Bruschette
in Wattenscheid
Auf der kulinarischen Landkarte des Ruhrgebiets ist Wattenscheid eigentlich nur als Heimat der Kult-Pommesbude „Profi-Grill“, des besonders in Weintrinker-Kreisen beliebten Metzgers Müller oder einer trinkfesten Whisky-Szene (hier und hier)von Bedeutung. So war der Genießer einigermaßen überrascht, als er entdeckte, ausgerechnet hier einen Teilnehmer des „Ruhr-Menü-Karussells 2010 - Hier kocht das Herz Europas“ zu entdecken. Das Ristorante „Italiano Piccolo“ ist neben vier Nobel-Ristoranti in Essen („La Grappa", „Lucente“, „Trattoria Trüffel“ und „Mezzo Mezzo“) der einzige Italiener im Rest-Ruhrgebiet, der sich der exotischen Herausforderung des Menü-Karussells stellt, aus 18 für die Region typischen Produkten ein Menü zu kreieren. „Das war gar nicht so einfach“, meinte Luigi Lorio, der auf Vermittlung von Rino Frattesi vom Essener „La Grappa“ zum den Menü-Karussell stieß.
Vor 35 Jahren machte sich der gelernte Koch mit seinem Laden selbständig, und auch nach der Eingemeindung Wattenscheids nach Bochum konnte er sich im Reigen der örtlichen Italiener bestens behaupten. Der „bewusst rustikal“ ausgestattete Laden ist eine nostalgische Reise in die 1970er Jahre. Fatih Akin hätte hier seinen Film „Solino“ drehen können. Neben den typischen italienischen Pizza-Pasta-Salaten, die das Publikum so gern isst, kündet eine Tafel über der Antipasti-Vitrine ganz besondere Freuden an: Seewolf, Hummer, Babysteinbutt und Kalbsfilet. Sogar eine „Verza-Suppe“ ist dabei, eine ungebundene Suppe aus Wirsing.
Ruhr-Menü im "Italiano Piccolo":
Hauptgang Lammrücken mit Schnibbelbohnen, Vorspeise Pasta mit Kaninchen, Dessert Bratapfel
Für das viergängige Ruhr-Menü (35 Euro) hat sich Luigi Lorio von der vorgegebenen Zutatenliste u.a. Speck, Ziegenkäse, Kaninchen, Lamm, Schnibbelbohnen und Äpfel ausgesucht. Speck und Ziegenkäse landeten auf den Bruschette zum Einstieg und hatten mit den überpfefferten Tomaten auf den gerösteten Brotscheiben zu kämpfen. Das Kaninchen gab es als Ragout zu Bandnudeln in Tomatensauce. Dabei war der Tipp, dieses Pasta-Gericht ohne Parmesan zu essen, goldrichtig. So kam das Aroma des Kaninchenfleisches zur Geltung. Prächtig gelungen war der außen knusprig und innen schön rosa gebratene Lammrücken in einer scharfen Senfsauce. Als Beilage gab es Schnibbelbohnen. „Grüne Bohnen gibt es auch in Italien“, meinte Luigi Lorio. „Aber die Art des Zuschneidens, die typisch fürs Ruhrgebiet ist, mussten wir extra lernen.“ Den Abschluss des Menüs bildete ein Bratapfel in einer aromatischen Vanillesauce mit Mandeln. Zu den Fleischgängen wurde der extra für das „Ruhr-Menü-Karussell 2010“ kreierte Spätburgunder des badischen Spitzenweingutes Blankenhorn ausgeschenkt.
Puristen, die es nach original italienischer Küche verlangt, werden bei diesem Menü sicherlich die Nase rümpfen – obwohl alles appetitanregend roch. Der Genießer hatte jedoch das Gefühl, ein bisschen der Geburt eines Alleinstellungsmerkmals von „Ruhrgebietsküche“ beizuwohnen: Alteingesessene Einwanderer mit exzellentem kulinarischem Hintergrund ihrer Herkunftsländer integrieren die traditionellen Produkte der Region, in der sie leben. Und das mitten in Wattenscheid mit Blick auf die Hochstraße, über die die Straßenbahn nach Bochum rattert. Authentischer, meint der Genießer, kann man das Ruhrgebiet kulinarisch nicht erleben.
Werde Dein Vorschlag bald ausprobieren und das Ruhrgebietsmahl essen.
AntwortenLöschenKlingt echt sehr lecker! Habe schon Hunger;) Danke für diesen schönen Blog, werde mal öfter hier rein schauen.
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