Ungefähr ein Jahr ist es her, dass Kerstin Scheufe-Hanken und ihr Mann Klaus die Alte Mühle in Dortmund-Huckarde übernommen haben (zum Bericht klick hier). Hier an der Rossbachstraße gab es schon immer Gastronomie, zuletzt das englische Restaurant „Maples“, doch im letzten Jahr stand der historische Bau einige Zeit leer. Die beiden waren sofort von den verwinkelten Räumlichkeiten begeistert. Der eigentliche Mühlenraum mit dem durchaus noch funktionstüchtigen Mahlwerk, der Eingangsbereich mit Kneipentheke, ein weiterer Gastraum und ein großer Biergarten schienen wie dazu gemacht, ihr Konzept einer nordisch-westfälischen Küche an die Gäste zu bringen.
Entwickelt hatten sie diese Küchenkombination an ihrer vorherigen Wirkungsstätte in Wetter-Wengern an der Ruhr, dem Geburtsort von Henriette Davidis. Dort betrieben die beiden ein „svenska reaturang“, in dem sie versuchten, die Kochtraditionen der legendären Kochbuch-Queen des 19. Jahrhunderts mit ihrer eigenen Vorliebe für die nordische Küche zu verbinden. Als sich im idyllischen Ruhrtal aber die Perspektiven für ihr Projekt verschlechterten, beschlossen sie, sich auf das Abenteuer einzulassen und in den Dortmunder Norden nach Huckarde zu ziehen. Und das Risiko hat sich gelohnt.
Viele der alten Stammgäste kommen auch ins neue „Kerstins“, und ebenso wurden viele neue Kunden erreicht. Vor allem freut sich Kerstin, dass die Leute nicht nur kommen, um eben einmal à la carte ein Krüstchen zu essen, wie das Schnitzel in Dortmund heißt, sondern dass auch ihr Menü-Konzept so großen Anklang findet. So gibt es neben einem bis zu sieben Gängen umfassenden Monatsmenü immer wieder Aktionen. Zum Beispiel wird am 15 Dezember das traditionelle skandinavische Lucia-Fest mit selbstgeräuchertem Lachs als erstem Gang und Schweinefilet Strindbergh als Hauptgang gefeiert (laut Kalender eigentlich am 13. Dezember, aber da ist Dienstag und somit Ruhetag), und zum Menü an den Weihnachtstagen kann man sich Gerichte aus allen skandinavischen Ländern zum Hauptgang aussuchen (bitte rechtzeitig buchen).
Der Erfolg der Menüs ist sicherlich darin begründet, dass jedem alles schmeckt, was im „Kerstins“ auf den Tisch kommt. Der Begriff „Nordisch“ bedeutet hier nicht das, was etwa in vom Kopenhagener Trend-Restaurant „Noma“ inspirierte Sterneköche auf den Tisch bringen, sondern ganz einfach traditionelle skandinavische Küche für die Seele, die sich von der Behaglichkeit nur wenig von den westfälischen Leibgerichten unterscheidet. Zwar gibt es die eine oder andere Zutat, die fast schon exotisch wirkt, doch das liegt daran, dass man in unseren Gefilden gewohnt ist, kulinarische Raffinesse nur im Mediterranen oder Französischen zu verorten. Vielleicht liegt es ja an der überzeugenden Arbeitsteilung, dass im „Kerstins“ alles so lecker ist. In der Küche ist Kerstin für die Konzeption und die kalten Gerichte zuständig, ihr Mann Klaus für das Handwerk und alles Warme.
So kam es, dass Kerstin und ihr Mann zu einem Presseessen luden und dafür extra an einem Dienstag öffneten. Kellner Max, mit seinen knapp 20 Jahren die dienstälteste Servicekraft im Haus, versorgte Silke Albrecht von der Facebook-Gruppe „Mein (kulinarisches) Dortmund“, Chefredakteur Tom Thelen vom Magazin „Dortmund geht aus“, Presse-Kollege Michael Alisch und den Genießer fürsorglich mit allen Köstlichkeiten des aktuellen Dezembermenüs. Hyggeliger hätte die Vorweihnachtszeit nicht eingeläutet werden können.
Das Dezember-Menü
Kerstins. Nordisch-Westfälisch in der Alten Mühle.
29.11.2022
Holunder-Cocktail
Gruß aus der Küche
Selbstgebackenes braunes Brot mit Kürbiskernen, dazu Gänseschmalz
Großes Geheimnis: Das Rezept des lecker-lockeren Brotes stammt aus Irland.
gefärbte Lachs butterzart.
Suppe
Capuccino von der Kürbiscrème mit gebratenen
Pfifferlingen und Wirsing-Pesto
Ein Crèmesüppchen, wolkig-leicht mit pikanten Akzenten
Schmorobstratatouille aus Äpfeln, Birnen, Schmorzwiebeln, Cranberries
und gerösteten Mandeln, Kürbis-Stampf
Und wieder eine appetitanregende, wunderbar animierende Kombination aus Süßem und Pikantem zu Zartem.
Dreierlei vom Apfel
Sautierte Apfelspalten mit Apfel-Calvados-Eis, Kürbishippe und schwedische Äppeltårta
Abschluss
Dreierlei Käse aus Dänemark, Norwegen und Westfalen
Danablu, Karamellkäse Gudbrandsdalsost, Ziegenfrischkäse
Der Blauschimmelkäse Danablu erinnert an einen französischen Roquefort, der Ziegenfrischkäse stammt aus Haltern. Exotisch der norwegische Karamellkäse, süßich und von fester Crèmigkeit, schön kontrastiert mit knackigem Knäckebrot.
gebrannter aromastarker finnischer Vodka
Kerstins. Nordisch-Westfälisch in der Alten Mühle. Roßbachstr. 34, 44369 Dortmund-Huckarde. Tel. 01577/1330603. Mo & Do-Sa 18-22 Uhr (Küche bis 21 Uhr). So 10:30-20:30 Uhr (Küche 12 bis 18:30 Uhr) Di & Mi Ruhetag . www.nordisch-westfaelisch-essen.de
Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
Dank an Silke Albrecht für die Organisation.
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