Sirup für die Birnen
Gestern trafen sich elf kochlustige Männer in der VHS Herne, um zusammen mit dem Genießer ein dreigängiges Weihnachtsmenü zuzubereiten. Dazu hatte der Genießer wie üblich die Rezepte herausgesucht und die Zutaten eingekauft. Das war zur Feier des Weihnachtsfestes eine recht teure Sache.
Vom Metzger ausgelöster Rehrücken
Hauptbestandteil war ein frischer Rehrücken vom Niederrhein für knapp 60 Euro, der aber Fleisch genug für zwölf Portionen bot. Leider konnte aus Zeitmangel aus den Knochen kein eigener Fond gezogen werden; deshalb gab es eine schnelle Sauce dazu.
Rosa wie bei Lafer: Rehrücken
Kochen im Duett...
...und solo
Die Haupterkenntnis dieses Kursabends war: Traue keinem Rezept, egal, ob es aus dem Internet stammt oder aus einem anscheinend gut redigierten Kochbuch. Selten ging bei einem Kochkurs handwerklich so viel daneben. Die Beilagen zum Fleisch wurden nicht so wie im Rezept versprochen, und auch die süßen Saucen zum Dessert waren nicht so flüssig wie vorgesehen. Unter Feiertagsstress zubereitet, hätte das ein reales Weihnachten durchaus schmeißen können. Die coolen Kochmänner änderten aber kurzentschlossen ihre Vorstellungen, denn auch die nicht so gelungenen Bestandteile des Menüs schmeckten natürlich ausgezeichnet. Und vor allem der Rehrücken war so wunderbar rosa, dass ihn Johann Lafer nicht besser hinbekommen hätte.
Vorspeise: Kastaniensuppe. Am bewährten Genießerrezept war nichts auszusetzen (Rezept hier). Selbst das Schälen der Kastanien funktionierte gut.
Die Maroni wurden eingeritzt und im heißen Ofen angedörrt, bis die Schalen aufplatzten und problemlos entfernt werden konnten.
Die Maroni wurden eingeritzt und im heißen Ofen angedörrt, bis die Schalen aufplatzten und problemlos entfernt werden konnten.
Hauptgang: Rehrücken mit Preiselbeer-Orangensauce, Ofenkürbis und Kartoffelroulade. Eigentlich las sich das Rezept von Küchenchef Jens Becker aus Hotel Elbschlösschen im sächsischen Rathen, das der Genießer im Internet gefunden hatte, ganz wunderbar. Der Rehrücken, nur in der Pfanne leicht angebraten und dann im Ofen bei 54 Grad Kerntemperatur gegart, gelang fantastisch, und auch die Sauce war klasse (Rezepte hier). Nur an Beilagen haperte es. Der Ofenkürbis (Rezept hier) bleib ziemlich hart, vielleicht hätte man in vor dem Garen im Ofen blanchieren sollen. Der Teig für die Kartoffelroulade (Rezept hier) wollte überhaupt nicht gelingen, er blieb kletschig. Damit er beim Ziehen in der heißen Brühe nicht zerfiel, wickelten wir die Roulade in Alufolie ein. Doch auch hier wurde der Teig nicht fest. So gab es statt Kartoffelroulade Kartoffelpüree mit Speckwürfeln als Beilage – und das war richtig lecker.
Dessert: Birnen in Schokoladensauce. Diese schmackhafte Rezept stammt aus dem Kochbuch „Das Beste aus meiner italienischen Küche“ von Giuliano Bugialli (Dumont) (Rezept hier) und war optisch und auch vom Geschmack her der Hammer. Das einzige, was nicht funktionierte, waren die Saucen.
Der Topf für die Birnen darf nicht zu groß sein.
Bei der Schokoladensauce hätte auch die Hälfte gereicht, obwohl es nach den Angaben nur für sechs Portionen und nicht für zwölf gedacht war. Trotz Erhöhung des Sahneanteils blieb sie eine recht zähflüssige Masse. Ebenso wollte aus der Birnen-Kochflüssigkeit beim Einkochen kein Sirup entstehen. Stattdessen kam eine karamellartige Bonbonmasse heraus, mit der man prima die Birnen am Dessertteller festkleben konnte. Aber wie gesagt: Dem Geschmack tat das keinen Abbruch.
Kochende Männer: Die Birnenmacher und ihr Werk
Oh sieht das guuuut aus! Wäre so gern dabei gewesen. Die Birne ist ja der Hammer!
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