Samstag, 1. Juli 2023

Gourmetmeilen 2023: Sonnenschein und Sternenglanz bei Tag 2 der „GourmeDo“

Der Sonnenschein des zweiten GourmeDo-Tages funkelt im Eistee

Urlaubsstimmung in Dortmund

Was so etwas Sonnenschein doch ausmacht. War am Starttag der „GourmeDo“ der Himmel über dem Friedensplatz noch grau, so tauchte die Sonne am zweiten Tag die Dortmunder Gourmetmeile in eine herrliche Urlaubsatmosphäre. Mich trieb es erneut nach Dortmund, denn auch am Freitag gab es Gerichte in Sternequalität zu probieren. Toby Weyers vom Essener „Restaurant Hannappel“ war mit zwei Gerichten Gastkoch im „Sternenzelt“, und das wollte ich mir nicht entgehen lassen. Jahrelang war das „Hannappel“ sozusagen das Sternerestaurant der Herzen in Essen, ohne jemals den ersehnten Michelinstern zu bekommen. Aber nachdem Patron Knut Hannappel Toby Weyers als Küchenchef ins Boot holte, war das Eis endlich gebrochen. Seitdem leuchtet die Auszeichnung über dem Traditionshaus in Essen-Dahlhausen.


Gastkoch Toby Weyers (vorn) und Sommelier René Sampaio
vom „Restaurant Hannappel" in Essen

Und auch ein drittes Sternegericht stand auf meiner Probier-Agenda noch aus. Am regulären Stand von Michael Dyllongs „The Stage“ war ich am Donnerstag von dem Trüffel-Risotto so beeindruckt, dass ich das zweite Gericht, den Hummerrisotto, ebenfalls unbedingt probieren wollte. Darüber hinaus hatte ich auch noch das Kalbsschnitzel vom „Schönen Leben“ im Visier – schließlich hatte ich auf den Gourmetmeilen in Castrop und in Essen schon die Schnitzel-Gerichte probiert, und da drängte sich der Vergleich auf.


Hier also meine Ausbeute des zweiten Tages auf der „GourmeDo“- Zuzüglich den Fotos von zwei Tellern, die ich nicht selbst bestellt hatte, sondern bei denen ich nur mitnaschen konnte.


GourmeDo 2023, Tag 2
30.6.2023



Toby Weyers
Restaurant Hannappel
Gebeizte Garnele | Kirsche | Spargel
14 Euro
Was mich an der Sterneküche immer fasziniert, ist die optische Anrichtung der Gerichte auf dem Teller. Es heißt nicht umsonst „Das Auge isst mit“. Dachte ich noch beim ersten Blick, dieses Vorspeisengericht ist aber klein, wurde ich angesichts der Farbexplosion, die sich mir auf dem Teller bot, dann sofort gefesselt. Wie da aus den wenigen Zutaten Garnele, Kirsche, Spargel und Kräutern ein fesselndes Chaos aus Farben und Formen präsentiert wurde, das sich mit manchem modernen Kunstwerk messen konnte, war beeindruckend. Und wie dann beim Essen die Kombination der Geschmackskomponenten süß, sauer, salzig und pikant Ordnung ins Chaos brachte, das war hohe kulinarische Kunst.




Toby Weyers
Restaurant Hannappel
Kalb | Spinat | Zwiebel
16 Euro
Das Hauptgericht – ohne Fleisch kann das auf einer Gourmetmeile wohl nicht gehen – sah im Gegensatz zur Vorspeise dann eher aus wie solide Hausmannskost. Das Stück Kalbfleisch war zwar nicht so umfangreich wie das Rind von Gastkoch Laurin Cux am Vortag (klick hier), aber immer noch von amtlicher Größe bei dem Preis. Es war so weich geschmort, dass man es nicht nur mit dem Löffel, sondern fast mit dem Strohhalm genießen konnte, und dabei doch so kernig im Geschmack, dass man das Kauen nicht vermisste. Ich erinnere mich noch, wie Toby Weyers vor Jahren einmal davon erzählte, wie er am Anfang seiner Kochausbildung in der Küche des Essener Sternetempels „Résidence“ die unzähligen Bäckchen für die Gourmetmeile „Essen verwöhnt“ schmoren musste. Hier merkte man, was ihn seitdem zum Meister machte. Und auch der kräftig durchgeschmorte Spinat und das reizende Zwiebeltürmchen waren In Geschmack und Konsistenz präzise auf den Punkt gebracht.



The Stage
Hummer Risotto „Acquerello Carnaroli“
Hummerbisque | Limette | Rucolapesto
16 Euro
War ich am Vortag schon vom Trüffel-Risotto am Stand von „The Stage” zutiefst beeindruckt (klick hier), so setzte sich diese kulinarische heute beim Hummer-Risotto fort. Wieder begeisterte der perfekte Konsistenz des Reises, und wieder waren die Aromen der edlen weiteren Zutat intensiv herausgearbeitet. Dass der Teller optisch wieder mehr nach Kantine als nach Sternerestaurant aussah – wie kann es anders sein, es war ja ein Risotto, und da kann es nicht um Schönheit gehen. (Dass ich im direkten Vergleich dem Trüffel-Risotto den Vorzug geben würde, sage ich mal lieber nicht zu laut. Es würde den Hummer in einem ungerechten Licht erscheinen lassen.)



Schönes Leben
Wiener Kalbsschnitzel
Lauwarmer Kartoffelsalat | Gurkensalat
15,50 Euro
Schon auf den Gourmetmeilen, die in den vergangenen Wochen sattgefunden hatten, habe ich Kalbsschnitzel-Gerichte gegessen, ein Wiener Schnitzel in Castrop (klick hier) und ein japanisches Tonkatsu in Essen (klick hier). Ich muss sagen, das Wiener Schnitzel von „Schönes Leben“ war das beste. Das Fleisch zart und saftig, die Panade herrlich fluffig und luftig – besser kann sie auch in einem Restaurant nicht gelingen. Irritiertend fand ich nur den für meinen Geschmack zu grobmotorig geschnitzten Gurkensalat, der sich mit einem säüerlichen Kartoffelsalat unter dem Schnitzel verbarg.



Die Teller der anderen
Nur fotografiert und knapp mitgenascht


Labsal
Ceviche von der Lachsforelle
Alblinsen | Johannisbeere | Kaviar
10 Euro
Optisch kann dieses Gericht mit jeder Sternekreation mithalten. Die Lachsforelle war so fruchtig-frisch mariniert, dass man sie für eine verkleidete Wassermelone hätte halten können. Sehr schön die Beilagen-Kombi: die schwäbische Spezialität Alblinse und Forellenkaviar.



Miss Mai & NoMoreRice
Erfrischung
Pak Choi | Chinakohl | Duftessig | Sesamsauce | Sesamöl | Entenkeule
16 Euro
Dieses sinnigerweise „Erfrischung“ genannte Gericht gibt es auch ohne Entenkeule in vegetarischer Variante (9 Euro). Und die Portion die duftig angemachte Gemüsekombination aus Pak Choi und Chinakohl, die sich unter hübsch-löchrigen Scheibe, von der ich nicht weiß, was es ist, samt ein paar frittierten Zwiebeln verbarg, machte die dazu gegebene Entenkeule eigentlich entbehrlich. Dabei war sie tadellos gebraten, knusprig und saftig, mit leckerer Sauce.


GourmeDo – Festival der Kulinarik. Friedensplatz, Dortmund. Geht noch bis 2. Juli 2023. Tägl. 12-23 Uhr, So bis 20 Uhr. www-gourmedo-dortmund.de

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