Sonntag, 31. Juli 2011

Gestern bei Mama: Graupeneintopf mit Zitronengras und Koriander

Gestern habe ich für Mama Graupeneintopf gemacht. Den habe ich schon einmal gemacht, doch in Nickies Kochecke habe ich eine Variation gefunden, die mir sehr interessant vorkam: mit Zitronengras und Korianderkörnern leicht asiatisch gewürzt. Und dieser Eintopf war richtig lecker, und Mama hat’s auch geschmeckt - ich hatte auch noch ein paar Bällchen aus Bratwurstbrät mitziehen lassen. Nur mit dem ausgelassenen Bauchspeck konnte Mama sich nicht anfreunden. „Das ist nicht richtig“, meinte sie. Das nächste Mal werde ich ihn wieder vorher weich kochen.

Rezept: Graupeneintopf mit Zitronengras und Koriander nach Nickies Kochecke

½ Kopf Spitzkohl
10 mittelgroße Möhren
1 rote Paprikaschote
2 fingerdicke Scheiben Sellerie
1 Stange Porree
150 g Perlgraupen
2 Lorbeerblätter
Salz, Pfeffer
Kreuzkümmel
gemörserte Korianderkörner
Zitronengras, getrocknet
250 g gewürfelten Bauchspeck
200g Bratwurst, ausgedrückt und zu Bällchen geformt

Spitzkohl und Porree in Streifen, Möhren in Scheiben schneiden. Sellerie schälen und in kleine Würfel schneiden.
Bauchspeck in einem Topf auslassen, Weißkohl, Porree, Sellerie und Möhren zufügen und kurz mit anbraten.
In der Zeit die Perlgraupen in 1 l Wasser aufkochen, abgießen und mit kaltem Wasser abschrecken, abtropfen lassen und beiseite stellen.
Zum Gemüse soviel Wasser zugeben, dass es knapp bedeckt ist, etwas Salz, Pfeffer ,je ½ EL Kreuzkümmel und Koriander zugeben. Alles aufkochen lassen.
Nun kommen die Graupen dazu und noch etwas Wasser. Alles eine halbe Stunde köcheln lassen, dann die inzwischen kleingeschnittene Paprikaschote dazu geben, eine weitere halbe Stunde köcheln lassen. 10 Minuten vor Ende der Garzeit 2 Stangen Zitronengras und Wurstbrätbällchen zufügen und eventuell noch mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Samstag, 30. Juli 2011

Aus der Gichtküche: Überbackenes Ananas-Meerrettich-Ziegenfrischkäse-Baguette

Gicht hin, Gicht her, die Salsiccia von Metzger Gläser ist dem Genießer immer eine Sünde wert, obwohl sie als Bratwürste einen recht hohen Puringehalt haben. Aber wenn einen das Zipperlein schon lange nicht mehr geplagt hat…

Immerhin machte sich der Genießer als gesunde Beilage dazu das Ananas-Meerettich-Ziegenfrischkäse-Baguette aus dem „Großen Gicht-Kochbuch“ von Sven-David Müller und Christiane Weißenberger, und fertig war ein köstliches Abendbrot, das eigentlich auf dem Balkon hätte eingenommen werden können – wenn der Juli-Regen nicht eien Strich furch die Rechnung gemacht hätte.

Die Herstellung des Baguettes war einfach. Der Genießer schnitt ein entsprechendes Brot auf, bestrich es mit einer Meerrettich- zubereitung aus dem Glas, verteilte darauf frische Ananasstückchen und krönte alles mit etwas Ziegenfrischkäse. Dann für 10 Minuten ab in den 200 Grad heißen Ofen.

Einen Wein dazu gab es nicht, gegen die Säure der frischen Ananas war, so glaube ich, keine Traube gewachsen. Vielleicht hätte ein schwerer Übersee-Chardonnay dazu gepasst mit exotischen Frucht-Noten, doch sowas hatte der Genießer nicht im Keller.

Freitag, 29. Juli 2011

Slow Food: Besuch im jüdischen Restaurant „Matzen“ in Bochum

Das Restaurant bleibt auf Grund der aktuellen Corona-Situation vorübergehend geschlossen. Gruppenreservierungen ab 10 Personen oder Catering sind auf Anfrage buchbar.

