Welterbe kulinarisch: Doppelbock in Weißburgunder
Endlich Gourmetmeilenwetter in Essen. Bei der der gestrigen Eröffnung der Gourmetmeile Metropole Ruhr konnten die Gastronomen vom Verein „Essen genießen e.V.“ um Meilen-Macher Reiner Bierwirth endlich strahlen, nachdem ihr diesjähriges „Essen verwöhnt“ in der Innenstadt überhaupt nicht vom Wetter verwöhnt war (klick hier). Bei spätsommerlichen 25 Grad und leicht bedecktem Himmel gab sich Petrus gesund wie ein Kräutersmoothie, und der letzte Höhepunkt der Gourmetmeilensaison 2017 im Ruhrgebiet verspricht, ein goldener kulinarischer Herbst zu werden.
Rainer Bierwirth, Essens OB Thomas Kufen, Zollverein-Vorstand Hermann Marth und die teilnehmenden Köche eröffnen die Gourmetmeile Metropole Ruhr
Und so kamen die die Eröffnungsansprachen bei allem Optimismus für das kommende kulinarische Wochenende dem Genießer durchaus melancholisch vor. Bei aller guten Laune, die Essens OB Thomas Kufen und Rainer Bierwirth und ihre Köchemannschaft an den Tag legten, Hauptbotschaft war, dass der Dritte im Bunde, Zollvereinvorstand Hermann Marth, das letzte Mal in offizieller Funktion bei der Gourmetmeile auftrat, weil er demnächst in den Ruhestand geht. Einmal mehr beschwor Marth jedoch, dass die Meile für „uns Zollvereiner“ ein herbeigesehnter Höhepunkt des Veranstaltungsjahres auf der Zeche sei.
Auf der Showbühne: Julie Lioness
Aber auch die Liste der teilnehmenden Restaurants stimmt den Genießer melancholisch. Wurden 2016 noch Nelson Müller und Björn Freitag bei einer großen Pressekonferenz als Highlights präsentiert (klick hier), sind beide in diesem Jahr nicht mehr dabei. Was sehr schade ist, denn der telegene Glanz der beiden Sterneköche hätte doch wieder herrlich mit der architektonischen Einmaligkeit der Kulisse des Welterbes korrespondiert. Um die edelgastronomische Vakanz zu füllen, springt in diesem Jahr – übrigens erstmalig – ein amtsmüde wirkender Rino Frattesi mit La Grappa ein.
Das Eröffnungsmenü
Bruschetta von der Trattoria Trüffel
Bavette mit Trüffelsauce von Da Vinci, Dicke Bohnen von la Grappa,
Dessert von MEAT
Geschmacklich bot das kleine Menü, das den Eröffnungsgästen serviert wurde, einen gelungenen Querschnitt durch das Angebot der insgesamt 15 Gastronomien aus Essen, Haltern, Gladbeck und Kirchhellen – ob optisch, sei einmal dahingestellt. Am opulentesten wirkte noch Diego Palermos (Trattoria Trüffel) mittlerweile klassische Bruschetta. Die delikaten Bavette alle Forma aus dem Parmesanlaib mit Trüffelsauce waren von den Zutaten her zwar aufwendig, gerieten in der unprätentiösen Tellerpräsentation jedoch zur wenig überzeugenden cucina povera. Auch die leckeren Dicken Bohnen mit Speck und knackigen Gambas, die La Grappa servierte, überzeugten eher als Beilage für eine italienisches Fleisch- oder Fischzubereitung denn als Eintopf aus der Ruhrgebietsküche und Bergmannsgericht, als der sie gedacht waren. Zum Schluss begab sich noch die Steaks-Burger-Bar MEAT auf das Terrain des Desserts und servierte geeiste Mokkaküchlein an Maracuja-Espuma.
Sonst noch gegessen
Im Lauf des Abends ergänzte der Genießer seine kulinarischen Eindrücke noch durch drei weitere Gerichte, die in der fortschreitenden Dämmerung in immer fantastischer werdendes Licht getaucht wurden.
Restaurant M
Saltimbocca vom Thunfisch
mit einem Erbsen-Meerettich-Püree (9 Euro)
Schön gebraten, pikant abgeschmeckt und farbenfroh arrangiert
Schlosshotel Hugenpoet
Bergmannsgericht: Königsberger Klopse mit Roter Beete (8 Euro)
Ganz klassisch zubereitet, nur schade, dass die Kartoffeln keine mehlig kochende Sorte waren.
Acquario
Agnolotti Ripieni
Gefüllte Nudeln, Ziegenkäse, Birne, Rosmarin-Sauce (7,50 Euro)
Ein Nudelgerichte, das ich schon bei „Essen verwöhnt“ mit großem Genuss gegessen hatte (klick hier).
Die Gourmetmeile Metropole Ruhr geht noch bis zum 27.8.2017. Essen, Welterbe Zollverein, Fr ab 16 Uhr, Sa,So ab 12 Uhr. Alle Infos hier.
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