Der Text erschien erstmals in "Essen geht aus 2005".
Donnerstag, 18 Uhr. Ganz Deutschland ist arbeitslos und jammert. Ganz Deutschland? Nein, in Steele, am Kaiser-Wilhelm-Platz, im Ristorante „Acquario“, gibt es Arbeit ohne Ende. Fast alle Plätze in dem verwinkelten Laden sind besetzt. Mit ganzen Familien, die was zu feiern haben, Pärchen, die Händchen halten, Mittdreißigerinnen, die den Sex in der Steeler City suchen. Nur ein einsamer Essen-geht-aus-Tester muss am Katzentisch Platz nehmen, um mit der nötigen analytischen Skepsis sein frugales Mahl zu verzehren. Kann ein Lokal beliebter sein?
Der Service, in dem anscheinend sämtliche Mitglieder der Familie von Riccardo und Francesco Pappa, die das Lokal seit 1980 betreiben, tätig sind, bändigt das brodelnde Chaos mühelos. Mit der professionellen Routine einer Kantine werden Pasta und Pizza, Carpaccio von Schwertfischfilet mit Rucola-Salat und Rosa-Pfeffer (EUR 9), Kalbsmedaillons in Parmaschinken, Salbei und Weißweinsauce (EUR 14,50) oder San Peterfisch mit frischen Tomaten, Knoblauch und Basilikum (EUR 14,50) an den Gast gebracht. Dass man es schafft, große Massen ansprechend zu bedienen, zeigt auch die umfangreiche Cateringkarte im Internet, die zahlreiche üppige Büffets aufweist.
Der 80er-Jahre-Neubau-Urbanisation des Steeler Zentrums italienische Romantik einzuhauchen, gelingt dem „Acquario“ kaum. Aber mit sorgsam ausgewählten Versatzstücken wie einer üppigen Antipastitheke, Terracotta-Bodenfliesen, barocken Wandreliefs, Weinregalen, Gemälden von Bella Italia und einer frischen, das Sonnenlicht imitierenden Farbgestaltung gelingt es immerhin, die moderne, saubere Atmosphäre eines Speisesaals in einem guten Ferienhotel zu imitieren. Auch die Möblierung der Terrasse setzt solche Akzente: zwar sind es Rattanmöbel, aber pflegeleicht.
Entsprechend problemlos erweist sich auch das Essen. Die gemischte Vorspeisenplatte (EUR 9,50) bot all das, was die Einmachgläser der italienischen Küche so verlockend macht. Selbst die Portion Surimi, das bekannte japanische Kunst-Krebsfleisch, hatte eine erfrischend pikante, säuerliche Note. Die zarten Scheiben einer ausgelösten Lammkeule mit dem Namen „Agnello agli aromi“ (EUR 16,50) waren auf den Punkt rosa gebraten, für die Aromen sorgten ein paar Scheibchen Knoblauch und ein Stängel Thymian. Und dennoch dachte man bei dem Tellergericht weniger an eine „cucina alla mamma“, sondern an den Sonntagsbraten bei Muttern. Ob das an den perfekt gegarten, mit Petersilie bestreuten Salzkartoffeln lag, die als Beilage dienten? Authentisch italienisch hingegen wirkte der Rotwein, der offen (EUR 3,40 0,2 l) serviert wurde. Es war ein rustikaler Salice Salentino aus Apulien mit dem herzhaftem Aroma von Trockenpflaumen, den man auch – wie eine große Auswahl anderer Weine auch – mit nach Hause nehmen kann.
Donnerstag, 18 Uhr. Ganz Deutschland ist arbeitslos und jammert. Ganz Deutschland? Nein, in Steele, am Kaiser-Wilhelm-Platz, im Ristorante „Acquario“, gibt es Arbeit ohne Ende. Fast alle Plätze in dem verwinkelten Laden sind besetzt. Mit ganzen Familien, die was zu feiern haben, Pärchen, die Händchen halten, Mittdreißigerinnen, die den Sex in der Steeler City suchen. Nur ein einsamer Essen-geht-aus-Tester muss am Katzentisch Platz nehmen, um mit der nötigen analytischen Skepsis sein frugales Mahl zu verzehren. Kann ein Lokal beliebter sein?
Der Service, in dem anscheinend sämtliche Mitglieder der Familie von Riccardo und Francesco Pappa, die das Lokal seit 1980 betreiben, tätig sind, bändigt das brodelnde Chaos mühelos. Mit der professionellen Routine einer Kantine werden Pasta und Pizza, Carpaccio von Schwertfischfilet mit Rucola-Salat und Rosa-Pfeffer (EUR 9), Kalbsmedaillons in Parmaschinken, Salbei und Weißweinsauce (EUR 14,50) oder San Peterfisch mit frischen Tomaten, Knoblauch und Basilikum (EUR 14,50) an den Gast gebracht. Dass man es schafft, große Massen ansprechend zu bedienen, zeigt auch die umfangreiche Cateringkarte im Internet, die zahlreiche üppige Büffets aufweist.
Der 80er-Jahre-Neubau-Urbanisation des Steeler Zentrums italienische Romantik einzuhauchen, gelingt dem „Acquario“ kaum. Aber mit sorgsam ausgewählten Versatzstücken wie einer üppigen Antipastitheke, Terracotta-Bodenfliesen, barocken Wandreliefs, Weinregalen, Gemälden von Bella Italia und einer frischen, das Sonnenlicht imitierenden Farbgestaltung gelingt es immerhin, die moderne, saubere Atmosphäre eines Speisesaals in einem guten Ferienhotel zu imitieren. Auch die Möblierung der Terrasse setzt solche Akzente: zwar sind es Rattanmöbel, aber pflegeleicht.
Entsprechend problemlos erweist sich auch das Essen. Die gemischte Vorspeisenplatte (EUR 9,50) bot all das, was die Einmachgläser der italienischen Küche so verlockend macht. Selbst die Portion Surimi, das bekannte japanische Kunst-Krebsfleisch, hatte eine erfrischend pikante, säuerliche Note. Die zarten Scheiben einer ausgelösten Lammkeule mit dem Namen „Agnello agli aromi“ (EUR 16,50) waren auf den Punkt rosa gebraten, für die Aromen sorgten ein paar Scheibchen Knoblauch und ein Stängel Thymian. Und dennoch dachte man bei dem Tellergericht weniger an eine „cucina alla mamma“, sondern an den Sonntagsbraten bei Muttern. Ob das an den perfekt gegarten, mit Petersilie bestreuten Salzkartoffeln lag, die als Beilage dienten? Authentisch italienisch hingegen wirkte der Rotwein, der offen (EUR 3,40 0,2 l) serviert wurde. Es war ein rustikaler Salice Salentino aus Apulien mit dem herzhaftem Aroma von Trockenpflaumen, den man auch – wie eine große Auswahl anderer Weine auch – mit nach Hause nehmen kann.
-kopf
Essen- Steele, Kaiser-Wilhelm-Platz 5
Fon 02011. 51 26 65
DI-So 12-23.30 Uhr, Mo Ruhetag
www.acquario.de
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