Mittwoch, 8. August 2007

Aus dem Archiv: Gallo Nero im Alten Zollhaus - Die Menge macht’s

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008".

Gallo Nero nennt sich ein Konsortium von Winzern im Chianti Classico, die sich vor etwa dreißig Jahren zusammengeschlossen haben, um ihre Weine über die Vorschriften ihrer Denomination hinaus gemeinsam zu verkaufen. Aber Italien wäre nicht Italien, wenn die Regeln, die gerade aufgestellt wurden, nicht sofort unterlaufen würden. So sind zahlreiche namhafte Chianti-Produzenten nicht im Konsortium, und unter dem Label mit dem schwarzen Hahn wird so mancher billige Discounter-Wein vermarktet.

Gallo Nero heißt auch das italienische Ristorante, das neuerdings in den hübschen Fachwerk-Räumlichkeiten des Alten Zollhauses am Anfang der August-Thyssen-Straße in Kettwig beherbergt ist. Bis letztes Jahr gab es hier einen mäßigen Spanier, doch der neue Laden hat sich schnell die Sympathien der Gäste erobert. Häufig sind die Tische reserviert, und die Stammgäste werden bereits mit Küsschen begrüßt. Die Fachwerkgemütlichkeit des Hauses ist nicht verändert worden, lediglich durch überbordenden Flohmarktkitsch charmant der barocken italienischen Lebensart angepasst. Dass sich das Haus den Namen eines Wein-Konsortiums gegeben hat, kommt nicht von ungefähr, denn er gibt sich auch als Feinkost- und Weinladen mit einer Auswahl von angeblich über 700 Weinen.

Das Ristorante gibt sich leutselig, großzügig und nobel. Elegant wird der Wein eingegossen, und einer Dame, der das Lammfilet in Salbeibutter-Sauce (16 Euro) zu zäh war, wurde umgehend ein Lammkarree all erbe (17 Euro) als Ersatz geliefert, auf dessen Tellerrand mit Sauce „Entschuldigung“ geschrieben war.

Bei meinem ersten Besuch hatte ich ebenfalls Lammkarree, aber in Chiantisauce, an dem nichts auszusetzen war. Außer, dass ich dazu keinen offenen Chianti bekam, was mich bei dem Namen des Hauses allerdings wunderte. Stattdessen gab es einen apulischen Sangiovese (0,2l 4,20 Euro), der nicht übel war. Etwas übertrieben schien mir die Behauptung, regionale italienische Küche zu bekommen. Die Karte, bzw. die Ankündigungstafel besteht hauptsächlich aus gegrilltem oder gebratenem Fleisch und Fisch, die meist durch die Saucen geschmacklich akzentuiert werden, wie zum Beispiel meine Fasanenbrust in Currysauce (14 Euro), die ich mir durchgebratener gewünscht hätte. Zahlreich auch die verschiedenen Pastagerichte. Die Spaghetti mit Muscheln (11 Euro) waren okay, vor allem, weil ich sie auch als halbe Portion als Vorspeise bekam (5,50 Euro). Als ich die Vorspeise Porcini Trifolate auf Rucola (8,50 Euro) bestellte, vergaß ich leider, auf einer halben Portion zu bestehen, und so bekam ich eine allzu üppigen Teller voll, und ich musste eine Menge des in einer köstlichen Sauce schwimmenden Rucola zurückgehen lassen.

-kopf

Essen-Kettwig, August-Thyssen-Straße 1
Fon 02054.125854
Mo-Sa. 17-1 Uhr, so ab 11 Uhr
http://www.gallonero-kettwig.de/

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