Wenn der Wein im Glase funkelt...
Seminarleiter Axel Biesler
In einer kurzen Einführung gab Axel Biesler einen kurzen Überblick über die Situation des Weibaus am Kap der guten Hoffnung. Einerseits ist Südafrika ein junges Weinland, andererseits ist die Weingeschichte des Landes älter als man denkt. Die ersten Reben wurden von portugiesischen Kolonialisten im 17. Jh. Gepflanzt, die an der afrikanischen Küste Rastplätze auf dem Seeweg nach Indien einrichteten. Friedrich der Große und andere Könige der Barockzeit schätzten z.B. einen südafrikanischen Süßwein. Dennoch sind die Rebstöcke im heutigen Südafrika ziemlich jung, denn die moderne Blüte des Weinbaus begann erst seit dem Ende der Apartheid zu Beginn der 1990er Jahre.
Verkostet wurden hauptsächlich Weine des Gutes Allée Bleue aus dem französisch geprägten Franschhoek-Tal zu Füßen des Drakensteingebirges, dazu ein Chardonnay von Middelvlei in Stellenbosch und ein Shiraz von De Grendel in der Nähe von Kapstadt. Zur Begrüßung gab es den rosé-farbenen Schaumwein Allée Bleue Brut Rosé aus dem Jahr 2009. Die Cuvée aus Pinotage und Chenin Blanc war äußerst trocken und wirkte mit ihrer rauen Perlage fast salzig auf der Zunge und hätte eher zu einem heißen Sommertag gepasst.
Konzentrierte Verkostung
Umstritten waren die Weißweine. Der 2010 Middelvlei „Unoaked“ Chardonnay mit seiner bitteren Birnenkern-Note wurde als unharmonisch empfunden. Zwischen dem 2009 Allée Bleue Sauvignon Blanc und dem 2008 Allée Bleue Chenin Blanc gab es kaum Unterschiede. Beide hatten frische Zitrus-Noten, wobei der Chenin Blanc etwas weicher ausfiel.
Rotweine im Glas
Die Rotwein hatten die für Südafrika typische Rauchigkeit. Der 2008 Allée Bleue „Starlette“ war aus Pinotage gekeltert. Diese Kreuzung aus Pinot Noir und Cinsault ist quasi die autochthone Rebe in Südafrika. Die leichte Schokolden-Note im Abgang wies auf den Ausbau im Barrique hin. Etwas frischer kam der 2008 Allée Bleue Cabernet Sauvignon daher, der zusätzlich über festliche Marzipan-Noten verfügte.
Zum Schluss gab es zwei Highlights, die den vorherigen Weinen, die um die 10 Euro kosten, auch preislich davon liefen. Der 2007 De Grendel Shiraz brachte zum Preis von 15 Euro südfranzösischen Charme ins Glas mit süßen Lakritztönen. Herausfordernder war der 2007 Allée Bleue „L’Amour toujours“, mit 23 Euro der teuerste Wein des Abends. Die wilde Mischung aus dem Bordeaux-Satz Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot mit den Rhône-Reben Grenache Noir und Shiraz brachte eklektische geschmackliche Vielfalt.
„Quo vadis, Südafrika?“ lautete die Fragestellung des Abends, und Thilo Marquaß von der Weinhandlung Rolf Kaspar beantwortete sie auch ganz ehrlich. Der südafrikanische Weinbau hat in den letzten Jahren zwar immense Fortschritte gemacht, doch findet man dort kaum etwas, was es nicht in Europa besser gibt. Der Weg bis zur Eigenständigkeit ist noch weit.
Thilo Marquaß und Seminarleiter Axel Biesler
Kleine Stärkung zwischendurch:
Hirsesalat mit Ananas und Ziegenkäse,
Mariniertes Straußensteak mit Chakalaka,
Topinambur-Suppe und Rooibos-Vanille-Crème
Das war ein richtig gutes Seminar !!!
AntwortenLöschenViele Grüße
Thilo Marquaß
P.S. : Auch wenn danach mein Auto nicht mehr angesprungen war !!
Wir wussten schon, warum wir mit Bahn angereist waren!
AntwortenLöschen