Sonntag, 4. Juli 2004

Aus dem Archiv: Jägerhof - Ausflug zur Mittagszeit

Der Text erschien erstmalig in "Essen geht aus 2005".
Das Hotel hat den Restaurantbetrieb eingestellt.


Stammessen – irgendwie hört sich dieses Wort typisch deutsch an, nach deftiger Hausmannskost aus der Gulaschkanone, zu der man sich eine „gesegnete Mahlzeit“ wünscht. Im Jägerhof in Kettwig bedeutet Stammessen jedoch einen Mittagstisch, der weit und breit seinesgleichen sucht und für den sich sogar eine längere Anreise lohnt, wenn die Mittagspause das erlaubt. 7 Euro kostet das täglich wechselnde Minimenü, bestehend aus Graupen-, Spargelcreme-, Linsen- oder einer anderen Suppe und einem Tellergericht, wie man es sich zu Hause nicht besser machen kann: z.B. Tafelspitz mit Meerrettichsauce, Salzkartoffeln und Salat oder Schnitzelchen auf Pfifferlingrahm mit Butterspätzle oder Filet vom Victoriabarsch an Dillsenfsauce mit Gurkengemüse und Kartoffeln. Wem diese Köstlichkeiten nicht genug sind, kann von einer Standard-Mittagskarte solch schöne Gerichte wie Hausgemachte Sülze vom Eisbein mit Remouladensauce und Bratkartoffeln (EUR 7) oder Büsumer Speckscholle mit Kapern-Krabbenbutter, Dillkartoffen und Gurkensalat wählen.

Eingenommen werden diese Schmankerln im erlesen ausgestatteten Frühstücksraum des kleinen romantischen Hotels mit Jugendstil-Touch. Wenn das Wetter schön ist, wird in einem kleinen, lauschigen Hinterhof serviert, wo ein Brünnlein murmelt und eine beachtliche Anzahl von Kräutertöpfen duftet.

Besonders stolz ist Hotelier und Wirt Maximilian Loeven jedoch auf das A-La-Carte-Programm, dem man abends im eigentlichen, gemütlich nostalgischen Gastraum zusprechen kann und das die Vorliebe des Hausherrn für eine experimentierfreudige Mittelmeer- und Fischküche offenbart, die aber auch vor Klassikern der gehobenen Küche nicht Halt macht; das lukullische Handwerk hat er bei Krautkrämer in Münster und im Düsseldorfer Victorian gelernt.

Vielleicht sind die Düsseldorfer Reibeplätzchen mit Räucherlachs und Dill-Senfstunke an Salaten der Saison (EUR 11), die ein abendliches Menü im Jägerhof einleiten können, eine Reminiszenz an die Lehrjahre im Rheinischen. Das Süppchen von italienischen Strauchtomaten mit Basilikum und Mozzarella vereint Süße und Pikanerie. Altösterreichisches Flair bringt der feine Tafelspitz in scharfer Meerrettichsauce mit Marktgemüsen und Petersilienkartoffeln (EUR 14), während die frische Atlantikbarbe aus dem Ofen mit Oliven, Knoblauch und Thymian gefüllt den Süden auf die Zunge und in die Nase treibt. Als origineller Abschluss eines Menüs empfiehlt sich eines der wunderbaren Desserts des Jägerhofs, zum Beispiel Tobleroneparfait an einer Kefirsauce und Waldbeeren.

-kopf


Essen- Kettwig, Hauptsr. 23

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