Miesmuscheln im Innenhafen
Ich weiß auch nicht, welches Teufelchen den Genießer ritt, als er dachte, dass er beim Besuch des Muschel- und Backfischfests im Duisburger Innenhafen irgendwelche kulinarische Erweckungserlebnisse haben könnte. Etwa, dass es rund um die Miesmuschel, die als „Auster des kleinen Mannes“ eine Art winterliches Nationalgericht in den Bergmannskneipen des Ruhrgebiets ist, weitere internationale Muschelspezialiäten geben würde, echte Austern vielleicht, Jakobsmuscheln, Pfahlmuscheln oder Vongole.
Der Duisburger Shanty-Chor singt "Wir lagen vor Madagaskar".
Dass am frühen Nachmittag nicht der Bär steppen würde, war klar. Den Zeitpunkt hatte ich gewählt, weil ich noch genügend Licht für ein stimmungsvolles Herbstfoto „Muscheln im Innenhafen“ vorfinden wollte. Dass ich mich dann aber statt auf einem maritimen Streetfood-Markt in einer Art Oktoberfestzelt wiederfand, mit gerade einmal vier kleinen Backfisch-, Matjes-, Räucherfisch- und Fischbrötchenständen, einem Getränke- und einem Muschelstand, enttäuschte mich dann aber doch. Irgendwie war das Kirmes ohne Kirmes. Sicher, bei den Witterungsverhältnissen war ein Dach über dem Kopf angemessen, aber vom chicen Duisburger Innenhafen sah man nichts, nur Zeltleinwand. Immerhin sang auf der Bühne der Duisburger Shanty-Chor „Wir lagen vor Madagaskar“, weitere Shanty-Chöre aus den Niederlanden waren avisiert.
Lecker Muschel auf rheinische Art
Am Muschelstand gab es 1 Gericht, Muscheln nach rheinischer Art. Den Preis von 13,50 Euro pro Portion fand ich happig. Aber als ich die Tellerorgie sah, die man gegen zusätzlichen Pfand bekam, wusste ich wenigstens, warum es so teuer war. Ich bekam einen großen Suppenteller mit Muscheln gefüllt, darüber einen zweiten Suppenteller a) zum Warmhalten beim Tragen zum Sitzplatz und b) zur Aufnahme der ausgegessenen Muschelschalen gestülpt, und darauf stand wiederum ein kleinerer Teller mit drei Kniften gebuttertem Schwarzbrot, Löffel, Serviette und Reinigungstuch. Das musste schließlich alles gespült werden.
Kibbeling
Also trug ich mein Päckchen erst einmal vor das Zelt, machte mein Foto, ging wieder hinein und verzehrte meine Muscheln. Die waren recht lecker, die Gemüse-Julienne würzig, der Weißweinsud ordentlich gepfeffert. Weil ich anschließend aber noch Hunger hatte, genehmigte ich mir noch einen Portion Kibbeling, holländische in Teig ausgebackene Kabeljau-Bällchen für 5,50 Euro. Dann suchte ich das Weite.
Das Niederrheinische Muschel- und Backfischfest geht noch bis zum 23. Oktober 2017. Duisburg, Johannes-Corputius-Platz. Innenhafen, am Kultur- und Stadthistorischen Museum.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen