Am 21.8. findet am Kemnader See das große Sommerfest des Bochumer Weinklubs Porto Bocho statt, eine Sause, der Dirk Würtz, Weinblogger, Rock’n’Roller und Kellermeister des altehrwürdigen Weinguts Balthasar Ress im Rheingau, jetzt schon das Potenzial als „Fest des Jahres“ attestiert.
Mit dem Weinklub Porto Bocho hat sich ausgerechnet in Bochum etwas entwickelt, was die etwas in eine ritualiserte Agonie gefallene Weinwelt (der Fachhandel widmet sich z.Zt. lieber dem Whisky als dem Wein) einen heilsamen Tritt in den Hintern geben kann (und sich vom populistischen Bermudadreick-Gastronomie-Einerlei in Bochum wohltuend abhebt). Es haben sich da vor drei Jahren jüngere Weinfreaks zusammen getan, die sich mit immer aufwendiger gewordenen Veranstaltungen immer mehr in die Öffentlichkeit gespielt haben. Was immer „jüngere“ auch heißen mag, es ist natürlich aus der Sicht des Genießers gesehen. Manche kennt er als aufmerksame Leser und Kommentatoren seines Blogs „Genussbereit“ schon lange (und wenn sie ihn ansprechen, siezen sie ihn! tztz …). Was sie auszeichnet, ist ein professionelles Wissen über Wein und Kochen - und nicht zu vergessen die eiserne Trinkfestigkeit, mit der man die Weinabende gesundheitlich überstehen kann. Immerhin sind die jungen Köche der Bochumer Restaurants Livingroom und Five Boris Geigenmüller und Tibor Werzl oder so bemerkenswerte Hobbyköche wie Sebastian Enste dabei, der als eifriger Hospitant bei Daniel „Herrn B.“ Birkner den Herd zu bedienen lernte. Die Enkel von Wolfram Siebeck und die Kinder von Stuart Pigott und des Internets ergreifen die Macht.
Das Tolle am Weinklub Porto Bocho ist, das kein Weinfachhändler mehr dahinter steht. Für die Generation des Genießers waren die Verkostungen und Hausmessen der Weinfachhändler im Ruhrgebiet noch die Initiationsrituale als Weintrinker, und auch heute gibt es da noch so manche Highlights. Doch Porto Bocho nimmt sofort zu den Winzern Kontakt auf und umgeht so die Vermittler. (Und setzt so eine uralte deutsche Tradition fort. Früher fuhren die Leute aus dem Ruhrgebiet für einen Wochenendausflug zu ihrem Winzer des Vertrauens, den sie auf einem feucht-fröhlichen Straßenweinfest kennen gelernt hatten, an Rhein oder Mosel und luden sich den Kofferraum mit einer Jahresration zum Schnäppchenpreis voll.)
Porto Bocho betreibt keine zaudernde Weinpädagogik, sondern geht richtig ins Eingemachte. Ob junge Wilde oder altehrwürdige Klassiker, alles wird getrunken und probiert, man hat keine Angst vor dem Elitären und auch der Preis spielt kaum eine Rolle. Vermittelt werden die ertrunkenen Erkenntnisse neuerdings im Blog zero-dosage.com mit tollen Texten und noch tolleren Fotos oder auf Facebook. Aber es wird auch deutlich: Marketing spielt hier keine Rolle (obwohl man davon sicherlich Ahnung hat), es geht um Leidenschaft. Man wirft sich keiner Zielgruppe an den Hals, sondern die Zielgruppe artikuliert sich selbst.
Das Porto Bocho Sommerfest in den Ruhrwiesen am Kemnader See ist die bislang größte Veranstaltung, mit der der Weinklub an die Öffentlichkeit tritt. Über 30 Winzer präsentieren sich, und es gibt ein Programm für die ganze Familie. Früh übt sich, was ein Weintrinker werden will.
21.8.2016. Porto Bocho Sommerfest, Kemnader See, Bochum. Alle Infos hier.
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