Weltoffen wie ein Münchener Biergarten:
Recklinghausen bittet zu Tisch
Also nutzte der Genießer die leidlich befahrbare A43, das zentrale Ruhrgebiet für eine Stippvisite von zwei Veranstaltungen an diesem Marathon-Wochenende zu verlassen: „Zu Gast in Recklinghausen“ und „Haltern bittet zu Tisch“. Und er war erstaunt, was für eine fröhlich entspannte Atmosphäre auf den Plätzen herrschte. „Zu Gast in Recklinghausen“ vor dem imposanten Rathaus erinnerte ihn wie eh und je an die selige Gastfreundlichkeit des weltoffenen München mit seinen Biergärten. Und „Haltern bittet zu Tisch“ auf dem hübschen Marktplatz mit Kirche, historischem Rathaus und Brunnen erinnerte ihn vollends an das Savoir vivre bei einem Dorffest in der französischen Provinz. Ob’s allein an dem sonnendurchfluteten, warmen Sommerabend lag?
Heiter wie ein französisches Dorffest:
Haltern bittet zu Tisch
In den letzten Jahren machten die Gourmetmeilen im nördlichen Ruhrgebiet immer einen weitaus rustikaleren Eindruck auf den Genießer als die der großen Ruhrgebiets-Metropolen. Auch gestern gab es ein schönes Angebot an Reibe- und Blaubeerpfannkuchen, und die halbe gelackte Ente mit Rotkohl und Klößen von Ernst Scherrer, die jahrzehntelang die lokale Gastronomie prägte, wurde diesmal nach dem Rückzug des Veteranen in den Ruhestand von Haus Bergedieck gepflegt. Und dennoch war der Genießer überrascht, was für tolle Gerichte gestern auf den Teller kamen.
Zu Gast in Recklinghausen
Hotel Restaurant Loemühle: Rosa Kalbsrücken an Frankfurter Kräutern, grünen Bohnen und Parmesaneis
Ein Gericht, das lässig die Angebote auf der GourmeDo oder Essen verwöhnt in den Schatten stellt. An der wunderbaren Aromenzusammenstellung und der sommerlich-frischen Kombiantion von warmen Bohnen, kaltem Eis und schillernden Salzkristallen merkt man, das Suvad Memovic, Küchenchef der Loemühle in Marl, seine ersten Meriten einst als Souschef in Thomas Bühners Sternetempel „La Table“ auf der Dortmunder Hohensyburg erkochte. Einziges Manko: Als rosa konnte man den Kalbsrücken leider nicht mehr bezeichen, was dem Geschmack jedoch keinen Abbruch tat.
Zu Gast in Recklinhausen
Suberg’s: Mini-Knödelinos an Riesling-Kräuter-Sauce und geschmorten Zwergtomaten
Ein richtiger Sommerspaß war dieses vegetarische Gericht von der Ruhrfestspielhaus-Gastronomie Suberg’s. Mit Rote Bete, Kräutern oder ohne alles kunterbunt gefärbte Mini-Knödel in einer sanften, frisch-pikanten Sauce mit einem ebenso kunterbunten Blüten-Salat.
Haltern bitte zu Tisch
Hotel-Restaurant Himmelmann: Pulled Pork vom heimischen Wild mit Rosmarinbuchtel, Spitzkohl, Mango, Chili
Ganz auf der Höhe der (Street-Food-)Zeit war das Hotel-Restaurant Himmelmann aus Lippramsdorf mit seinem Pulled-Wildschwein-Angebot. Asiatisch-westfälisch die Aromenzusammenstellung, die Schärfe des Chili wurde durch die Süße der Mango kontakariert. Die Rosmarinbuchtel war köstlich, aber etwas zu groß. Dafür hätte man sich von den hausgemachten Kartoffelchips, die unangekündigt auf dem Teller lagen, mehr gewünscht.
Haltern bitte zu Tisch
Ratsstuben: Sous-Vide Gänsestopfleber mit Kirschen, Mandeln, Brioche und Rahm
Die Halterner Ratsstuben präsentierten ein Produkt, zu dem sich sonst im Ruhrgebiet nur die Résidence oder La Grappa in Essen trauen würden: Gänsestopfleber. Ganz modern sous-vide als eine Terrine zubereitet, wurde das Edel-Zeugs mit klassischen Zutaten serviert, köstlich. Die Sache wäre perfekt gewesen, hätte der Genießer noch einen Süßwein dazu bekommen. Doch der Ratsstuben-Stand durfte keine Getränke verkaufen, und am Weinstand gab‘s nur einen halbtrockenen Riesling.
Zu Gast in Recklinghausen (Infos hier) und Haltern bittet zu Tisch (Infos hier) gehen noch bis Sonntag, 7. August 2016.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen