Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2008/2009".
Als ich noch einen Arbeitsplatz im Gewerbegebiet Ludwig an der Rellinghauser Straße hatte, war für meine Kollegen und mich die Alte Dorfschenke ein bevorzugtes Ziel fürs Mittagessen. Nicht, dass uns das historische Häuschen gegenüber dem Stiftshaus an der Frankenstraße wegen der altfränkischen Kneipenausstattung so besonders imponiert hätte - die würde sich prima als Kulisse für eine ländliche Beerdigung machen. Es war der herrliche Mittagstisch, der uns an jene goldenen Zeiten bis Mitte der 1970er Jahre erinnerte, als Mütter noch zu Hause kochten und noch nicht im Zuge der Emanzipation den Löffel am heimischen Herd zu Gunsten der Tiefkühl-Pizza und der Pommesbude abgegeben hatten. Und dann gab es in dem Laden den ganzen Nachmittag über etwas zu essen, so dass man bei der Mittagspause in keiner Weise unter Zeitdruck stand.
Das hat sich bis heute nicht geändert, und Freunden der deftigen Hausmannskost läuft nach wie vor das Wasser im Mund zusammen, wenn sie eine der täglich wechselnden Mittagskarten lesen. Am 4.6. war u.a. im Angebot: Drei Spiegeleier mit Rahmspinat und Salzkartoffeln (5,50 Euro), Kasslerbraten mit Sauerkraut und Kartoffelpüree (8,90 Euro) und Frische Kalbsleber „Berliner Art“ mit Zwiebeln, Apfelscheiben, Püree und Salatteller (13 Euro).
Mich faszinierte sofort das deftige Strauchbohnengemüse „bürgerlich“, das wahlweise mit zwei Spiegeleiern oder heißer Fleischwurst geordert werden konnte (5,90 Euro). Fleischwurst, mit der kleine Kinder beim Metzger bestochen werden, damit sie den Laden nicht zusammenbrüllen, auf der Karte eines Ess-Lokals des 21. Jahrhunderts! Ist das nicht Exotik pur? Und ich hatte Glück, denn sie war nicht schon aufgegessen, wie die Bedienung zuerst argwöhnte. Und so brachte sie mir einen prächtigen Teller mit grünen Bohnen in einer leichten Specksoße, auf denen ein längs geteilter viertel Fleischwurstring thronte. Mit Senftütchen reichlich versorgt, spachtelte ich frohgemut, erfreute mich an einigen sporadisch auftauchenden holzigen Böhnchen und den vorzüglichen Salzkartoffeln als Beilage.
Als Vorspeise hatte ich mich an frischem Tomaten-Gurkensalat in Pestosauce (2,80 Euro) gütlich getan, den Nachtisch bildete ein Eiskaffee mit Vanilleeis und frischer Bailey-Sahne (2,20 Euro) – beides kannte ich aus den Urlauben der Kindheit in Österreich. Hätte ich nicht mit dem Auto fahren müssen, hätte ich mir doch glatt den als Absacker empfohlenen Korn (2cl 1 Euro) bestellt – oder ein Glas Sekt mit hauseigenem Etikett (0,1l 1,70 Euro).
Übrigens: Man kann in der Alten Dorfschenke auch abends essen. Dann gibt es neben vorzüglicher Hausmannskost Schnitzel „Holzfäller Art“ (11 Euro) oder Filetsteak „Waidmanns Art“ (19,70 Euro). Superlecker.
-kopf
Essen-Rellinghausen, Frankenstr. 151
Fon 0201. 47 03 66
Mi-Fr 17-22 Uhr, Sa, So und feiertags 12-22 Uhr. Mo,Di geschlossen.
https://restaurant-altedorfschenke.de/
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