Matzen und andere Brötchen

Vorgestern besuchten 16 Slowfoodies und Sympathisanten das jüdische Restaurant „Matzen“ in Bochum. Seit etwa einem Jahr existiert das kleine elegante Lokal in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde Bochum-Herne-Hattingen und ist mittlerweile eine feste Adresse in der Gastro-Szene der Region geworden. Also war es an der Zeit, dem „Matzen“ einen Besuch abzustatten.

Lange Tafel im Matzen

Das „Matzen“ bietet jüdische Küche, die nicht unbedingt mit „koscher“ gleichzusetzen ist. Zwar hat man in der Bochumer Synagoge die räumlichen Möglichkeiten, nach den strengen Kashrut-Regeln zu kochen, doch das, was im Restaurant-Alltag geboten wird, ist „kosher style“. So wird z.B. der Sauerrahm zu verschiedenen Suppen in Extra-Schälchen serviert, damit ein koscher lebender Gläubiger das Milchprodukt nicht mit den anderen Zutaten in Verbindung bringen muss, was gegen die Regeln wäre. Im Angebot sind jüdische Gerichte, die allerdings der koscheren Tradition entstammen, die sich in den verschiedenen Regionen der Welt entwickelt haben. So ist die moderne jüdische Küche des „Matzen“ geprägt aus osteuropäisch-russischer, orientalisch-israelischer und westlich-New-Yorker Traditionen.

Das „Matzen“ genießt den Ruf, alles handwerklich frisch zu kochen, und dennoch waren einige Slowfoodies von den Zubereitungen irritiert. Manches Gericht schmeckte durchaus so, wie man es aus dem Convenience-Bereich her kennt. Die scharfe Gemüsesauce etwa, die zum „Kiewer Schnitzel“ gereicht wurde, erinnert beispielswiese an die gängigen süß-sauren Saucen aus den Asia-Abteilungen des Supermärkte. Überhaupt schien das „Kiewer Schnitzel“ am wenigstens den Erwartungen zu entsprechen. Es besteht traditionell nicht aus Kalbfleisch wie sein Wiener Pendant, sondern aus Hähnchenfilet, das mit einer Kräuterfüllung versehen, dann paniert und gebraten wird. Ähnlich irritierend sind die „Gefilten Fisch“. Wer hier mit Kräutern gefüllte Forellen oder Doraden erwartet, ist von den Fischfrikadellen, die dann serviert werden, durchaus enttäuscht.

Wie dem auch sei – das „Matzen“ bietet deftige jüdische Hausmannskost, die optisch gelungen serviert wird und zudem noch sehr preiswert ist. Besonders die Kuchen, die als Dessert angeboten werden, sind üppige Portionen. Die Karte hat sich im letzten Jahr so gut wie nicht verändert. Vielleicht sollte man für Leute, die öfter jüdisch essen wollen, Variationen bringen.

Jiddischer Vorgeschmack: Brotaufstriche aus Lachs, Hering und Frischkäse (4,50 Euro)

Auberginenteller: Variationen von der Aubergine aus eigener Produktion (5,80 Euro)


Rassolnik: Gurkensuppe mit Oliven (3,50 Euro)

Sauerteig-Blinis mit Champignon-Rahmsauce (4,90 Euro)


Jarkoye: Ofengericht mit Rindfleisch und Gemüse (13,90 Euro)

Tscholent: Shabattopf aus Rindfleisch und Gemüse (9,50 Euro)

Schnitzel Kiewer Art mit Kirschsauce oder scharfer Gemüsesauce, gebratenem Gemüse und Röstkartoffeln (9,70 Euro)

Lekach: jiddischer Honigkuchen mit fruchtiger Sauce (2,60 Euro)


Käsekuchen Lemberger Art mit fruchtiger Kirschsauce (2,60 Euro)

Fluden: Jiddisches Hochzeitsgebäck mit Saucenvariationen (3,10 Euro)

Eis mit Kirschsauce (3,40 Euro)

Mittwoch, 27. Juli 2011

Beiträge des Ruhrgebiets zur kulinarischen Welt, Teil VI: Fanta

Als Fanta noch ein Getränk für Erwachsene war: die klassische Flasche

Man sollte sich nicht darüber wundern, dass ausgerechnet die zweite Weltmarke des amerikanischen Coca Cola Company ihren Ursprung im Ruhrgebiet hat. Die deutsche 1929 gegründete Coca Cola GmbH hatte schließlich ihren Sitz in Essen, und erst in den 1990er Jahren zog sie nach Berlin um.

