Erst jetzt kam der Genießer dazu, den schon im Jahr 2009 erschienen Krimi „Bruno – Chef de police“ von Martin Walker zu lesen. Das politisch überkorrekte Europa-Bild, das der Held verkörpert, wirkt heute angesichts der Euro-Krise schon fast wehmütig nostalgisch. Begeistert war der Genießer von einer Passage, in der eine Engländerin dem gaumenverwöhnten Dorfpolizisten im Perigord erklärt, warum die englische Küche einen so schlechten Ruf hat. Mit einigen wenigen Abänderungen könnte das eine Passage aus dem „Manifest einer kulinarischen Bewegung im Ruhrgebiet“ sein, das der Genießer einst für die Kulturhauptstadt RUHR.2010 verfasste.
„Der Grund ist denkbar simpel“, erläuterte Christine. „Mit der industriellen Revolution, die in England bekanntlich früher stattfand als in anderen europäischen Ländern, kam der Ackerbau fast gänzlich zum Erliegen. (…) Die Landarbeiter fanden Beschäftigung in den neuen Fabriken, und so wuchsen mit der Industrie die Städte und ein Bedarf an Lebensmitteln, die einfach zu transportieren, gut zu lagern und auf die Schnelle zuzubereiten waren, weil auch die meisten Frauen in den Fabriken arbeiteten und keine Zeit mehr hatten, am Herd zu stehen. Gleichzeitug waren in Nordamerika und Argentinien große Farmen entstanden, und weil das britische Königreich seine Grenzen für den freien Handel öffnete, konnten die noch übrig gebliebenen Landwirte mit den sehr viel günstigeren Weltmarktpreisen nicht mehr konkurrieren. Es kamen billige Lebensmittel ins Land, Fleisch in Konserven und Brot aus Massenproduktion. Und in den allmählich kleiner werdenden Familien gingen die von Generation zu Generation weitergereichten traditionellen Kochkünste verloren.“ (Martin Walker: Bruno – Chef de police. 2009. Diogenes, Zürich. S. 245f).
Sehr schade sowas zu lesen, denn ein jedes Land hat seine reize, was das Essen anbelangt. Da ist es einfach traurig, wenn es verloren geht.
AntwortenLöschenEs stirbt ein Stück Kultur!