Sonntag, 4. August 2024

Tag 2 und 3 auf der Gourmedo 2024: Schwimmen im Trubel und der Mut zur Lücke


Letztes Jahr, als die Dortmunder Gourmetmeile „Gourmedo“ nach der Corona-Zwangspause und einem Betreiberwechsel ein grandioses Comeback erlebte, war der Genießer ja von der Veranstaltungsreihe „Gourmedo-Sterne“ so begeistert. An jedem Tag des Festivals kochte ein anderer Sternkoch aus NRW zwei Gerichte, so dass man sich einen tollen Überblick über den State of Art der gehobenen Küche im Land machen konnte. (Und Lokalmatador Michael Dyllong vom „The Stage“ hatte ja auch noch seinen eigenen separaten Stand.) Das Anstrengende daran war: Ich musste jeden Tag von Bochum nach Dortmund düsen, um in den Genuss dieser Köstlichkeiten zu kommen.

Auch in diesem Jahr traten bzw. treten wieder vier „Gourmedo-Sterne“ an, aber ich glaube nicht, dass ich diesmal alle vier schaffe. Heute, an Tag 4 der „Gourmedo“, muss ich mir mal ein Päuschen von der Innenstadt-Schlemmerei gönnen, und dabei leider den Auftritt von Laurin Kux vom „Brust oder Keule“ in Münster verpassen. (Nachtrag: Zur Entspannung auf das gleichzeitig stattfindende Weinfest „Food, Wine & Music“ im herrlich grünen Essener Stadtgarten zu fahren, habe ich leider auch nicht mehr geschafft).

Der Magic Sky auf dem Friedensplatz

Mit den Gerichten von Anthony Sarpong von „Anthony’s Kitchen“ in Meerbusch, der auch neuerdings für die Küche im Haus Phoenixsee in Hörde zuständig ist, Marcel Kokot, einem Chef aus dem „Troyka“-Team in Erkelenz, und Eric Werner vom „astrein“ in Köln war ich in den letzten drei Tagen allerdings auch sehr gut bedient. Entsprachen die beiden Gänge von Anthony Sarpong, ein Lachs-Tatar mit schaumiger Chorizo auf einer japanischen Brotspezialität und die überraschende Kombination Gezupfte Ente auf Wassermelone (wobei der ebenfalls mit einem Grünen Michelinstern ausgezeichnete Küchenchef auch die Fruchtabschnitte zu einer dekorativen Schnecke aus Melonenmus verarbeitete und so vor dem Wegwerfen rettete; Fotos davon klick hier) noch den gängigen Vorstellungen von Sterneküche, überraschten die beiden anderen Köche mich durch eine Deftigkeit, als wollten sie sich den Gepflogenheiten auf der Veranstaltung in der Westfalen-Metropole anpassen. Bei den Fischgängen gab es kräftig dicke Tranchen, und die beiden anderen Gänge, eine georgische Teigtasche bzw. Königsberger Klopse, waren herzhafte magenfüllende Mittagessen, bei denen allerdings die Farbgebung extravagant ins Auge stach (Einzelkritik siehe unten).



Der Genießer im Gespräch mit Sternekoch Eric Werner
Foto: Silke Albrecht

Bei der weiteren Schlemmerei war ich froh, dass ich nicht alleine unterwegs war. An Tag 2 auf der „Gourmedo“ sekundierte mir auf bewährte Weise Kollege Christian, und Tag 3 verbrachte ich mit den Freunden der Facebook-Gruppe „Kulinarisches Dortmund“, bei denen ich mitnaschen durfte. Ich weiß nicht, was mich mehr beeindruckte: Die Ausdauer, mit denen die Dortmunder die Leckereien auf sich zukommen ließen, oder die Unermüdlichkeit, mit der sie sich der bei dem fabelhaften Wetter der immer höher brodelnden Atmosphäre zwischen Urlaubsort-Promenade und Freibad auf dem Friedensplatz hingaben. Ein systematischer Überblick auf das, was auf der „Gourmedo“ im Angebot war, kam da leider nicht bei heraus. Zum Stand von Miss Mai kam ich leider nicht mehr. Und angesichts der Schlangen, die bei Michael Dyllongs „The Stage“ anstanden, vereichtete ich diesmal auf die beiden herausragenden Risotto-Gerichte, die ich noch vom letzten Jahre unvermindert intensiv auf der Zunge hatte. Eine schöne Zusammenfassung der „Gourmedo“ kann man allerdings auf Facebook in Silkes Post nachlesen klick hier.

