Der Artikel erschien erstmalig in „Duisburg geht aus 2014/15“. Das Restaurant „Abzweig“ gibt es nicht mehr. Stattdessen befindet sich im Golfclub „Golf & More“ das Restaurant „Frieda“ (Stand: 5.6.2023).
Die Bedienung muss ganz schön emsig über die Terrasse des „Abzweig“ flitzen, um all die Gäste zu bedienen. Der zwanglose Laden erinnert an Strandcafés in Holland oder auf Sylt während der Hochsaison. Nur hat man nicht die Aussicht aufs Meer, sondern auf die Greens des Golfclubs „Golf & More“ in Duisburg-Huckingen. Es sind hauptsächlich sportive Ruheständler und Familien mit kleineren Kindern, die hier zur sonnigen Mittagszeit zum Essen einkehren. Ich bin sofort in Urlaubsstimmung.
Auf der einen Seite bietet das „Abzweig“ den hungrigen Golfern solide Imbiss-Kost wie Currywurst (mit Süßkartoffel-Pommes 8 Euro), Chickenwings (mit Pommes und Salat 9,20 Euro) oder BBQ-Burger (mit Pommes 10,50), auf der anderen Seite lockt es auch Nicht-Golfer mit einer Anzahl schöner kreativer À-la-carte-Gerichte mit hochwertigen Zutaten. Neben Duke-of-Birkshire-Schwein oder Atlantik-Seeteufel gehört auch Irisches Rinderfilet dazu, und als Beilage wird gern die Süßkartoffel verwendet.
So ein Frühlingstag kann eine Menge Umsatz in die Kasse bringen, ein Restaurant aber auch an den Rand der Kapazität. Heute jedenfalls muss die tapfere Bedienung an jedem zweiten Tisch erklären, dass die Ananas fürs Tagesgericht Hähnchenbrust „Hawaii“ (mit Süßkartoffel-Pommes 6,50 Euro) aus ist. Auch das Kotelett vom Duke-of-Birkshire-Schwein mit Cassisjus, Schwarzwurzeln und mediterranen Krapfen (18,50 Euro), das ich mir ausgesucht habe, ist alle. Doch es fällt mir nicht schwer, auf ein Skreifilet mit Sesam auf Ratatouille mit Süßkartoffelpüree (17 Euro) umzuschwenken. Vor allem, weil diese norwegische Kabeljau-Spezialität nach einem Weißwein schreit und ich Lust auf ein Glas Lugana (0,2 l 4,80 Euro) habe, der so gut auf einen Golfplatz passt. Überhaupt ist die Weinkarte liebevoll sortiert. U.a. findet man da Sizilianer von Tasca d’Almerita und den Le Volte vom toskanischen Edelweingut Ornellaia, aber auch deutsche Spitzen wie Dr. Loosen oder den unvermeidlichen Markus Schneider.
Doch der Reihe nach. Als Vorspeise gab es hauchdünn geräucherte Gänsebrust auf fruchtig säuerlichem Linsensalat (7,50 Euro), eine leichte, erfrischende Angelegenheit, die Appetit machte. Der Hauptgang war dann eine ruhrgebietstypische Bergmannsportion. Die frisch zubereiteten Paprika, Tomaten und Zucchini der Ratatouille kamen mit ihren Aromen eindeutig zur Geltung und gingen mit dem Süßkartoffelpüree eine deftige Verbindung ein. Auch der Fisch war herzhaft auf der Haut gebraten. Nur vom Sesam schmeckte man nicht viel, er störte aber auch nicht. Den Abschluss, also quasi den Putt des Menüs, machte schließlich eine kleine Crème brûlée samt Himbeerkompott-Häubchen (3 Euro), die ich mit einem Latte macchiato (2,90 Euro) herunterspülte.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen