Der Text erschien erstmals in "Duisburg geht aus 2015/2016".
„Was ist denn das Rheinische an der Rheinischen Fischsuppe?“, möchte ich vom Kellner im Angerhof wissen. „Es ist wohl die Zubereitung mit klassischem Suppengrün wie beim Rheinischen Muschelessen“, sinniert nach einigem Nachdenken der stattliche Mann in weißem Hemd und schwarzer Bistroschürze mit sonorer Stimme. Tatsächlich finde ich auch keinerlei mediterrane Bouillabaisse-Einflüsse wie Safran oder Knoblauch in der leckeren Suppe, und bei der Fischeinlage tippe ich mal auf Lachs und Zander, in der guten alten Zeit, als das Wasser des Stromes noch richtig sauber war, klassische Rheinfische. Deutsche Küche kann richtig exotisch sein.
Die Suppe wird einer nostalgischen Emailleterrine mit Deckel serviert, und mit gleicher unaufdringlicher Gemütlichkeit präsentiert sich das weitläufige Landhaus direkt an einer Ausfahrt der B288 in Duisburg-Huckingen – ideal für Veranstaltungen und Familienfeiern, auch für Gäste aus der nahen Landeshauptstadt. Im Laufe des frühen Abends stellen sich zahlreiche Leute ein, die die frische Küche des Hauses genießen wollen. Schweinefilet mit Senfzwiebelkruste, Gurkenscheiben, Tomaten und Spiegelei (18 Euro) oder Rücken vom irischen Weidelamm mit Tomatenkruste (23,90 Euro) sind Beispiele für die bodenständigen Gerichte, die hier serviert werden. Ergänzt werden sie durch eine Tageskarte mit Fisch und saisonalen Angeboten, von der auch die anfangs erwähnte Rheinische Fischsuppe (6,50 Euro) stammt. Freudig überrascht bin ich, als mir im Angerhof unerwarteter Weise ein Amuse bouche serviert wird, ein deutsch-asiatisch-mediterranes Häppchen aus Rettich, rosa Ingwer und Balsamicocrème.
Beim Hauptgericht will ich mal auf Nummer sicher gehen und bestelle etwas aus der Abteilung „Unsere Klassiker“: Entenbrüstchen mit einer Meerrettich-Honigglasur (19,50 Euro). Nach dem witzigen Suppenentree kommt dieser Teller allerdings etwas lieblos daher. Uninspiriert tummeln sich da die Entenbrust (rosa und lecker) mit den Beilagen Bratkartoffeln (einigermaßen) und gemischtes Gemüse (langweilig und viel zu viel) auf dem Teller. Das Gemüse lasse ich dann auch liegen, werde aber von einem Durbacher Klingelberger (0,25-l-Glas 7,50 Euro) entschädigt, der mir empfohlen wurde. Dieser Riesling stammt aus der großen Auswahl badischer Weine, die eine Spezialität des Hauses sind, und passt mit seiner feinherben Süße prima zur Honigglasur der Ente.
Beim Nachtisch schwanke ich zwischen dem Huckinger Kaffeeschaum auf Grand Manier Parfait (5 Euro) und einem sog. Tiretto (5 Euro). Die Italiensehnsucht setzt sich schließlich gegen die Niederrhein-Versuchung durch, und so schlürfe ich mit Behagen den Eis-Capuccino mit Schuss.
-kopf
47259 Duisburg-Huckingen, Düsseldorfer Landstraße 431
Fon 02 03. 93 57 72 34
https://angerhof-duisburg.de/
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