Der Text erschient ersmals in "Dortmund genießt 2011"
Das Restaurant steht heute (2024) unter neuer Leitung.
Wenn das nicht gelungene Integration ist! Ein türkischer Gastronom übernimmt in einem Dortmunder Vorort ein westfälisches Traditionsgasthaus, bringt den Laden optisch auf Vordermann und präsentiert seinen Gästen eine gutbürgerliche Küche, ergänzt durch eine Reihe von mediterranen Gerichten, wie sie der Gast hierzulande schon längst nicht mehr missen möchte. Ein gastronomisches Modell, das man gut und gern als moderne Ruhrgebietsküche bezeichnen könnte, weil es die faktisch existierende multiethnische Situation in der Region so treffend widerspiegelt.
Seit über einem Jahr betreibt der aus Berlin kommende Ali Cürük jetzt das Gasthaus Pape in Brackel. Mit seinem ersten Koch Miró hatte er das oben beschriebene Konzept in die Tat umgesetzt und damit seine Gäste durchaus begeistert. Miró hat den Laden vor ein paar Wochen zwar verlassen, aber auch die neue Küchenleitung macht nun in der eingeschlagenen Richtung weiter. So stehen erst einmal deftige Gerichte auf der Karte, wie man sie auch aus anderen Gasthäusern kennt, an denen Dortmund so reich ist: Schnitzel Jäger- und Zigeunerart, natürlich Krüstchen und nach Gewicht bemessene Steaks. Unter der Rubrik „Aus Omas Töpfen“ wird es richtig heimelig. Sauerbraten, Pfefferpotthast oder Eisbein, alles um die 12 Euro, erinnern ans Sonntagsessen zu Hause. Der preiswertere tägliche Mittagstisch ist wirklich eine Alternative zum Selber-Kochen, zumal der moderne Mensch solche Gerichte kaum noch kocht, dafür umso lieber isst. Dicke Bohnen mit Mettwurst (6,80 Euro), Wirsingroulade mit Salzkartoffeln (7,50) oder Hackbraten à la Maier (7,80 Euro) liest sich wie Hausmannskost vom Feinsten. Und dann ist da natürlich noch die mediterrane Karte, allerdings im gehobeneren Preissegment. Die „Gefüllte Kalbsroulade Saltimbocca“ (16,80 Euro) oder das „Gebratene Thunfischsteak an Oliven-Tomaten-Concasse mit Basilikum“ (19,90 Euro) kommen recht italienisch daher.
Fürs Testessen versuchte ich ein mediterran-westfälisches Kombipack. Den Ausflug ans Mittelmeer versprach die Vorspeise aus mit Spinat, Käse, Parmaschinken und Pinienkernen gefüllten und im Ofen überbackenen Tomaten (7,80 Euro). So herzhaft die Füllung, an der ich nur etwas Knoblauch vermisste, auch war, so wenig würzig waren die blass-wässrigen Tomaten, die kaum mediterrane Assoziationen erweckten. Klassisch dagegen war dann der Sauerbraten. Löffelweich geschmortes Rindfleisch, das im Hause selbst eingelegt worden war, und die Sauce so konzentriert, dass sie mir fast zu salzig vorkam. Wie es sich gehört, gab es dazu als idealen Saucenträger Kartoffelklöße und Apfelrotkohl. Alles zusammen war mit einem Gläschen Primitivo, einem süditalienischen Rotwein mit ausgeprägtem Trockenpflaumenaroma, ein deftiger Genuss. Zur Beruhigung der Magensäure gab es zum Nachtisch schließlich einen Kaiserschmarrn mit Vanilleeis (6,90 Euro). Das dauerte zwar ein bisschen, weil alles frisch gemacht werden musste, aber die in Apfelsaft mit einem kleinen Schuss Amaretto eingelegten Rosinen im duftig aufgebackenem Teig waren das Warten wert.
Das Restaurant steht heute (2024) unter neuer Leitung.