Tag 2 und 3 auf der Gourmedo
1. und 2. August 2024, Friedensplatz Dortmund




Gourmedo-Stern Marcel Kokot, Troyka


Marcel Kokot, Troyka
Chinchali
Georgische Teigtasche, Kartoffel-Borschtsch-Espuma, Zedernholz-Zwiebel-Crumble (14 Euro)
Das leuchtende Pink stammt von der Roten Bete, dem Hauptbestandteil der russischen Suppe Borschtsch, die die Sauce für die Teigtasche abgab. Die wiederum sättigte mit einer Menge Teig, die eine schmackhafte Spinatfüllung umgab.



Marcel Kokot, Troyka
Hausgebeizter Ora King Lachs
Moscow Mule Vinaigrette, armenische Gurke (16 Euro)

Witzige Interpretation des Vodka-Cocktails Moscow Mule, der mit Gurke serviert wird. De Lachstranchen deftig dick und mundfüllend.




Gourmedo-Stern Eric Werner, astrein


Eric Werner, astrein
Gegrillter Schwertfisch
Gelierte Tomaten Essenz, Rucola Pesto, Fenchel, Sauce Rouille (14 Euro)

Eine gehörige Portion Fisch mit wunderer Zutaten-Kombi. Doch hätte der fast rohe Fenchel nach meinem Geschmack mehr der Konsistenz des Fisches angeglichen sein können.



Eric Werner, astrein
Königsberger Klopse
Spinat Cream, Gemüse, Duftreis, Kapern, Salzzitronen, Velouté, Wildkräutersalat (16 Euro)

Die Herausforderung der Gourmedo: Die Vielzahl der Zutaten weist auf eine eigenwillige Sterne-Küchen-Interpretation des Klassikers hin; leider ging dabei eine animierende Säure unter. Unter der grünen Hülle verbargen zwei mächtige, etwas trockene Klopse.




TAPA und Delikat
Oktopus
Süßkartoffel-Püree, Chipotle-Mayo (16 Euro)

Das Essen von Tanja und Pawel von den Restaurants TAPA und „Delikat“ ist immer eine sichere Bank. Der Oktopus war zart, die Mayo brachten den nötigen Pep.




TAPA und Delikat
Garnelen Tatar
Avocado, Parmesanchip-Millefeuille (15 Euro)

Irgendwie auch ein Burger. Erfrischend exotisch, saftig und knusprig.




TAPA und Delikat
Ochsenbäckchen
In Wein glasiert, Schalotten, Blumenkohlcrème (16 Euro)

Perfekt geschmortes Fleisch, das auf der Zunge zerging.



Schönes Leben
Shakshuka Tomaten
Tomaten, Burrata, Rucola (11,90 Euro)

Etwas anstrengend war es, am äußerst beliebten und mit überlaufenden Stand von „Schönes Leben“ sein essen zu ergattern. Zur klassischen Shakshuka gehört eigentlich Ei, stattdessen gibt es hier die einfacher zu handhabende Burrata-Kugel.





Quiro
Tomahawk vom Duroc-Schwein
Bratkartoffel, Salat (16 Euro)

Der Neuzugang „Quiro“ brachte gleich ein absolutes Spitzengericht auf die „Gourmedo“. Ein perfekt gegrilltes Riesenkotelett vom Duroc-Schwein. Es lohnte sich, ein extra Tranchiermesser an der Theke zu bestellen (und vielleicht auch noch ein Schälchen Salz). Denn von dem Kotelett konnten gut und gerne 4 Personen satt werden.



Quiro
Thunfisch Carapccio
Zucchini, Sesam, Soja (12 Euro)

Ich hatte erfrischende Säure erwartet, weil ich die gelben und grünen Zucchinistreifen für Zitruszesten gehalten hatte. Doch leider wurde dann alles von der Bitterkeit der Sojasauce ertränkt.




Labsal
Gebeizte Fjordforelle
Fenchel, Blumenkohl, Sauce Rouille (11 Euro)

Ein schönes Stück Fjordforelle, aber der Sauce Rouille gebrach es an der wichtigen Zutat Knoblauch.

Gourmedo – Festival der Kulinarik. Friedensplatz, Dortmund. Noch heute. Infos hier.

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