereisn und Sud von Ingwer und grünem Apfel
2016 Scharzhof Riesling, Egon Müller, Mosel






astrein. Krefelder Straße 37, 50670 Köln., Tel. 0221/95623990. Di- Sa 17-23 Uhr. Ruhetag: So, Mo. ww w.astrein-restaurant.com

Der Genießer bedankt sich für die Presse-Einladung.

2 Kommentare:

  1. Tolles Restaurant,freundliche um kompotente Bedienung und eine gechmackvolle inovative Küche

    AntwortenLöschen
  2. Innovative Küche, sieht grandios aus;)

    AntwortenLöschen