Von der Ruhrgebietsmetropole aus versuchte Coca Cola in 1930er Jahren, mit der braunen Limonade sogar in Nazideutschland den american way of life zu verbreiten, was bis in den zweiten Weltkrieg hinein auch gelang. 1942, ein Jahr, nachdem Amerika in den Krieg gegen Hitler eingetreten war, wurden schließlich die Rohstoffe knapp und die Produktion musste eingestellt werden. Fortan kam bis 1949, also weit nach Kriegsende, nur noch original amerikanische Coca Cola als Truppenverpflegung der GIs nach Deutschland.

Um jedoch die Getränkeproduktion in Deutschland nicht komplett einstellen zu müssen, produzierten die Essener Coca Cola-Leute Fanta, ein Erfrischungsgetränk auf der Basis von Molke und Apfelfasern, das der Chef-Chemiker Dr. Schetelig bereits 1940 erfunden hatte. Der Name wurde von dem Wort „Fantasie“ abgeleitet. Später wurde dann aus Fanta eine Orangenlimonade, die von Coca Cola auch international vertrieben wurde. Abgefüllt wurde Fanta wie Coca Cola auch in einer klassischen, erst klaren und später braunen Flasche, die von Greyhoundbus-Designer Raymond Loewy entworfen wurde.

Die konsequente Markenpflege, die Coca Cola und seine Flasche zu einer Ikone des Marketings gemacht hat, wurde bei Fanta im Lauf der Jahre jedoch aufgeben und Geschmack und Erscheinungsbild immer wieder verändert. Aus Fanta Zitrone, die in den 1960er Jahren auf den Markt kam, wurde im rebellischen Jahr 1968 Sprite. Die verschiedenen Geschmackssorten, die seit den 1980er Jahren auf den Markt geworfen wurden und z.T. auch wieder verschwanden, wurden jedoch weiterhin als Fanta und dem jeweiligen Fruchtnamen bezeichnet. Das Design von Flasche und Schriftzug wurde poppiger und symbolisiert das, was Fanta heute ist: eine Getränk für Kinder und Jugendliche.

Ente in Orangensauce, nicht in Fanta

Der Genießer erinnert sich, dass Fanta auch den Einzug in die Ruhrgebietsküche gefunden hatte, nicht nur als Getränkebegleitung zur Currywurst. „Ente in Fanta“ war in den 1980er und 90er Jahren in einigen Restaurants eine Variante des Klassikers „Ente à l’orange“. Zum Fleisch-Marinieren ist die Limonade schließlich bestens geeignet, weil sie viel Zitronensäure enthält. (Coca Cola übrigens auch. Es ist nicht von ungefähr Bestandteil von Grillsaucen des Südstaaten-Soulfoods.)

Bei einer kleinen Internetrecherche konnte der Genießer leider keine aktuellen Speisekarten finden, nur den Text eines Literaten aus Münster, in dem „Ente in Fanta“ eine Rolle spielt. Aber immerhin, das Ruhrgebiet ist ja zu großen Teilen westfälisch geprägt. Den Text können Sie hier lesen.

Dienstag, 26. Juli 2011

Bochum: Feines bei Feuerstein

Update 1. Juni 2023: Der Laden ist seit Ende Mai 2023 geschlossen, nachdem bereits 2016 ein Betreiberwechsel stattgefunden hatte.

