Dienstag, 27. April 2010

Mittagstisch: „Wallberg“ in Essen

Das Restaurant ist geschlossen.

Schwarzwurzelsuppe im Wallberg

Letzten Freitag hatte der Genießer in Essen zu tun und nutzte die Gelegenheit, im „Wallberg“ zu Mittag zu essen. Das „Wallberg“ ist das Restaurant in der Philharmonie an Huyssenallee und nach dem 2004 verstorbenen, langjährigen Chefdirigenten der Essener Philharmoniker benannt. Wie der gesamte, vor sechs Jahren aufwendig zur Philharmonie umgebaute Saalbau besticht das Lokal durch seine edle Eleganz. Im Fine Dine-Bereich sind die Tische groß eingedeckt, im Bistro-Bereich sitzt man auf rustikalen Holz-Hochstühlen. Die knappe Karte von Küchenchef Maksim Zitnikov bietet den Konzertbesuchern eine französisch inspirierte Küche mit heimischen Zutaten, beispielsweise Mini-Flusskrebsknödel und Königskrabben-Tajine (14,50 Euro) oder Filet vom Charolaisrind und Ragout vom Ochsenschwanz auf Kartoffel- und Steinpilzravioli (21,50 Euro). Dass es dazu als Dessert eine Variation von der exklusiven Valrhona-Schokolade (7,50 Euro) gibt, liegt auf der Hand.

Seit jeher hat den Genießer aber weit mehr das Business Lunch im „Wallberg“ interessiert, das bei aller Eleganz zu sehr sozialen Preisen angeboten wird. Der Gast kann mittags zwischen zwei Tellergerichten samt Kaffee zu 4,90 Euro oder 6,50 Euro wählen. Besonders, wenn die Sonne durch die große Glasfront zum Stadtgarten scheint oder man sich bei entsprechenden Temperaturen gleich auf die gepflegte Terrasse setzen kann, lernt man diese Sozialdemokratisierung der luxusorientierten bundesdeutschen Gesellschaft durchaus schätzen.

Eines der beiden Mittagsgerichte gehört in die mediterrane Kategorie, deren Kalorienzufuhr auf Kostümchen tragende Kulturdamen zugeschnitten ist, z.B. italienischer Salat mit Räucherlachs oder offene Lasagne mit Lauch und gebratenem Lachs. Das zweite Gericht ist deftiger, und wenn gar die „Empfehlung des Küchenchefs“ ansteht, sogar von einer experimentellen Regionalität, zu der er sich abends nicht trauen würde. Letzten Freitag gab es eine Schwarzwurzelsuppe mit Blutwurstkrapfen (4,90 Euro), die vom Feinsten war. Die Schwarzwurzel, so erläuterte der begeisterte Kellner, sei ein altes Gemüse und hätte früher als Spargelersatz gedient. Und tatsächlich hatte das Süppchen eine exqusitite Spargelnote. Einziger Kritikpunkt war, dass es ausgerechnet einen Tag nach der offiziellen Eröffnung der Spargelsaison angeboten wurde. Da wäre eine echte Spargelsuppe auch nicht schlecht gewesen – aber bei weitem nicht so originell.

Wallberg's Catering ist für die Versorgung der Philharmonie Essen zuständig

6 Kommentare:

  1. Das hätte mir auch gemundet, aber ich musste arbeiten, Spätschicht mit Weinverkostung.

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  2. Meine Güte, das sind noch Preise... Kaum zu glauben!

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  3. Ganz ehrlich gesagt, so richtig satt ist ein Zwei-Zentner-Mann wie der Genießer von dem Süppchen nicht. Aber voll getankt mit Energie für den Rest des Tages!

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  4. liegt natürlich auch an der Bionade.
    Ich hätte dazu aber ein trendiges Glas Sauvignon Blanc "Kaitui" von Markus Schneider genommen (gabs da bestimmt?!?) oder sogar einen cremigen, nicht so holz/vanillebetonten Chardonnay...

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  5. Dann wär's ja so gewesen wie neulich im Bochumer "La Bufala": der Schoppen teurer als das Menü. Musste anschließend aber noch nach Dortmund, um in der Bergmann-Brauerei Bier zu testen...War ja Tag des Bieres.

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  6. Leider geht es mit dem Wallberg bergab. Preise angehoben, Qualität gesenkt, Lieblosigkeit gesteigert. Schade, sehr schade. Die Strategie, dass man weder Lunch I noch Lunch II und statt dessen den Lammrücken für 26,50 € wählt, wird meiner Meinung nach nicht aufgehen.

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