Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2008/2009".
Das Restaurant gibt es nicht mehr. Das Anwesen wird seit 2017 nicht mehr gastronomisch genutzt.
Jedes Mal, wenn ich den Gebrandenhof besuche, macht mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung und ich kann im Biergarten leider nicht die Freiluftspezialität, gegrillte Ente, probieren. Zum Glück macht das nicht wirklich etwas aus, denn das mit viel Sinn für Denkmalpflege renovierte stattliche Fachwerkhaus von 1798 mit dem eleganten, gläsernen Küchenanbau ist allemal einen Besuch wert. Allein der kurze Fußweg vom Uhlenkrug durch den Essener Stadtwald ist bezaubernd, wird er doch von Unmengen an Walderdbeer-Sträuchern gesäumt.
Mit dem gleichen knorrigen Charme, der auch die vielen schönen freigelegten Fachwerkbalken auszeichnet, werden wir von Gebrandenhof-Chef Werner Rzepucha in den gemütlichen ersten Stock des Hauses komplimentiert. Hier ist Tafelkultur angesagt, rustikal zwar, aber mit Stil. Dielen, Wände, Einrichtung, alles korrekt hergerichtet, die Tische ländlich-sittlich eingedeckt. Die Speisekarte ist typisch für diese Art von Landhaus. Etwas deutsch, etwas mediterran, orientiert sie sich mit frischen Zutaten daran, was die Leute in Essen gern essen. In keiner Weise abgehoben, bietet sie eine Art Strukturwandel auf dem Teller, übrigens auch als jeweils halbe Portion.
Was früher dem Bergmann sein Mett, ist heute dem Dienstleister sein Carpaccio: rohes Fleisch. Die Küche des Gebrandenhof bringt die venezianische Spezialität als klassische Vorspeise (12,50 Euro) auf den Tisch. Tadelloses rotes Rinderfilet hauchdünn geschnitten, mit Parmesan, Balsamico, Pfeffer und Salz geschmacksunterstützend gewürzt und mit etwas Salat umlegt. Unsere andere Vorspeise war ein ebenso gelungener Gruß aus dem alten Österreich, eine kleine Consommée vom Tafelspitz mit Gemüsestreifen und Trüffelravioli (4,50 Euro, große Portion 6,50 Euro). An der Rindfleischbrühe hätte der selige Tafelspitz-Spezi Freiherr von Trotta aus Joseph Roths Roman „Radetzkymarsch“ seine Freude gehabt, und die nach Trüffelöl duftenden Ravioli hätten ihn darüber hinweggetröstet, dass die K.u.k.-Monarchie in der Schlacht von Solferino, in der er einst dem Kaiser Franz Joseph das Leben rettete, das Piemont verlor.
Unsere Hauptgänge waren ganz dem Meer gewidmet. Die Beilagen des Fisch-Mix-Tellers (17,50 Euro), Tomatenragout mit Rosmarinkartoffeln, waren handwerklich gelungene, aromatisch duftende Reminiszenzen an den Sommer im Süden, und die drei verschiedenen, üppig portionierten Sorten Fisch kamen in ihrer Unterschiedlichkeit in Konsistenz und Geschmack voll zur Geltung. Vielseitig und köstlich waren auch die Meeresfrüchte auf dünnen Nüdelchen (16,20 Euro). Doch bei der Pasta war es mir ein Trost, dass professionell hergestellte frische Nudeln genauso wie die zu Hause hobbymäßig gemachten klumpen können, wenn man sie nicht schnell genug aufisst. Wie gut, dass dazu der Riesling vom Weingut Tesch mit soviel Substanz den Mund wässrig machte (0,25l 4,50 Euro). Mit seinen unplugged Weinen gehört Nahe-Winzer Martin Tesch nicht ohne Grund zu den neuen Stars des deutschen Weins. Zum Nachtisch gab es dann noch eine hübsch mit Früchten ausdekorierte, lockere Nougatmousse, die sogar für zwei reichte (7,80 Euro).
