Freitag, 7. September 2007

Aus dem Archiv: Hannappel - Kochen aus Leidenschaft

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008"
2018 ist Tobias Weyers in die Küchenverantwortung eingestiegen.


Man sieht Knut Hannappel die Leidenschaft fürs Kochen geradezu an, wenn man ihn über seinen Beruf reden hört. Wie er von der Pasternake schwärmt, die er als „Hausgemüse“ bezeichnet, wie er bedauert, dass der regionale Markt leider nicht in der Lage ist, alle seine Wünsche nach Zutaten zu befriedigen, oder wie er geißelt, dass das Rauchen den Geschmackssinn zerstört. Wie Heinz Furtmann vom „Kölner Hof“ in Frohnhausen oder Dirk Brendel vom gleichnamigen Gasthof in Duisburg gehört er zu jenen Ruhrgebietsgastronomen, die den Begriff „Strukturwandel“ beim Wort genommen haben und schon vor Jahren die elterliche Vorort-Kneipe in ein gehobenes Restaurant verwandelt haben. Mittlerweile ist sein Backsteinbau am östlichen Rand von Essen schon längst kein Geheimtipp mehr, sondern eine der herausragenden Adressen der Stadt.

Hannappels Leidenschaft für gute Produkte paart sich mit einer unbändigen Lust am Kreativen. Iberico-Schweinerücken mit Spitzkohl in hellem Port (20 Euro) oder Filet vom bretonischen Steinbutt mit Jacobsmuschel in Trüffelcrème (23,50 Euro) sind Kreationen, die den Appetit auf Leckeres und die Sehnsucht nach Ferne gleichermaßen stillen. Ich hatte das Glück, an einer Menüfolge teilnehmen zu dürfen, die Knut Hannappel für Mitglieder der Genießervereinigung Slow Food zusammengestellt hatte: eine 5-gängige Tour de Gourmet plus Amuse bouche und Dessert (eigentlich eigene Gänge für sich) durch alle Facetten seiner Speisekarte. Ob ein hübsch geschichteter Dominostein aus Entenleber und Baumkuchenteig mit Tamarillo-Eis und Karamellgelee, warme Kaninchenroulade mit Bohnensalat und Rucolamarmelade, Jacobsmuscheln mit Miniorangen, Pastinaken und Avocadocrème, Lachs & Steibutt mit Hummersauce, Pastiankenpüree, grünem Spargel und schwarzen Nudeln, geschmorte Ochsenbäckchen mit rotem Mangold und Gnocchi oder Lammkarree unter einer Kräuterkruste mit Olivenpüree: alle Gänge überzeugten durch eine ausgewogene Aromenkombination aus angenehmer Süße und duftiger Kräuterwürze, die dem Gaumen schmeichelte und trotz ihre Gewagtheit kaum irritierten. Das war Küche auf der Höhe der Zeit, eine Kombination aus ausgewählten Produkten, handwerklichem Können und modischen Akzenten. Dass die ausgewählten Weine harmonisch auf die Gänge abgestimmt waren, braucht man eigentlich nicht mehr zu erwähnen.

-kopf


Restaurant Hannappel. Dahlhauser Str. 173, 45279 Essen. Tel. 0201/534506. Mo., Mi. - Sa 17.30-23 Uhr. So./Feiertagen 11.30-15.00 und 17.30-22 Uhr. Di Ruhetag. www.restaurant- hannappel.de

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