Nicht erst am letzten Tag der Gourmetmeile wurde klar, dass die die Wiederbelebung der „GourmeDo“ eine goldrichtige Entscheidung war. Es waren turbulente, aber friedliche und heitere Tage, die mit der Dortmunder Gourmetmeile stattfanden. Wohlweislich hatte ich mich immer schon zur Mittagszeit unter dem Magic Sky auf dem Friedensplatz eingefunden, um mich in Ruhe den kulinarischen Angeboten hingeben zu können. Der Trubel, der allabendlich entstand, wenn sich das Pagodenzeltdorf vom Freiluftrestaurant in eine brodelnde Partymeile verwandelte, hätte meine genießerischen Multitasking-Fähigkeiten wahrscheinlich ziemlich überfordert. Wie mir wohlunterrichtete Kreise kolportierten, wurde jeden Abend bis weit in die Nacht gefeiert. Dass ich durch meine Abwesenheit dabei das fast mediterrane Farbenspiel der Dämmerung für wunderschöne Fotos verpasste, nahm ich ganz einfach in Kauf.
Die Idee, in einem besonderen Zelt täglich wechselnd vier befreundete Sterneköche aus NRW zu präsentieren, macht die „GourmeDo“ schon jetzt zu dem Spitzenevent unter den Gourmetmeilen im Ruhrgebiet. So war die Gourmetmeile eine Art kulinarisches Fortbildungsseminar, bei dem ich mich kurz, knapp und erschwinglich auf den letzten Stand des State of Art der Ein-Sterne-Küche im Land bringen lassen konnte – auch wenn die Gerichte in den jeweiligen Restaurants komplexer sein mögen. Am ersten Tag war Laurin Kux vom frisch ausgezeichneten Restaurant „BOK Brust oder Keule“, den ich noch gar nicht kannte, zu Gast. (Zum Bericht über seine Gerichte bitte hier klicken.) Es folgte am Tag Toby Weyers vom „Restaurant Hannappel“ in Essen (zu meinem Restaurantbericht bitte hier klicken, zu den Gerichten auf der „GourmeDo“ hier).
Am dritten „GourmeDo“-Tag tischte Michael Dyllong auf, mittlerweile der Senior unter den Sterneköchen in Dortmund. Ich konnte schon über ihn berichten, als er vor über zehn Jahren die Küche des „Palmgarden“ in der Spielbank Hohensyburg übernahm (klick hier). Schon kurze Zeit später wurde das Restaurant mit einem Michelinstern ausgezeichnet und konnte so an die glorreiche Zeit von Thomas Bühner anknüpfen. In den Corona-Wirren verließ Michael den „Palmgarden“, gründete mit „The Stage“ sein eigenes Restaurant und fuhr sofort wieder einen Michelinstern ein.
GourmeDo 2023, Tag 3
1. Juli 2023
Michael Dyllong
The Stage
Lachs aus Schottland │ Thai-Gurke │ grüne Tomate │Wasabi
14 Euro
Elegant unter Brotchips versteckt, vereinigten die ausgesuchten Zutaten sommerliche Frische, wohlige Schärfe und melancholische Bitterkeit.
Michael Dyllong
The Stage
John Stone Dry Aged Beef „Tatar“
Rote Bete │ Rauchaal │ Kartoffel
14 Euro
Wer mit dem Begriff „Tatar” eine Portion Hack- oder Schabefleisch assoziiert, wundert sich vielleicht, wenn er drei Rote-Bete-Kugeln auf dem Teller vorfindet. Doch das Gericht ist listig wie ein Hütchenspiel. In zwei der Kugeln ist das mit Rauchaal noch einmal aromatisierte irische Dry-Aged-Beef der Spitzenklasse versteckt – ein handwerklicher Aufwand, den man auf einer Gourmetmeile nicht vermuten würde.
...und sonst noch
Tapa & Delikat Essen
Doradenfilet │ Bisque Espuma │ glasierte Orangen
15 Euro
Frisch in der Pfanne saftig und knusprig gebraten. Ein für den Gourmetmeilen-Trubel mutiges Gericht, weil es „á point“ fertig sein muss. Der Bisque Espuma war zwar nicht unbedingt schaumig, hatte aber ein schönes Fisch-Safran-Aroma.
Am vierten Tag war Eric Werner vom Restaurant „astrein“ in Köln im Sternenzelt auf der „GourmeDo“ zu Gast. Nachdem Eric – z.T. gemeinsam mit Erik Arnecke -Küchenchef im Essener Sternetempel „Résidence“ war (klick hier), ging er nach Köln, um erst im „Himmel un Äd" im Hotel im Wasserturm (klick hier) und dann in seinem eigenen Restaurant „astrein“ einen Michelin-Stern zu erkochen (klick hier).
GourmeDo, Tag 4
2. Juli 2023
Eric Werner
astrein
Fein geschnittener Heilbutt
Vichyssoise Soße | kleines Gemüse
14 Euro
Eine Vorspeise wie in Monument und dabei ein pures Vergnügen, denn die Eigenaromen der Zutaten wurden funkelnd auf den Punkt gebracht. Als grüne Basis dient ein Kartoffel-Lauch-Süppchen.
Eric Werner
astrein
Saiblingsstrudel leicht geräuchert
Sternanis | Nelken-Ananas-Tomaten | eingelegte Aprikosen | Verjus Soße
16 Euro
Einmal mehr eine amtliche Portion als Hauptgericht im Sternenzelt. Fruchtig frisch und trotzdem sättigend. Und witzig angerichtet, die Verjus Soße als Tümpelchen in einer Püree-Mulde. Für den Fotografen war es übrigens eine Herausforderung, den Teller im Self-Service zum Tisch zu balancieren, damit die Fettäuglein des Sauerampferöls nicht überschwappten und auf dem Bild auch schön lecker zur Geltung kamen.
Zum guten Schluss
Tapa & Delikat Essen
Ochsenbäckchen 48 Stunden gegart
Blumenkohlcreme | glasierte Schalotten | Portwein Demi Glace
15 Euro
Weil immerhin die beiden Sterneköche an Tag 1 und 2 geschmortes Fleisch als Hauptgericht im Angebot, war es an der Zeit, zu gucken, was es woanders gab. Die Ochsenbäckchen vom „Tapa“ standen in ihrer löffelweichen Konsistenz den Sternekreationen in Nichts nach. Vielleicht waren sie etwas deftiger. Und vielleicht sah die Sauce nicht so samtig aus wie man von einer eine Demi Glace erwartet. Aber sie schmeckte.
Miss Mai & NoMoreRice
Tod durch Schokolade
Schokoladen-Erdnuss-Kuchen | Miso-Creme | Chili
7 Euro
Was für ein Dessert zum guten Schluss. So schön kann es sein, bei Miss Mai zu sterben.
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