Wenn das nicht gelungene Integration ist! Ein türkischer Gastronom übernimmt in einem Dortmunder Vorort ein westfälisches Traditionsgasthaus, bringt den Laden optisch auf Vordermann und präsentiert seinen Gästen eine gutbürgerliche Küche, ergänzt durch eine Reihe von mediterranen Gerichten, wie sie der Gast hierzulande schon längst nicht mehr missen möchte. Ein gastronomisches Modell, das man gut und gern als moderne Ruhrgebietsküche bezeichnen könnte, weil es die faktisch existierende multiethnische Situation in der Region so treffend widerspiegelt.
Seit über einem Jahr betreibt der aus Berlin kommende Ali Cürük jetzt das Gasthaus Pape in Brackel. Mit seinem ersten Koch Miró hatte er das oben beschriebene Konzept in die Tat umgesetzt und damit seine Gäste durchaus begeistert. Miró hat den Laden vor ein paar Wochen zwar verlassen, aber auch die neue Küchenleitung macht nun in der eingeschlagenen Richtung weiter. So stehen erst einmal deftige Gerichte auf der Karte, wie man sie auch aus anderen Gasthäusern kennt, an denen Dortmund so reich ist: Schnitzel Jäger- und Zigeunerart, natürlich Krüstchen und nach Gewicht bemessene Steaks. Unter der Rubrik „Aus Omas Töpfen“ wird es richtig heimelig. Sauerbraten, Pfefferpotthast oder Eisbein, alles um die 12 Euro, erinnern ans Sonntagsessen zu Hause. Der preiswertere tägliche Mittagstisch ist wirklich eine Alternative zum Selber-Kochen, zumal der moderne Mensch solche Gerichte kaum noch kocht, dafür umso lieber isst. Dicke Bohnen mit Mettwurst (6,80 Euro), Wirsingroulade mit Salzkartoffeln (7,50) oder Hackbraten à la Maier (7,80 Euro) liest sich wie Hausmannskost vom Feinsten. Und dann ist da natürlich noch die mediterrane Karte, allerdings im gehobeneren Preissegment. Die „Gefüllte Kalbsroulade Saltimbocca“ (16,80 Euro) oder das „Gebratene Thunfischsteak an Oliven-Tomaten-Concasse mit Basilikum“ (19,90 Euro) kommen recht italienisch daher.
Fürs Testessen versuchte ich ein mediterran-westfälisches Kombipack. Den Ausflug ans Mittelmeer versprach die Vorspeise aus mit Spinat, Käse, Parmaschinken und Pinienkernen gefüllten und im Ofen überbackenen Tomaten (7,80 Euro). So herzhaft die Füllung, an der ich nur etwas Knoblauch vermisste, auch war, so wenig würzig waren die blass-wässrigen Tomaten, die kaum mediterrane Assoziationen erweckten. Klassisch dagegen war dann der Sauerbraten. Löffelweich geschmortes Rindfleisch, das im Hause selbst eingelegt worden war, und die Sauce so konzentriert, dass sie mir fast zu salzig vorkam. Wie es sich gehört, gab es dazu als idealen Saucenträger Kartoffelklöße und Apfelrotkohl. Alles zusammen war mit einem Gläschen Primitivo, einem süditalienischen Rotwein mit ausgeprägtem Trockenpflaumenaroma, ein deftiger Genuss. Zur Beruhigung der Magensäure gab es zum Nachtisch schließlich einen Kaiserschmarrn mit Vanilleeis (6,90 Euro). Das dauerte zwar ein bisschen, weil alles frisch gemacht werden musste, aber die in Apfelsaft mit einem kleinen Schuss Amaretto eingelegten Rosinen im duftig aufgebackenem Teig waren das Warten wert.
-kopf
44309 Dortmund-Brackel, Flughafenstr. 66
Fon 02 31. 25 51 43
Mi-Sa 12-15 Uhr und 17-22 Uhr. So 12-22 Uhr. Mo, Di geschlossen.
https://www.gasthaus-pape.de/
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