Spezialität im Bistro: Flammkuchen

Eleganter kann eine Adresse in Bochum gar nicht sein als im Bügeleisenhaus der Bochumer Sparkasse. Der an das entsprechende New Yorker Vorbild erinnernde Bau ist in den 1920er Jahren vom Neue-Sachlichkeit-Architekten Wilhelm Kreis entworfen und ist zusammen mit dem Lueg-Haus im Bermudadreieck und dem Kortum-Haus eine der wenigen architektonischen Glanzpunkte der Bochumer City, die den zweiten Weltkrieg überstanden haben. Hier hat seit 2006 „Feines bei Feuerstein“ sein Domizil, ein kulinarischer Geschenkeartikel- und Feinkost-Laden. Im Jahr 2000 hatten Lilian Feuerstein und ihr Mann das Geschäft in der Grabenstraße gegründet, da wo sich heute die Kaffeerösterei „Röst.Art“ befindet. Doch der Laden wurde langsam zu klein, und so konnten den Feuersteins dem Angebot, in die Sparkassen-Galeria in der Schützenbahn zu ziehen, nicht wiederstehen – innerhalb von vier Wochen, wie Lillian Feuerstein betont. Größer ist es hier, und auch elegant, und trotzdem hat man den Eindruck, in einem vor Leckereien überquellenden, gemütlichen Kolonialwaren zu sein. Man merkt, mit wie viel Leidenschaft und Spaß die Feuersteins bei der Sache sind.

Lilian Feuerstein zapft losen Essig ab.

„Den Genuss wieder nach Bochum zu bringen“ war und ist die Absicht, die hinter „Feines bei Feuerstein“ steckt. Hier gibt es ausgesuchte Delikatessen und Weine, Spirituosen und Schokolade, Kaffee, Tee und die dazugehörigen Utensilien. Besondere Attraktion sind die zahlreiche Glasballons mit Likör- und Essigspezialitäten, aus denen die verführerischen Essenzen lose in Geschenkflaschen gezapft werden können. „Was wir z.B. an losen Whiskys anbieten, ist schon sehr exklusiv“, meint Lillian Feuerstein. In einer kleinen Frischetheke wartet ein überschaubares Sortiment an Wurst-, Schinken- und Käse-Spezialitäten auf die Genießer. Darüber hinaus kann man auch weitere Lebensmittel-Spezialitäten bestellen.

Das Angebot ändert sich je nach Jahreszeit. Jetzt im Sommer ist z.B. die Schokolade zurück gefahren, während im Winter mit dem Start des Bochumer Weihnachtsmarktes der komplette Laden vor Weihnachtsartikeln geradezu überquillt. „Das ist für uns die wichtigste Saison“, meint Lilian Feuerstein, denn dann sorgen nicht nur die Laufkundschaft, sondern auch zahlreiche Geschäftskunden beim Geschenkekauf für die Umsatzbasis für das gesamte Jahr.

Feine Weinauswahl für jeden Tag

In der Weihnachtszeit wird auch das kleine Bistro geschlossen, das im Rest des Jahres bei den Besuchern der Bochumer Innenstadt immer noch ein Geheimtipp ist. „Wir sind kein Restaurant“, stellt Lilian Feuerstein klar, aber die kleinen Speisen, die in der noch kleineren Küche hergestellt werden, sind ein begehrter Imbiss. Spezialität sind die Original Elsässer Flammkuchen, die auf verschiedene Art belegt werden. Dazu werden nur Zutaten benutzt und Weine ausgeschenkt, die auch im Laden verkauft werden. Das Bistro ist auch eine originelle Location für private Feiern. „Aber wir übernehmen auch das Catering an jedem anderen Ort.“

Infos hier.


Exklusive Whiskys sind lose im Angebot

Überquellendes Angebot an Delikatessen

Aus der Frischetheke: Pata Negra zum Probieren

Sonntag, 24. Juli 2011

Gestern bei Mama: Schneckenauflauf

Gestern habe ich für Mama Schneckenauflauf gemacht. Kein Angst, dabei geht es nicht um diese Häuser tragenden Kriechtiere, sondern um ein Gericht, das ich im Dr.-Oetker-Kochbuch „Ruhrgebiet Kochen“ gefunden habe, nämlich einen Kohlrabi-Kartoffel-Auflauf mit Bratwurst. Ähnliche Gerichte habe ich für Mama schon öfters gemacht, aber eben nicht als Auflauf. Anders als im Rezept nahm ich keine Bratwurstschnecken, die vielleicht als „Westfälischer Rosenkranz“ hätten durchgehen können, sondern die mit Fenchel gewürzten, scharfen Salsicce von Metzger Gläser und ganz normale Bratwürste. Statt mit Pfeffer und Salz würzte ich die Sahnesauce mit der Gewürzmischung aus Pfeffer, Piment, Koriander und Zimt nach Alfons Schuhbeck, die ich letzte Woche für den Pichelsteiner Eintopf hergestellt hatte.

