Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2007/2008"
Das Restaurant steht sei 2023 unter neuer Leitung..
Es ist schon ein amüsantes Erlebnis, wenn Jörg Hackbarth bei seinen Kochkursen, die er regelmäßig veranstaltet, mit trockenem Humor die Geheimnisse des Profi-Kochens preisgibt: dass viele Zutaten in der Metro gekauft werden, dass die schönen Farben gewisser Fruchtdesserts durchaus mit Lebensmittelfarbe hergestellt werden, oder dass nicht nur Restauranttester, sondern auch Köche gern in Euphemismen sprechen: „Wissen Sie, was Kaninchenfond ist? Nein? Einfach klares Wasser.“ Doch dann zeigt er voll Stolz eine riesige Pfanne, in der echte Geflügelkarkassen und würziges Würzelgemüse langsam vor sich hinschmoren. „Daraus werden bei uns die Saucen gemacht“, sagt er.
Bereits seit 15 Jahren betreibt Hackbarth das Restaurant in der rosa Neubau-Villa mit der von hohen Hecken umschlossenen kleinen Gartenterrasse vor den Toren des Oberhausener CentrO. Mit Kreativität und Geschäftstüchtigkeit hat er es zu einem der beliebtesten Restaurants im Ruhrgebiet empor gekocht. Die lässige, ungezwungene Atmosphäre lockt abends Genießer aus der ganzen Region ins Haus, zu verschiedenen Aktionen oder ganz einfach zum fünfgängigen Überraschungsmenü (38 Euro). Mittags wird der Laden gern von Geschäftsleuten des umliegenden Gewerbegebiets besucht, auch ohne besondere Mittags- oder Business-Lunch-Karte. Denn Jörg Hackbarths Gerichte sind auch à la Carte bestellt schnell auf dem Tisch.
Witzige Kreationen, meist mediterran, häufig asiatisch und manchmal auch einheimisch inspiriert, stellt er zu Geschmackserlebnissen zusammen, die ein weltoffenes Publikum schätzt. Da gibt es z. B. mariniertes Thai-Gemüse zur Bauernente (9,50 Euro als Vorspeise) oder Fischstäbchen und Flusskrebse als Einlage in einer Sauerampfersuppe (6,50 Euro). Der Erfolg gibt diesem Konzept Recht, hat gelegentlich aber auch seine Schattenseiten. Es mag am Stress gelegen haben, dem die Küche mit den Vorbereitungen eines großen Caterings ausgesetzt war, dass mein mittägliches Menü beim Testbesuch nicht ganz hundertprozentig ausfiel. Das Mittelmeergefühl, das das Kaninchen Saltimbocca (also mit Schinken und Salbei gebraten) auf spanischem Gemüsesalat, Oliven und Balsamicojus (10,50 Euro) auf den Teller brachte, wurde dadurch gestört, dass einige der Gemüse Zimmertemperatur hatten, andere anscheinend direkt aus der Kühlung kamen; zur gelungenen Aromenentfaltung hätte ich es mir durchgängig lauwarm gewünscht. Die geschmorten Kalbsbäckchen auf Kartoffel-Vanilleschaum (17 Euro) waren mit zu strohig-hart frittierten Lauch-Juliennes garniert und es fehlte der weich-süßen Komposition der pikant-scharfe Kontrapunkt. Erst zusammen mit dem Rotwein Black Print, einer großartigen Cuvée französischer Trauben aus der Pfalz (0,1l 3,30 Euro), bekam die Sache den nötigen Pfiff. Versöhnlich dann der frische Abschluss, ein geeister Macchiato von exotischen Früchten (6,50 Euro), eine optisch farbenfrohe und geschmacklich belebende Milch-Erfrischung.
-kopf
Hackbarth‘s Restaurant. Im Lipperfeld 44, Oberhausen. 0208/22188. Di-Fr 12-14 und 18-23:30 Uhr, Sa 18-23 Uhr. Küche bis 21 Uhr. Sonntag und Montag Ruhetag. Reservierung empfohlen. www.hackbarths.de
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