Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2008/2009".
Ich will Sie ja nicht mit vielen Plaudereien aus dem Nähkästchen langweilen, aber von diesem Ausflug an die gastronomische Sonnenseite der Industriekultur muss ich Ihnen erzählen. Eines schönen Sommermorgens hatte ich einen Termin im Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim. Der an der traditionsreichen chemischen Forschungseinrichtung für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Prof. Haenel eröffnete mir beim Rundgang durch das zum Teil denkmalgeschützte ehem. Kaiser-Wilhelm-Institut leutselig, dass hier nicht nur die Grundlagen für die Umwandlung von Kohle in Benzin entdeckt wurden, sondern auch die revolutionäre Methode, wie man grünen Kaffeebohnen geschmacksschonend das Koffein entziehen kann. Trunken von solch kulinarischen Offenbarungen beschloss ich, diesen wunderbaren Vormittag ganz stilecht an einem anderen magischen Ruhrgebiets-Ort aus der guten alten Kaiserzeit mit einem Mittagessen zu krönen, nämlich im Parkhaus Hügel zu Füßen der gleichnamigen Krupp’schen Villa am Ufer des Essener Baldeneysees. Der schmucke gründerzeitliche Bau beherbergt ein kleines Hotel mit Restaurant, Terrasse und Gesellschaftsräumen, das seit 1955 von der Familie Imhoff eloquent betrieben wird.
Sanft strich eine leichte Brise über den Baldeneysee, und ich beobachtete geborgen unter dem Inkognito meiner Sonnenbrille diskret die Gäste, die auf der eleganten Terrasse Platz genommen hatten: Geschäftsleute mit schwarzen Anzügen und gelockertem Schlips und graumelierte Herren in modischer Freizeitkleidung in Begleitung ihrer gepflegten Gattinnen. Die Schritte von Monsieur Silverio-Pen, dem schwarzen Kellner, knirschten vornehm im Kies, und als er mir gurrend den offenen Riesling von Robert Weil (0,2l 6 Euro) empfahl, war es, als höbe Marcel Reich-Ranickis Stimme zum Lob auf den großbürgerlichen Schriftsteller Thomas Mann an.
Als Kind des Ruhrgebiets suchte ich vergebens nach einem Bergmannseintopf auf der Karte, fand als regionalen Einschlag jedoch Düsseldorfer Schick. Aus der leichten Frischekost stachen mir die Rinderhüften-Rouladen mit Sauce Robert und Spätzle (16 Euro) ins Auge, bei denen ich sofort an Robert’s Bistro in der Landeshauptstadt und den Düsseldorfer Löwensenf denken musste. Und in der Tat: Die Senfsauce (die es allerdings schon seit dem 16. Jhd. gibt) mundete pikant, und die drei Rouladen glichen weniger dem, was ich von Mutters Sonntagstisch kannte, sondern leicht tänzelnden, saftig-zarten italienischen Involtini, prächtig passend zum Urlaubsambiente rundum. Vorher gab’s als Tribut an die modische Molekularküche ein Staudenselleriesüppchen mit Würfeln aus Tomatengelee, die separat gereicht wurden und sich sofort auflösten, als ich sie in Suppe tat (6 Euro). Das Dessert bildete ein Zitronen-Buttermich-Sorbet (6,50 Euro), das genauso herrlich erfrischte wie das breite Lächeln von Monsieur Silverio-Pen, als er mir zum Abschied einen Capuccino servierte – natürlich ruhrgebietstypisch koffeinfrei.
Ich will Sie ja nicht mit vielen Plaudereien aus dem Nähkästchen langweilen, aber von diesem Ausflug an die gastronomische Sonnenseite der Industriekultur muss ich Ihnen erzählen. Eines schönen Sommermorgens hatte ich einen Termin im Max-Planck-Institut für Kohlenforschung in Mülheim. Der an der traditionsreichen chemischen Forschungseinrichtung für Öffentlichkeitsarbeit zuständige Prof. Haenel eröffnete mir beim Rundgang durch das zum Teil denkmalgeschützte ehem. Kaiser-Wilhelm-Institut leutselig, dass hier nicht nur die Grundlagen für die Umwandlung von Kohle in Benzin entdeckt wurden, sondern auch die revolutionäre Methode, wie man grünen Kaffeebohnen geschmacksschonend das Koffein entziehen kann. Trunken von solch kulinarischen Offenbarungen beschloss ich, diesen wunderbaren Vormittag ganz stilecht an einem anderen magischen Ruhrgebiets-Ort aus der guten alten Kaiserzeit mit einem Mittagessen zu krönen, nämlich im Parkhaus Hügel zu Füßen der gleichnamigen Krupp’schen Villa am Ufer des Essener Baldeneysees. Der schmucke gründerzeitliche Bau beherbergt ein kleines Hotel mit Restaurant, Terrasse und Gesellschaftsräumen, das seit 1955 von der Familie Imhoff eloquent betrieben wird.
Sanft strich eine leichte Brise über den Baldeneysee, und ich beobachtete geborgen unter dem Inkognito meiner Sonnenbrille diskret die Gäste, die auf der eleganten Terrasse Platz genommen hatten: Geschäftsleute mit schwarzen Anzügen und gelockertem Schlips und graumelierte Herren in modischer Freizeitkleidung in Begleitung ihrer gepflegten Gattinnen. Die Schritte von Monsieur Silverio-Pen, dem schwarzen Kellner, knirschten vornehm im Kies, und als er mir gurrend den offenen Riesling von Robert Weil (0,2l 6 Euro) empfahl, war es, als höbe Marcel Reich-Ranickis Stimme zum Lob auf den großbürgerlichen Schriftsteller Thomas Mann an.
Als Kind des Ruhrgebiets suchte ich vergebens nach einem Bergmannseintopf auf der Karte, fand als regionalen Einschlag jedoch Düsseldorfer Schick. Aus der leichten Frischekost stachen mir die Rinderhüften-Rouladen mit Sauce Robert und Spätzle (16 Euro) ins Auge, bei denen ich sofort an Robert’s Bistro in der Landeshauptstadt und den Düsseldorfer Löwensenf denken musste. Und in der Tat: Die Senfsauce (die es allerdings schon seit dem 16. Jhd. gibt) mundete pikant, und die drei Rouladen glichen weniger dem, was ich von Mutters Sonntagstisch kannte, sondern leicht tänzelnden, saftig-zarten italienischen Involtini, prächtig passend zum Urlaubsambiente rundum. Vorher gab’s als Tribut an die modische Molekularküche ein Staudenselleriesüppchen mit Würfeln aus Tomatengelee, die separat gereicht wurden und sich sofort auflösten, als ich sie in Suppe tat (6 Euro). Das Dessert bildete ein Zitronen-Buttermich-Sorbet (6,50 Euro), das genauso herrlich erfrischte wie das breite Lächeln von Monsieur Silverio-Pen, als er mir zum Abschied einen Capuccino servierte – natürlich ruhrgebietstypisch koffeinfrei.
-kopf
Essen-Baldeney, Freiherr-vom-Stein-Str. 209
Fon 0201. 47 10 91
Mi-Sa 15-22 Uhr, So 12-18 Uhr. Mo, Di Ruhetag.
https://www.parkhaus-huegel.de/
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