Die Köche-Parade zieht über den Boulevard
Ich glaube, „Bochum kulinarisch“ ist die letzte Gourmetmeile im Ruhrgebiet, die ihren Start noch mit einer großen Köche-Parade einläutet. Früher war das auch in Essen so (ich erinnere mich noch an den generalstabsmäßig geplanten Marsch zum vom Hauptbahnhof die Kettwiger Straße hinunter zum Empfang von Stargast Johann Lafer im Kulturhauptstadtjahr 2010) oder in Mülheim (ich weiß noch, dass ich 2011 noch so gut zu Fuß war, dass ich den kulinarischen Marathon vom Platz der ehemaligen Synagoge in der City zum Standort „Auf dem Dudel“ an der Ruhr fürs Fotografieren überholen konnte).
Gestern ging es also um zwanzig vor fünf vor dem Bochumer Rathaus los. Mit viel Getöse zockelten die Standbesatzungen hinter dem historischen Lieferwagen der Brauerei Fiege her, um pünktlich um 17 Uhr die Gourmetmeile auf dem Boulevard zu erreichen und dort die langsam eintrudelnden Gäste zu bedienen. Beendet wurde der Marsch, wie es der Brauch will, von einem Empfang am Getrankestand der Brauerei Fiege, wo es den Genießer aber nicht lange hielt. Zu einem schaumlosen Glas Bier („Schmeckt aber trotzdem sehr gut“, tröstete die charmante Bedienung) probierte er erst die gereichten Schnittchen, zog es dann aber vor, seine noch vorhandenen Appetit-Kapazitäten den Spezialitäten der 15 teilnehmenden Restaurants aus Bochum, Hattingen und Herne zu widmen.
Wenn ich mich recht entsinne, waren 14 davon auch schon im letzten Jahr beim Neustart nach der Coronapause dabei gewesen; Neuzugang ist das spanische Restaurant „Las Olas“ aus Hattingen. Überrascht war ich davon, den „Stratlingshof“ noch unter den Teilnehmern zu finden, wo doch durch die Presse ging, dass die Interimsbetreiber aus der Livingroom-Familie ihn doch nicht weiter führen wollen. Bis Ende des Jahres bleiben sie aber am Ball, und so ist es klar, dass sie auch an „Bochum kulinarisch“ teilnehmen. Bedauerlich ist, dass Daniel Takeshi mit seinen sensationelen Sushi-Kreationen jetzt endgültig nicht mehr dabei ist. (Zum Trost schalte ich zu gegegebener Zeit einen Post „Aus dem Archiv“.)
Das Programmheft hatte mit dem neuen Din-A-5-Format eine überraschende und, wie ich aber finde, unpraktische Größe. Zwar kommen jetzt die Anzeigen, auf deren Einnahmen die Veranstalter angewiesen sind, schön zur Geltung (so lächelte mich Charlize Theron in deiner Juweliers-Annonce verführerisch an), aber ich wusste nicht so recht, wo ich es bei meiner kulinarischen Expedition hinstecken sollte. Selbst eingerollt fiel es mir aus der Hosentasche. Irritierend: Noch immer hat der neue Vorstand der Veranstaltergemeinschaft anscheinend keine Zeit gefunden, ein eigenes Gruppenbild zu machen. So ziert ein Foto der längst in den Ruhestand gegangenen Gründungs-Granden Herwig Niggemann, Heinz Bruns und Hugo Fiege das Intro.
Trotz des übermäßigen Einsatzes von Papier fehlen im Programmheft, auch das ist in Bochum Brauch, die wichtigsten Informationen: die Preise der einzelnen Gerichte. Die erfährt man erst an den Ständen. Wie auf den anderen Gourmetmeilen, die ich in diesem Jahr schon besucht habe, reichen sie von 15 bis 18 Euro; kleinere Vorspeisengerichte und Desserts gibt es auch preiswerter. Billig ist das nicht, aber es ist müßig, bei der wirtschaftlichen Situation, in der sich die Gastronomie befindet. darüber zu lamentieren. Die Preise sind reell kalkuliert, und die Alternative wäre, dass qualitativ hochwertige Gourmetmeilen gar nicht mehr stattfinden könnten. Und das wäre ein bedauerlicher Kulturverlust für unsere Städte.
Am Eröffnungstag stellte ich mir ein kleines, dreigängiges Menü zusammen, quasi zum Vorglühen für den großen Besuch mit Freunden in den kommenden Tagen.
Gute Stube im Parkhotel Herne
Gazpacho vom grünen Apfel, W
asabi und Black Tiger Garnele (9,50 Euro und 3,50 Euro für die Garnele)
Erfrischend pikanter Einstieg mit sehr schön ausbalanciereter Süße, Säure und Schärfe. Die Gernele knackig.
Gazpacho vom grünen Apfel, W
asabi und Black Tiger Garnele (9,50 Euro und 3,50 Euro für die Garnele)
Erfrischend pikanter Einstieg mit sehr schön ausbalanciereter Süße, Säure und Schärfe. Die Gernele knackig.
Strätlingshof
Veganer Köftespieß aus dem Smoker
Fladenbrot, Tzatziki, Salat (15 Euro)
Die vegane, auf Erbsenbasis zubereitete türkische Frikadelle war exzellent abgeschmeckt und ließ irgendwelches Hackfleisch nicht vermissen. Am ersten Tag gleich der erste Bringer. Das Brot hätte vielleicht etwas durchgebackener sein können. Witzig die Präsentation wie ein Döner, doch finde ich, hätte man es etwas eleganter machen können. “Bochum kulinarisch“ ist meines Erachtens nach eine Gourmetmeile und kein Street Food Markt.
Las Olas
Tarta de crema calalana
Küchlein mit Crema Catalana (7 Euro)
Traditionell wird die Crema Catalana in Tontöpfchen serviert. Hier kann man witzigerweise das Behältnis aufessen, denn es besteht aus Blätterteig . Vor dem Servieren wird die fertige Eiercrème frisch flambiert.
Tarta de crema calalana
Küchlein mit Crema Catalana (7 Euro)
Traditionell wird die Crema Catalana in Tontöpfchen serviert. Hier kann man witzigerweise das Behältnis aufessen, denn es besteht aus Blätterteig . Vor dem Servieren wird die fertige Eiercrème frisch flambiert.
Bochum kulinarisch 2024. Bochum, Boulevard in der Innenstadt. Geht noch bis 11. August 2024. Alle Infos hier.
Zum Bericht über Tag 2 klick hier.
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