Im Glas bei Mövenpick: Riesling Herrenberg von Molitor
Am diesem ersten April-Wochenende des Jahres 2017 haben die Weinfreunde des Ruhrgebiets Gelegenheit, sich auf zwei Großveranstaltungen in Dortmund auszuleben. Während Mövenpick Wein im Gewerbegebiet Indu-Park an der A40 seinen 40. Geburtstag feiert, findet im industriekulturellen Ambiente des Depots in der Nordstadt das Wine and Taste Festival statt.
Selfie mit Gläsern: Der Genießer unterwegs mit den Weinfreunden von früher.
Natürlich zog es den Genießer bereits gestern nach Mövenpick. Hier im Indu Park hatten er und ein paar Freunde vor über 20 Jahren ihre Initiationserlebnisse in Sachen Wein. Der Laden hieß allerdings noch Weinland Keiler und imponierte durch seinen Lagerhallencharme. Zwischen den himmelhohen Regalen voller Euro-Paletten mit Weinkisten kam man sich beim Probieren wie ein Mitglied des Wein-Business vor. Richtig teure Weine von sagen wir mal 50 Mark lagen da einträchtig neben solchen für 9 Mark 50, die uns aber auch nicht gerade billig vorkamen. Selfies von sich selbst beim Weintrinken machte man noch nicht, es gab weder digitale Fotografie noch Netzwerke, in denen man sie veröffentlichen konnte. Die großen Weinproben im Obergeschoss waren legendär. Bei Bordeaux-Verkostungen standen an die hundert Flaschen offen da, darunter sogar mehrere Jahrgänge von Spitzenerzeugern wie Mouton Rothschild oder Petrus. Und Weinland Keiler war als Österreich-Spezialist bekannt.
Nach der Übernahme durch den Schweizer Mövenpick-Konzern ist der Lagerhallencharme längst gewichen. Heute ist der Mövenpick Weinkeller eine Verkaufsfiliale von urbanem Chic, die eher in eine Innenstadt-Lage mit Laufkundschaft gehört als in eine Gewerbegebiet. Das Sortiment ist nicht mehr so ausufernd, sondern von straffer Hand aus der Konzernzentrale zusammengestellt. Was aber den Hauptunterschied ausmacht: Früher standen bei den Weinproben meterlange Schlangen mit Einkaufswagen, vollgestapelt mit Weinkisten, an der Kasse – nicht zuletzt deshalb, weil man nicht mit Kreditkarte zahlen konnte, damit die Preise nicht durch die anfallenden Gebühren belastet wurden. Heute verlassen die Gäste der nach wie vor gut besuchten Weinproben den Laden eher mit zwei, drei Flaschen, die sie in nachhaltigen Papiertüten hinaustragen. Richtig gekauft wird wohl eher im Internet. (Das ist natürlich überspitzt. Es gibt natürlich auch noch Kunden, denen die vollgepackten Einkaufswagen von freundlichen Mitarbeitern bis an den Kofferraum des Autos auf dem Parkplatz geschoben werden.)
Aber die Weinjugend von heute hat ihre Initiationserlebnisse dann wohl eher auf Veranstaltungen wie dem Wine and Taste Festival. Das Ganze ist genauso ein marketingtechnisch durchdachter Teil einer Veranstaltungstournee, aber Marketing ist heute ja unbestrittener Bestandteil der Jugendkultur. Austragungsort ist mit dem Depot eine Halle, die für ihre Kulturveranstaltungen bekannt ist, aber auch eine bewährte Gastronomie. Richtig anders ist sie als der Mövenpick-Geburtstag aber nicht. Die eingeladenen Winzer bieten Probeschlucke an, an Delikatessenständen gibt es gute Sachen zu essen. Kein Wunder, dass man sich hier wohlfühlt.
Ob es der Genießer noch schafft, das Wine and Taste Festival zu besuchen? Wohl kaum, denn die Auswirkungen des gestrigen Besuch des Mövenpick-Geburtstags liegen ihm noch in den Knochen (das Alter, das Alter…). Aber vielleicht findet er bald irgendwo einen Post von jemandem, der da war. Den kann er dann verlinken. Das ist ja fast so gut, als wäre er dabei gewesen.
40 Jahre Mövenpick Wein. Noch heute, 1.4.2017, Wein und Food Markt im Mövenpick Weinkeller Dortmund. Klick hier
Wine and Taste Festival. 1. und 2.4.2017, Depot, Dortmund. Klick hier.
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