Sardinen warten aufs Schuppen
Als der Genießer am Samstagabend gegen halb acht bei Edeka stand, überkam ihn angesichts des sommerlichen Abendsonnenscheins die Lust auf etwas Portugiesisches. Er musste an die Lokale in den Ferienorten nördlich von Porto denken, wo an den Wochenenden die Portugiesen einfallen, um riesige Berge von gerösteten Sardinen mit Haut Haar, pardon, mit Kopf und Gräten zu vertilgen – während bei den ausländischen Touristen immer ein gleich großer Haufen Abfall auf dem Teller übrig bleibt.
Entzückt von dieser Urlaubserinnerung warf ich kurzerhand eine Packung Tiefkühl-Sardinen in den Einkaufskorb, dazu eine Packung Salatherzen, ein Päckchen sog. „wilder“ Tomaten aus Holland und – von der Theke mit türkischen Spezialitäten – ein kleines Schälchen schwarze Oliven. In der Weinabteilung wurde ein Flasche Vinho verde erstanden, der aber nicht grün war, sondern in entzückendem Lachsrot funkelte. Kartoffeln hatte ich noch zuhause – das Balkonmenü war perfekt.
Goldbraun durch sanfte Hitze
Dass man für ein gutes Essen eigentlich keine Rezepte braucht, sondern nur die richtigen Zutaten, weiß insgeheim jeder Kochblogger, sagt es aber selten laut. (Was sollte er denn sonst bloggen?) So war die Zubereitung des Gerichts denkbar einfach. Nachdem der Dauerregen, der mich am Sonntag nach immerhin zwei (!) Tagen Sonnenschein wieder auf den Boden der Tatsachen zurück holte (und am Vormittag sogar ins Museum Folkwang in eine Ausstellung über Videokunst trieb!), am späten Nachmittag endlich versiegte, konnte ich mich endlich auf dem Balkon der archaischen Tätigkeit des Fischschuppens und des Ausnehmens der über Nacht im Kühlschrank schön langsam aufgetauten Sardinen hingeben. Die weitere Zubereitung der Fische war dann denkbar einfach. Sie wurden gesalzen und gepfeffert, in Mehl gewälzt und dann in Olivenöl bei sanfter Hitze goldbraun ausgebraten. Auf dem Teller wurde noch etwas Zitronensaft darüber geträufelt.
Zuvor hatte ich die Kartoffeln geschrubbt, sie fast halbiert und in den so entstanden Schlitz ein frisches Lorbeerblatt gesteckt. Dann wurden sie ein Stündchen im sehr heißen Ofen gebacken, bis sie gar waren und das Lorbeeraroma angenommen hatten.
Vinho verde, mal rosé
Für den Salat schnitt ich zwei Salatherzen und einige Tomaten klein und mischte die Oliven, Basilikum und Petersilie darunter. Für das Dressing hielt ich mich an eine alte Faustregel. In ein verschließbares Glas gab ich grobes Meersalz wie ein Geizhals, Himbeeressig wie ein Weiser und Olivenöl wie ein Verschwender, um das Ganze dann wie ein Bekloppter zu schütteln. Zum Schluss kam noch etwas Pfeffer dran.
Der lachsfarbene Vinho verde war ziemlich unlieblich, wie es sich für einen Wein seiner Art gehört. Doch das passte prima zu dem frugalen, stimmigen und leckeren Mahl.
Portugal auf dem Südbalkon
Ein leckeres Sommeressen, auch bei Regen. Da könnt ich mich reinlegen.
AntwortenLöschenEin einfaches, aber leckeres Essen, gerade jetzt, wo die Saison der Sardinen beginnt. Die Lorbeerkartoffeln werde ich nachkochen :-)
AntwortenLöschen