Es gibt ja Feinschmecker, die stehen jeden Samstag in aller Herrgottsfrühe auf, um auf dem Markt die besten Produkte zu bekommen. Als Vertreter einer gesellschaftskritischen Generation, deren spätpubertäres Selbstbild der Gammler war, muss der Genießer allerdings zugeben, nicht zu dieser Spezies zu gehören. Es gelingt ihm meistens noch nicht einmal, das Haus zum Einkaufen zu verlassen, bevor der Markt nicht schon wieder vorbei ist. Das mag der tiefere Grund dafür sein, dass es ihm noch nie gelungen ist, den dünnen wilden Spargel zu ergattern, der in Italien angeblich am Wegesrand wächst und in vielen regionalen Gerichten vorkommt. Nun gut, der Thai-Spargel, eine schaschlikspieß-dicke Variante des grünen Spargels, mag da ein recht passabler Ersatz sein. Um Spargel-Risotto machen, eignet er sich jedenfalls bestens, da er kaum Garzeit hat und nur dem fast fertigen Risotto zugegeben werden muss, in dem er dann weich dämpft.
Schon lang hatte der Genießer die Idee, Reis und Linsen einmal gemeinsam zu kochen. Die Puy-Linsen, die dem Genießer vorlagen, brauchten laut Packungsaufschrift 30 Minuten, um gar zu werden, die geschälten roten Linsen, die ebenfalls zur Verfügung standen, nur 10. Da ein Risotto bekanntlich 17 Minuten braucht, um gar zu werden, stellte sich die Frage, ob der Genießer die Puy-Linsen 13 Minuten vor- und dann mit dem Reis 17 Minuten fertig kochen lassen sollte, oder ob er den Risotto sieben Minuten kochen und dann die roten Linsen hinzufügen sollte, um beides dann gemeinsam zu finishen. Er entschied sich für die roten Linsen.
Darüber hinaus wartete noch eine halbe Fenchelknolle darauf, endlich verwertet zu werden, und so wurde alles zusammen an diesem sonnigen 1. Mai zu einem Spargel-Fenchel-Linsen-Risotto verarbeitet, der mit einer frischgebratenen Fenchel-Salsiccia gekrönt wurde.
Rezept: Spargel-Fenchel-Linsen-Risotto
Für 2 Portionen
½ Tasse Risotto-Reis
½ Tasse rote Linsen
½ Fenchelknolle
1 EL Fenchelsamen
50 - 100 g Thai-Spargel
1 Knoblauchzehe
1 l Hühnerbrühe
1 EL Butter
Geriebener Parmesan
1 Schuss Weißwein
Olivenöl
Pfeffer
Rote Linsen abbrausen und eine Viertelstunde nass stehen lassen.
Hühnerbrühe zum Kochen bringen.
Vom Spargel die Köpfchen abschneiden und beiseite Stellen. Die Abschnitte in zwei Zentimeter lange Stücke schneiden.
Fenchelknolle in kleine Würfel schneiden. Knoblauchzehe in feine Scheiben schneiden.
In einem Topf Olivenöl erhitzen und den Fenchelsamen und die Fenchelwürfel darin anschwitzen, ohne dass sie Farbe nehmen. Knoblauch und den Risottoreis dazugeben und ein, zwei Mal umrühren. Den Schuss Weißwein dazugeben und komplett verdampfen lassen. Ein bis zwei Kellen kochende Hühnerbrühe dazugeben und köcheln lassen. Wenn die Flüssigkeit verdampft ist, neue Brühe dazugeben. Nach sieben Minuten die roten Linsen dazugeben. Einen gehäuften Teelöffel der eingeweichten Linsen zurückbehalten.
Unter Umrühren und Nachgießen von weiterer Brühe noch zehn Minuten weiterköcheln lassen, bis Reis und Linsen gar sind. Spargelabschnitte dazugeben und weich dämpfen, so dass sie noch Biss haben. Topf vom Feuer nehmen und die Butter dazugeben. Mit einem Holzlöffel umrühren, bis die Butter geschmolzen ist. Kräftig pfeffern und mehrere Esslöffel geriebenen Parmesan unterrühren.
Risotto auf vorgewärmte Teller geben und mit den zurückbehaltenen Linsen und den Spargelspitzen garnieren.
Der schöne Rosé im Glas ist gar kein Rosé,
sondern ein Rhabarber-Nektar von van Nahmen.
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