Mama aß alles mit großem Appetit und störte sich noch nicht mal an der Bratwurst-Pelle. Nur die Sauce war ihr nicht cremig genug. „Das ist nicht richtig“, sagte sie. „Du hättest Mondamin dran tun müssen.“ Das sah das Rezept aber nicht vor, auch kein Ei. Und Dr. Oetker müsste eigentlich wissen, was er tut…

Rezept: Schneckenauflauf, frei nach Dr. Oetker

3 Salsicce und 3 Bratwürste von Metzger Gläser
1 kg mehlige Kartoffeln
800 g Kohlrabi
250 Schlagsahne
¼ l Milch
100 g geriebenen Parmesan
geriebene Muskatnuss
Salz
Gewürzmischung aus Pfeffer, Piment, Koriander und Zimt

Kartoffeln und Kohlrabi schälen und in Streifen schneiden. Erst die Kohlrabi in Salzwasser 4 Minuten, dann im selben Wasser die Kartoffeln 6 Minuten blanchieren. Beides abschrecken.
Milch, Sahne und Parmesan auf- und etwas einkochen lassen. Mit Salz, der Gewürzmischung und Muskat kräftig würzen.
Bratwürste bei mittlerer Hitze schön braun braten.
Kartoffeln und Kohlrabi in eine Auflaufform schichten, eventuell salzen und mit der Sahnemischung übergießen. 30 Minuten bei 200 Grad im Ofen backen. Herausnehmen, mit den Bratwürsten belegen und noch einmal 15 Minuten fertig backen.

Samstag, 23. Juli 2011

Gourmetmeile „Bottrop echt lecker“ eröffnet

Blauer Himmel über Bottrop

Zum ersten Mal findet vom 22. bis zum 24. Juli 2011 die Gourmetmeile „Bottrop echt lecker“ statt. Dahinter steckt eine Agentur aus Dorsten, die auch für die Organisation der Meilen in Schermbeck, Kirchhellen, Gladbeck und Essen-Rüttenscheid zuständig ist. Der Berliner Platz vor dem Bottroper Rathaus wurde mit 11 Pagodenzelten, 1500 Sitzplätzen und allerlei Blumenschmuck hübsch hergerichtet, und als gestern am späten Nachmittag zur Eröffnung durch Oberbürgermeister Bernd Tischler die Sonne herauskam, wurde der Platz sogar in südliches Licht getaucht – in diesem Sommer nicht gerade selbstverständlich.

OB Bernd Tischler eröffnet die Gourmetmeile

Dennoch war der Genießer von seinem Besuch enttäuscht. Bei einer Stippvisite nach Bottrop im Frühsommer hatten einige Restaurants wie etwa den „Bahnhof Nord“, den „Overbeckshof“ oder auch „Haus Lindemann“ kennen gelernt, die einen sehr guten Eindruck auf ihn gemacht hatten. Doch von ihnen fand er auf der Teilnehmerliste keine Spur. Nur das „Restaurant Maschinenhaus im BernePark“, die Bio-Metzgerei Scharun und das „Brauhaus Bottich“ kamen aus Bottrop. Die anderen stammten aus der aus der Umgebung und waren dem Genießer unbekannt.

Leider kam er nicht dazu, diese Läden kennen zu lernen. Denn die Portionen der Gerichte, die er probierte, waren viel zu groß – auf einer Gourmetmeile kontraproduktiv, denn man will sich ja nicht an einem Stand pappsatt essen, sondern viele weitere Sachen probieren. Das war so gut wie unmöglich. Dazu kam, dass die Gerichte auch nicht so gut waren, als dass der Genießer noch Appetit auf mehr gehabt hätte.

Um es kurz zu machen: Die gelackte halbe Ente mit Orangensauce (8,50 Euro) des „Maschinenhauses“, die schon eine Spezialität von Patron Ernst Scherrer war, als er noch das „Landhaus Scherrer“ in Recklinghausen führte, war groß genug für zwei Personen und kalt geworden, ehe der Genießer sie ganz aufessen konnte. Warum wurde sie nicht auch als eine Viertel-Portion angeboten, wie es etwa der „Kiepenkerl“ beim Spargel Gourmetfestival in Kirchhellen getan hatte?

