Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2016"
Manchmal muss man sich als Tester fragen, woran man die Qualität eines Restaurants messen soll: einfach an dem, was auf den Tisch kommt, oder an den Vorstellungen, die man von einem Gericht hat. Auf alle Fälle waren die Tortelloni mit Bottarga und Zitronensauce, die ich mir im Da Omero als Vorspeise bestellt hatte, für 11,90 Euro ein korrektes Pastagericht, an dem es nichts zu meckern gab - ein Teller voller Nudeln und optisch hübsch anzusehen. Und dennoch, mit den Assoziationen, die ich hatte, als ich auf der Speisekarte das Wort Bottarga entdeckte, konnte ich es nicht in Einklang bringen. Bottarga ist der getrocknete Rogen der Meeräsche, und ich hatte sofort romantische Bilder von Fischern vor Sardinien oder Sizilien im Kopf, die ihn ernten. Auf dünne Spaghetti geraspelt, die mit aromatischem Olivenöl und den in Süditalien im Überfluss wachsenden Zitronen gewürzt sind, stellte ich mir das Gericht wie ein Stück flirrender mediterraner Meeres-Poesie vor. Doch leider fand ich hier auf dem Teller gewöhnliche Nudeln aus dickem Teig mit massiver Füllung, die in einer gewöhnlichen Sahnesauce mit Zitronengeschmack schwammen, die man getrost auch über Kalbsschnitzel oder Hähnchenbrust hätte gießen können. Lediglich die orange-gelbe Bottarga, die wie Trüffel üppig über das Gericht geraspelt war, brachte den salzigen Geschmack von Fisch und Meer auf die Zunge.
Die Vorstellung einer einfachen, aber eleganten italienischen Küche fand ich dann eher im Hauptgericht realisiert, ein Triple von Loup de mer, Lachs und Dorade (19,90 Euro). Die Fischfilets waren perfekt gegrillt und mit Knoblauch gewürzt und mit Zitronensaft beträufelt ein saftiger Genuss. Dazu gab es eine typisch italienische Gemüsebeilage aus Kartoffelpüree, Zuckerschoten und Romanesco, der mit den spitzen Röschen pittoresk aussehenden Blumenkohlart.
Solche Gerichte machen das Da Omero zu einem der beliebtesten italienischen Restaurants in Essen-Werden. Will man besonders im Sommer einen Platz auf der lauschigen Terrasse ergattern, sollte man auf alle Fälle vorher anrufen. Denn die Stammgäste spielen mit den zahlreichen Stühlen unter dem schattigen Zeltdach so etwas wie die Reise nach Jerusalem, nicht ohne sich vorher mit Küsschen zu begrüßen. Diesem trubeligen Kommen und Gehen war wohl geschuldet, dass der „leicht barriquierte“ Chardonnay alle war, den ich gern zu den fetthaltigen Fischen getrunken hätte. So musste ich mit einem leichten Roero Arneis (0,2-l-Glas 7,50 Euro) vorlieb nehmen, der aber auch nicht übel war. Richtig Klasse hatte das Dessert aus dem Monatsmenü, das mir die Bedienung als Abschluss empfahl: eine Crème brulée, über die frische Sommertrüffel geraspelt waren, ergänzt durch Erdbeeren mit Mangosauce (7,50 Euro).
-kopf
www.da-omero.de
45239 Essen-Werden
Porthofplatz 6
02 01. 4 55 57 02
Di-Fr 18-23 Uhr,
Sa-So 12-14.30 & 18-23 Uhr
Montag: Ruhetag