Ich weiß nicht, ob es heutzutage noch politisch korrekt ist, so ein Wetterchen wie gestern „Kaiserwetter“ zu nennen. Aber die Sonne knallte vom Himmel herunter, dass es eine Lust war, als zur Mittagszeit erstmals die Zelte für die Gourmetmeile „Dortmund à la carte 2022“ auf dem Hansaplatz öffneten . Und immerhin gibt es am Stand vom Freischütz Kaiserschmarrn.
Zwei Jahre lang konnte die „Mutter aller Gourmetmeilen“, die zu den ältesten Veranstaltungen dieser Art im Ruhrgebiet gehört, wegen Corona nicht stattfinden. „GourmeDo“, die andere große Dortmunder Gourmetmeile der letzten Jahre, hat angesichts dieser Turbulenzen die Bestecke komplett abgeben und findet überhaupt nicht mehr statt. Dabei war diese Konkurrenz durchaus segensreich, brachte sie doch „Dortmund à la carte“ vor ein paar Jahren dazu, in ein neues Erscheinungsbild zu investieren. Und so präsentiert sich der Dortmunder Hansaplatz heute als eine der elegantesten kulinarischen Zeltstädte der Region mit elf großzügigen Pop-Up-Restaurants (Ringhotel Drees, Matenaar’s, Markt 13 by Gaudialm, Treppchen 1763, Brauturm, Dieckmann’s, Tante Amanda, EMIL, Vetro, Altes Gasthaus Grube und Freischütz) und weiteren Ständen.
Doch der große Wandel, den die Dortmunder Gastronmieszene in den letzten beiden Jahren erlebte, wird auf „Dortmund à la carte“ nicht abgebildet. Die Sterneküchen-Revolution, die über die Westfalenmetropole herein gebrochen ist, findet hier nicht statt. Ich würde es klasse finden, wenn etwa ein Stand vom „Kochquintett“, der die Dortmunder Sternehäuser vereinigen könnte, auf „Dortmund à la carte“ ein Gastspiel geben würde.
Stattdessen gibt man sich mit dem Angebot gewohnt deftig. Eine kleine Bosheit muss ich loswerden. Kulinarisch ist es wie beim Fußball, man will in Dortmund gerne Bayern sein. Denn die Gerichte klingen für die Westfalenmetropole erstaunlich bajuwarisch-südländisch: „Tiroler Gröstel“, „Jausenplatte“, „Münchner Leberkäs Semmel“, „Tafelspitz (immerhin) auf Stielmus“ oder eben „Kaiserschmarrn“. Und das Wies’n-Ritual, die Veranstaltung mit dem Anstich eines Bierfasses durch den Oberbürgermeister zu eröffnen, passt da auch schön ins Bild.
Rituelle Handlung:
Dortmunds OB Thomas Westphal und Johannes Riepe
vom Ringhotel Drees stechen das Fass an
Freunde der mediterranen Urlaubsküche kommen allerdings auch auf ihre Kosten, was bei den sommerlichen Temperaturen geradezu ideal ist. Was das vegetarische Angebot angeht, liegt man leider nicht besonders im Trend. Nur wenige Hauptgerichte tragen das grüne Veggie-Zeichen. Wer fleischlos essen will, muss sich auf „Dortmund à la carte“ offensichtlich von Desserts ernähren.
Nichts desto weniger waren die Gerichte, die ich gestern probierte, erstaunlich gut. Besonders die Fleischzubereitung beherrscht man bei „Dortmund à la carte“ aus dem Effeff. Das Secreto vom Iberico-Schwein vom Vetro und die Rinderroulade bei Tante Amanda ließen keine Wünsche übrig. Allerdings muss ich gestehen, gegessen wurde bei der Hitze nicht so viel, obwohl mich dabei Kollegin Silke vom der Facebook-Gruppe „Mein (kulinarisches) Dortmund“ unterstützte. Dafür wurde wurde den Getränken umso lebhafter zugesprochen.
Ein Nachmittag auf „Dortmund à la carte“
24.8.2022
Dieckmann‘s
SL Falafelbällchen
Mit orientalischem Rot-Beete-Salat mit Limetten-Minz-Joghurt
Erfrischend-knusprige Vorspeise mit deftigem Kreuzkümmel-Touch. Dazu vegetarisch. Hier ist Dieckmann’s vorbildlich. Allein auf der Hauptkarte stehen der Veggie-Gericht, dazu kommen, zwei fleischfreie Desserts. Was heißt eigentlich SL?
Vetro
Das geheime Filet
Iberico Secreto mit frischem Wildkräutersalat und Asia Dip
Saftig, knusprig, zart und mit schönen Raucharomen – der seltene Cut vom Iberoc-Schwein war tadellos zubereitet.
Zart geschmorte Rouladen vom Weideochsen
Mit Rahmspitzkohl und Kartoffelpüree
Bei Muttern schmeckt es nicht anders.
Hitzefrei Eiskreationen
Eiskaffee
Bei der Hitze einfach himmlisch zum Nachtisch. Wieso waren am Stand von Hitzefrei eigentlich keine Schlangen?
Dortmund à la carte. Hansaplatz, Dortmund. Tägl. ab 11 Uhr. Geht noch bis zum 28. August. Tägl. ab 11 Uhr. www.dortmund-a-la-carte.de
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