Vollends enttäuschte der „Westfälische Pferdesauerbraten mit Rotkohl und kleinen Klößchen“ (9 Euro) von „Kleinalstede’s Hotel Restaurant Grewer“ in Dorsten. Bottrop ist Austragungsort eines traditionellen Pferdmarktes, und so fand der Genießer es eigentlich toll, dass so ein Gericht angeboten wurde. Doch leider war an dem Gericht nur der Rotkohl sauer. Das Fleisch war trocken und laff, die Sauce schmeckte trotz dunkler Farbe und Sämigkeit wässrig, und nur das Gemüse brachte die notwendige Würze auf den Teller.

Richtig lecker war hingegen der „Salzkrustenbraten an süß-sauren Belugalinsen mit Apfel-Kartoffel-Pü“ (9 Euro) von der Biometzgerei Scharun. Das Bio-Fleisch war kernig und schmeckte nach Schwein, Püree und Linsen waren aromatisch abgeschmekt, der Teller liebevoll angerichtet. Doch auch hier war die Portion viel zu groß. Die zweite Scheibe des kostbaren Fleischs musste der Genießer liegen lassen, so dass er schließlich keine Lust mehr hatte, noch weitere Gerichte zu probieren.

Stattdessen machte sich der Genießer mit vollem Bauch auf den Heimweg und dachte sehnsüchtig an die raffinierten, kleinen und äußerst befriedigenden Gaumenschmeichler auf dem „Kulinarischen Treff“ in Mülheim.

„Bottrop echt lecker“ läuft nach bis zum 24, Juli. Infos hier.

Meilen-Kulisse: das Bottroper Rathaus

Freitag, 22. Juli 2011

Mülheim: 14. Kulinarischer Treff an der Ruhr 2011

Symbol des "Kulinarischen Treffs": der leuchtende Hummer

Wenn der Genießer in dieser Woche einen gelungenen Ausflug gemacht hat, dann war es der zur Gourmetmeile „Kulinarischer Treff“ in Mülheim, die noch bis zum 24. Juli 2011 läuft. Zum zweiten Mal findet die traditionsreiche Veranstaltung auf einer Wiese an der Ruhr statt, und die großen Zelte, die die Sitzbereiche überdachen, erfüllten bei dem durchwachsenen Wetter am gestrigen Eröffnungsnachmittag mehr als ihren Zweck. Nicht nur, dass die durchaus heftigen Regenschauer nicht weiter beim Genuss störten, unter den Planen war es sogar richtig gemütlich. Allerdings war am ersten Tag, als der Genießer da war, der große Run auch noch nicht ausgebrochen.

Erstmals dabei: Peter Höppeler

Zehn Restaurants haben für ihre ambulanten Küche die weißen Pagodenzelte aufgeschlagen, die bis auf wenige Ausnahmen wie etwa bei „Dortmund à la carte“ mittlerweile Standard bei den Gourmetmeilen im Ruhrgebiet sind. Eine Übersicht der Teilnehmer finden Sie hier. Wie der Genießer im letzten Jahr vorschlug, ist diesmal auch das „Landhaus Höppeler“ dabei, ein Restaurant, das der Genießer immer wieder gern besucht. (Siehe hier und hier). Torten und Kuchen gibt es beim Café Kötter, Cocktails bei Franky’s Wasserbahnhof und Käse bei der Saporita Käsemanufaktur.

Die Angebote des China-Restaurants „Wokofame“ und des türkischen restaurants „Dalaman“ sind landestypisch, und die die Gerichte der deutschen Restaurants weltläufig mediterran. Wenn man Regionalität ausmachen kann, dann ist sie schwäbisch (Mölleckens Altes Zollhaus) oder pfälzisch (Ratskeller). Ruhrgebietsküche kommt nicht vor, was einen Lokalpatrioten verdrießen mag, dem Gourmet allerdings egal sein kann.

Zum Beispiel gehörten die vier der über 50 Gerichte, die sich der Genießer gönnte, sicherlich zum Besten, was er bisher bei seinen diesjährigen Gourmetmeilen-Besuchen auf die Gabel kam. Alles war extravagant von den Zutaten, handwerklich tadellos zubereitet und geschmacklich überzeugend. Der „Kulinarische Treff“ in Mülheim ist in der Lage, Maßstäbe bei den Gourmetmeilen im Ruhrgebiet zu setzen.

