Sonntag, 25. Juli 2004

Aus dem Archiv: Gummersbach - Fleisch exklusiv

Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2005".

Seit Kaiser Wilhelms Zeiten war hier eine große, repräsentative Eck-Kneipe, die vom bürgerlichen Leben in Essen-Borbeck zeugte. Und auch noch heute, wo Klaus Gummersbach und seine Frau hier ihr Feinschmecker-Lokal betreiben, ist die geschmackssicher renovierte Örtlichkeit ein Zeichen dafür, dass man auch in den nördlichen Essener Stadtteilen gut zu leben weiß. Denn kaum ein Restaurant im Umkreis legt so viel Wert auf exklusives Fleisch.

Das Rindfleisch stammt in der Regel vom „bæuf de Hohenlohe“. Das sind Rinder, die im Schwäbischen gemästet werden und schon Ende des 18. Jahrhunderts die Köche in Paris wegen ihrer Zartheit und ihres vorzüglichen Geschmacks überzeugte. Das Schweinefleisch stammt vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein, eine besondere Rasse, die der König von Württemberg um 1820 durch die Zufuhr von chinesischen Maskenschweinen züchten ließ. Es ist fester und etwas dunkler als normales Schweinefleisch, und aufgrund der gesunden Zellstruktur hält es den Saft besonders gut. Manchmal kauft Klaus Gummerbach auch ein schottisches Luing-Rind aus der Herde des Nebenerwerbs-Viehzüchters Karsten Schütt. Dieses Fleisch gibt es nur kurze Zeit, Stammkunden bestellen Mahlzeiten, zu denen gewisse Stücke verwendet werden, lange vor.

So ist es kein Wunder, dass es im Gummersbach keine große Karte gibt, sondern die kleine, aber exklusive Auswahl an Gerichten auf die Angebotstafeln passt. Küchenchef Hans-Joachim Nitschke verarbeitet das erstklassige Fleisch zu bodenständigen, fast gutbürgerlichen Gerichten, die allen schmecken. Und auch die Vorspeisen zeugen eher von den Vorzügen der heimischen Küche, etwa gebratene Jakobsmuscheln (EUR 6,50) die mit einer üppigen Garnitur serviert wurden, oder die Blutwurstpraline, ein überbackener Kartoffel-Püree-Baiser mit Blutwurstfüllung (EUR 5,50).

Große Erwartungen richteten wir natürlich auf die Fleischgerichte, und wir wurden nicht enttäuscht. Das Kalbskotelett „bæuf de Hohenlohe“ mit Morchelrahm, pommes maçanaires und Gemüse (EUR 21,90) war in der Tat ein saftig-zartes, recht großes Stück Fleisch, das „nature“ gebraten war und alle seine Vorzüge zeigte. Fast hätte man sich gewünscht, dass es nur mit etwas Bratensaft auf den Tisch gekommen wäre, denn der Morchelrahm war zwar eine schmackhafte, aber doch sehr dominierende Ergänzung zum Fleisch. Wie bei Muttern mundete die Leber vom Schwäbisch-Hällischen Landschwein mit Röstzwiebeln, Apfelschnitzen und Kartoffelpüree (EUR 14,90). Schmelzend zergingen die schmackhaften Innereien auf der Zunge, und auch das Püree war von wahrhaft schneeiger Konsistenz. Lediglich die Äpfel hätten etwas aromatischere, süßsaure Akzente setzen können.

Wer ganz unkompliziert die Qualität der Gummerbach-Küche antesten will, dem sei das „Mittwochs-Menü“ empfohlen. Das kleine, aber runde Menü mit fünf Gängen, wobei man beim Hauptgang zwischen Fisch und Fleisch wählen kann, kostet schmale EUR 17,70. Donnerstags gibt es ein Tapas-Menü für EUR 15,50, und montags ab 18 Uhr den legendären Hummer-Brunch, bei dem man Hummer mit Beurre blanc, Aioli und Baguette bis zum Abwinken essen kann, und das für EUR 19,80! Allerdings unbedingt reservieren!
-kopf

Essen-Borbeck, Fürstenbergstr. 2
Fon 0201.  67 64 64
Do-Mo ab 17 Uhr, Di, Mi geschlossen
https://gummersbachessen.de/

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