Als ich vor ein paar Tagen auf der Facebook-Seite „Käptn’s Dinner“ das „Poulet à la Bretonne“ von Lars Westerhausen aus seinem Blog „Wesfood“ (klick hier) entdeckte, wurde ich sofort an meinen Urlaub in der Bretagne vor drei Jahren erinnert. Damals hatten wir uns nicht nur an Meeresfrüchten (klick hier) und Dosensardinen (klick hier) gütlich getan, sondern u.a. auch ein Maishähnchen in dem herrlichen Backofen von Andreas Hexenhäuschen im Finisterre gegrillt. Die ganze Aktion war mehr oder weniger improvisiert. Unter den rotierenden Spieß hatten wir eine irdene Pfanne mit Navetten gestellt, so dass das austretende Hühnerfett samt Bratensaft pfiffigerweise direkt in die regionalgerecht in Cidre schmorenden französischen Rübchen tropfen konnte. Es war herrlich. Die Zutaten für unseren Schmaus hatten wir zuvor auf dem Wochenmarkt in dem idyllischen Hafenstädtchen Audierne gekauft.
Zugegeben, als ich mich gestern an das Nachkochen des „Poulet à la Bretonne“-Rezeptes machte, war die Roscoff-Zwiebel, die die Grundlage für den Schmorfond bildete, das einzige Produkt, das aus der Bretagne stammte. Alles andere kaufte ich im Bochumer Supermarkt meines Vertrauens - auch den Cidre von meiner Lieblingssaftkelterei am Niederrhein, der an jedes Gebräu aus Nordwest-Frankreich heranreicht und in dem die Hähnchenstücke mit Möhren und Champignons geschmort wurden.
Im Vorfeld hatte ich noch im Internet nach Hähnchen in Cidre geforscht und war auf einige Varianten des Rezeptes gestoßen, so dass ich schließlich meine eigene Version entwickelte. Unbretonisch war sicherlich, dass ich keine (Salz-)Butter zum Anbraten verwendete, sondern Rapsöl. Den Speck aus dem „Wesfood“-Rezept ließ ich beim Hähnchen weg, stattdessen wickelte ich ihn um die grünen Bohnen, die ich aus eigener Machtvollkommenheit als Beilage dazu gab. Die Fondantkartoffeln, die das „Westfood“-Rezept als Beilage vorsah und für die Kartoffeln angebraten und dann in Brühe fertig gegart werden, begeisterten mich allerdings sehr, so dass ich sie ebenfalls zubereitete. Ich aromatiserte sie zusätzlich mit frischen Lorbeerblättern.
Ob es daran lag, dass der Cidre nicht ganz so brut war oder die die Möhrchen etwas zu viel Zucker enthielten - so schmackhaft die ganze Angelegenheit war, der Fond, in dem die Hähnchenteile geschmort wurden, kam mir doch ein bisschen süß vor. Die Säure der Crème fraîche, die noch dazu kam, konnte das nicht ausgleichen. Also schmorte ich einige kleine Stückchen Salzzitrone mit und schmeckte zum Schluss mit einem Hauch Piment d’espelette ab, für einen angenehmen Schärfe-Kick.
Rezept: Poulet à la Bretonne – Hähnchen mit Roscoffzwiebeln, Champignons und Karotten in Cidre geschmort. Dazu Fondantkartoffeln und Speckböhnchen
2 Portionen
4 kleine Hähnchenkeulen
etwas Mehl
Rapsöl
2 Möhren
150 g Champignons
1 Roscoff-Zwiebel
1 Scheibe Salzzitrone
2-3 Estragonzweige
0,1 l Cidre brut
0,1 l Hühnerbrühe
5 EL Crème fraîche
1 Prise Piment d’Espelette
Pfeffer, Salz
Möhren schälen und in dünne Scheiben schneiden. Champignons abputzen und in Stücke oder blättrig schneiden. Roscoff-Zwiebel fein würfeln.
Hähnchenkeulen salzen und leicht mehlieren. Rapsöl in einer großen Pfanne erhitzen und die Hähnchenkeulen darin goldbraun anbraten. Aus der Pfanne nehmen.
Möhrenscheiben und Champignons in die Pfanne geben und bei geschlossenem Deckel ein paar Minuten anbraten. Evtl. wenig Öl nachgeben. Zwiebelwürfel dazugeben und alles braten lassen, bis die Zwiebeln glasig sind, aber keine Farbe angenommen haben. Pfanne vom Feuer nehmen und leicht mit Mehl bestreuen. Gut umrühren. Mit Cidre und Geflügelbrühe aufgießen, Salzzitrone und Estragon dazu geben. Pfanne wieder aufs Feuer setzen, zum Köcheln bringen. Hähnchenkeulen wieder dazu geben, zudecken und bei niedriger Hitze 30 Minuten köcheln lassen, bis das Fleisch gar ist. Estragonzweige entfernen. Crème Fraîche unterrühren und alles etwas einköcheln lassen, bis die Sauce gebunden ist. Mit Salz, Pfeffer und Piment d’spelette abschmecken.
Fondantkartoffeln:
10 kleine Kartoffeln (Drillinge)
Rapsöl
3 Lorbeerblätter
Cidre
Hühnerbrühe
Pfeffer, Salz
Kartoffel schälen und halbieren. Öl in einer Pfanne erhitzen. Kartoffeln mit den Schnittstellen hineingeben, salzen und braten, bis sie Unterseite schön braun ist. Mit Cidre und Hühnerbrühe auffüllen, bis die Kartoffeln knapp bedeckt sind. Lorbeerblätter dazugeben. Bei niedriger Hitze 20 Minuten bei geschlossener Pfanne köcheln lassen, bis die Kartoffeln gar sind. Den Deckel abnehmen und die Flüssigkeit verdampfen lassen.
Speckböhnchen:
200 g grüne Bohnen
Salz
Bohnenkraut
8 dünne Streifen durchwachsener Speck
Rapsöl
Bohnen putzen und in Salzwasser mit Bohnenkraut 6 Minuten blanchieren. Eiskalt abschrecken. Zu vier bis sechs Bündeln zusammenlegen und mit je einem Streifen Speck umwickeln. In einer Pfanne wenig Öl erhitzen, die Bohnenbündel hinein legen und braten, bis der Speck kross ist. Pfeffern und salzen.
Anrichten:
Auf vorgewärmten Tellern einen Spiegel aus der Sauce bilden, Hähnchenkeulen, Fondantkartoffeln und Speckböhnchen darauf verteilen.
Hier ein weiteres französisch inspiriertes Rezept mit Hähnchen:
Burgundisches Ruhrgebiet: Ein Bresse-Huhn aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis, ein rheinhessischer Frühburgunder, Kartoffelplätzchen, eine Sahnehaube und ganz viel Butter
Hier ein weiteres Gericht mit Cidre:
Gestern bei Mama: Schweineschmortopf mit Salbei und Cidre