Wenn Enisa Maljisevic (Bild) den Yufka-Teig durch Hochwerfen in die Luft auf die Größe eines Tischtuches ausdehnt, hat das etwas von kulinarischer Akrobatik. Die Mutter von drei Söhnen, die als Asylbewerberin nach Herne gekommen ist, braucht den hauchdünnen Teig, um daraus Burek-Pita herzustellen, eine Art Nationalgericht ihrer ursprünglichen Heimat Bosnien-Herzegowina. Das sind schneckenförmige Strudel, die mit Hackfleisch oder auch anderen Füllungen im Ofen gebacken werden.
Alberto Mambranca hingegen setzt sich gern auf die „Raro“, ein typisches Küchengerät in Mosambik, mit dessen Hilfe das Fruchtfleisch aus der holzharten Schale der Kokosnuss geraspelt wird, um daraus dann durch Ausdrücken Kokosmilch zu gewinnen. Die braucht der heutige Pastor an der freikirchlichen Adventsgemeinde in Herne, um Matapa herzustellen. Zu diesem vegetarischen Gericht werden in Mosambik neben der Kokosmilch die weichen Blätter des Kürbis genommen, aber es geht auch mit Kohlrabiblättern, Weißkohl oder Wirsing.
Gekocht und zubereitet werden diese beiden auf den ersten Blick exotischen Gerichte mitten im Ruhrgebiet, in Herne. Sie machen so deutlich, welch prägende Wirkung die Migranten-Küchen auf die Küche des Ruhrgebiets haben. Immerhin wohnen Vertreter von 170 Nationen in der Stadt, die aus den verschiedensten Gründen hierher gekommen sind. 17 davon haben die Journalistin Ulrike Wahl und der Fotograf Jaroslaw Piotrowski im Auftrag der Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit in herne (gfi) für das Kochbuch „Pottpüree und Schicht-Kebab“ porträtiert. Neben den Gerichten, die zeigen, wie eng das Essen in den unterschiedlichsten Weltgegenden miteinander verwandt ist, werden auch die individuellen Schicksale der Köche und Köchinnen skizziert, die aus den unterschiedlichsten Gründen den Weg nach herne gefunden haben. So ist das liebevoll gestaltete Buch weit mehr als nur ein Kochbuch, sondern eine Bestandsaufnahme darüber, wie zugewanderte menschen das Leben im Ruhrgebiet auf einmalige Art prägen.
Das Gericht „Pottpüree mit Schicht-Kebab“ wurde übrigens extra für das Buch kreiert, weil es als Titel so schön klingt. Es stammt von Albert Okoniewski, dem Geschäftsführer des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB) und Bernd Willenbacher, dem Chefkoch des Begegnungs- und Pflegezentrums des ASB. Okoniewski hat natürlich auch einen Migrationshintergrund. Seine Großväter kamen in 1920er Jahren aus Ost- und Westpreußen ins Ruhrgebiet.
Autorin Ulrike Wahl, gfi-Geschäftsführer Michael
Barszap, Alberto Mambranca, Fotograf Jarolaw Piotrowski
und Enisa Maljisevic präsentieren das Kochbuch.
Steht schon auf meiner Weihnachtswunschliste.
AntwortenLöschenDann muss ich doch mal nach Herne ....
AntwortenLöschenDanke für den Hinweis.
AntwortenLöschenIch finde die Abmessungen des Buches etwas ungewöhnlich.