Das Restaurant gibt es nicht mehr. Das Anwesen wird seit 2017 nicht mehr gastronomisch genutzt.
Jedes Mal, wenn ich den Gebrandenhof besuche, macht mir das Wetter einen Strich durch die Rechnung und ich kann im Biergarten leider nicht die Freiluftspezialität, gegrillte Ente, probieren. Zum Glück macht das nicht wirklich etwas aus, denn das mit viel Sinn für Denkmalpflege renovierte stattliche Fachwerkhaus von 1798 mit dem eleganten, gläsernen Küchenanbau ist allemal einen Besuch wert. Allein der kurze Fußweg vom Uhlenkrug durch den Essener Stadtwald ist bezaubernd, wird er doch von Unmengen an Walderdbeer-Sträuchern gesäumt.
Mit dem gleichen knorrigen Charme, der auch die vielen schönen freigelegten Fachwerkbalken auszeichnet, werden wir von Gebrandenhof-Chef Werner Rzepucha in den gemütlichen ersten Stock des Hauses komplimentiert. Hier ist Tafelkultur angesagt, rustikal zwar, aber mit Stil. Dielen, Wände, Einrichtung, alles korrekt hergerichtet, die Tische ländlich-sittlich eingedeckt. Die Speisekarte ist typisch für diese Art von Landhaus. Etwas deutsch, etwas mediterran, orientiert sie sich mit frischen Zutaten daran, was die Leute in Essen gern essen. In keiner Weise abgehoben, bietet sie eine Art Strukturwandel auf dem Teller, übrigens auch als jeweils halbe Portion.
Was früher dem Bergmann sein Mett, ist heute dem Dienstleister sein Carpaccio: rohes Fleisch. Die Küche des Gebrandenhof bringt die venezianische Spezialität als klassische Vorspeise (12,50 Euro) auf den Tisch. Tadelloses rotes Rinderfilet hauchdünn geschnitten, mit Parmesan, Balsamico, Pfeffer und Salz geschmacksunterstützend gewürzt und mit etwas Salat umlegt. Unsere andere Vorspeise war ein ebenso gelungener Gruß aus dem alten Österreich, eine kleine Consommée vom Tafelspitz mit Gemüsestreifen und Trüffelravioli (4,50 Euro, große Portion 6,50 Euro). An der Rindfleischbrühe hätte der selige Tafelspitz-Spezi Freiherr von Trotta aus Joseph Roths Roman „Radetzkymarsch“ seine Freude gehabt, und die nach Trüffelöl duftenden Ravioli hätten ihn darüber hinweggetröstet, dass die K.u.k.-Monarchie in der Schlacht von Solferino, in der er einst dem Kaiser Franz Joseph das Leben rettete, das Piemont verlor.
Unsere Hauptgänge waren ganz dem Meer gewidmet. Die Beilagen des Fisch-Mix-Tellers (17,50 Euro), Tomatenragout mit Rosmarinkartoffeln, waren handwerklich gelungene, aromatisch duftende Reminiszenzen an den Sommer im Süden, und die drei verschiedenen, üppig portionierten Sorten Fisch kamen in ihrer Unterschiedlichkeit in Konsistenz und Geschmack voll zur Geltung. Vielseitig und köstlich waren auch die Meeresfrüchte auf dünnen Nüdelchen (16,20 Euro). Doch bei der Pasta war es mir ein Trost, dass professionell hergestellte frische Nudeln genauso wie die zu Hause hobbymäßig gemachten klumpen können, wenn man sie nicht schnell genug aufisst. Wie gut, dass dazu der Riesling vom Weingut Tesch mit soviel Substanz den Mund wässrig machte (0,25l 4,50 Euro). Mit seinen unplugged Weinen gehört Nahe-Winzer Martin Tesch nicht ohne Grund zu den neuen Stars des deutschen Weins. Zum Nachtisch gab es dann noch eine hübsch mit Früchten ausdekorierte, lockere Nougatmousse, die sogar für zwei reichte (7,80 Euro).
-kopf
Essen-Stadtwald, Wittenbergstr. 85
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