Mölleckens Altes Zollhaus: Entenstopflebermousse an rotem Mangoldsalat mit Cassisfeigen und Brioche (6,50 Euro). Entensopfleber mag nicht jedermanns Sache sein, doch Thomas Möllecken hat sie zu einer wunderbar pikanten Vorspeise verarbeitet, die von den Cassisfeigen und den Brioche stilecht begleitet wurde. Leider hatte er keinen schönen Süßwein dazu im Angebot, doch der vorgeschlagene Rosé tats auch.


Ratskeller: Pfälzer Saumagen in Rosmarinbutter mit jungen dicken Bohnen, dazu Bauernbaguette und Meerettich (6,50 Euro). Helmut Kohl ist zwar längst nicht mehr der Maßstab für die deutsche Kulinarik, aber besser hat der Genießer das Lieblingsgericht des Altkanzlers selbst in Deidesheim nicht gegessen. Die Rosmarinbutter gab dem Saumagen einen südlichen Touch, und die dicken Bohnen waren super zart, so dass sie nicht aus der inneren Haut geschält werden mussten. Dazu schmeckte ein Portugieser.

Landhaus Höppeler: Duett vom Kaninchen auf Pfifferlingsauce mit Pü (8,50 Euro). So allerliebst, wie dieses Gericht anzusehen ist, schmeckte es auch. Die Kaninchenfiletstücke waren zart und saftig, die darunter befindliche Terrine aus dem restlichen Fleisch war fein mit Orange und fast weihnachtlichen Gewürzen abgeschmeckt. Was wie eine Vanillestange aussieht, ist ein schlankes Grissini, das mit Sepiatinte schwarz gefärbt wurde.


Café Kötter: Eisbaiser mit marinierten Blaubeeren (5,80 Euro). Ein Dessert der Sonderklasse: War die luftige, aber harte Baisermasse erst einmal aufgebrochen, kam kühles Vanilleeis zum Vorschein. Die fruchtigen Blaubeeren hielten die Süße des Baisers in Schach.

Der „Kulinarische Treff“ in Mülheim geht noch bis zum 24. Juli. Infos hier.

Spielte wieder auf: Brass Büffet Hot Cooking Street Band

Donnerstag, 21. Juli 2011

26. Dortmund à la carte: Pünktlicher Anstich

Same procedure as last year: OB Ullrich Sierau (2.v.l.) in Aktion

Pünktlich um 12 Uhr stach gestern Dortmunds OB Ullrich Sierau das Eröffnungfass für „Dortmund à la carte 2011“ an und spendierte den anwesenden Dortmundern Freibier. Ob Sierau damit Buße tat für den Fauxpas, den er sich vor ein paar Wochen geleistet hatte? Da hatte er nämlich zwei Polizisten angepflaumt, die ihn beim Telefonieren auf dem Fahrrad erwischt hatten. Erstens sei das ein Dienstgespräch, zweitens wolle er mit dem Polizeipräsidenten sprechen und drittens, ob sie nichts Besseres zu tun hätten, als den OB aufzuhalten. Naja, das Bier stammte natürlich von der als Sponsor der Gourmetmeile auftretenden Kronen Brauerei.

Immerhin schien Petrus ein Einsehen zu haben und man hatte für den Eröffnungsakt für Dortmunds traditionsreichstes Schlemmerfest passables Wetter. Weder herrschte tropische Hitze wie im letzten Jahr, noch regnete es, wie für die nächsten Tage angesagt. Elf Gastronomen fahren bis einschließlich Samstag, den 23. Juli 2011, auf dem Hansaplatz in der Innenstadt schließlich das auf, was der Dortmunder mag: deftige westfälisch Küche wie etwa der Klassiker Stielmus mit Tafelspitz von „Overkamp“, ergänzt durch eine Gourmetreise durch die Spezialitäten der Welt, etwa das Steak vom Wagyu-Rind und Pfeffercuvee von „Tante Amanda“, die dieses Jahr neu dabei ist. Besonderes Schmankerl ist jeweils ein Gericht, in dem ein Produkt der u.a. in Dortmund ansässigen Groß-Käserei Rotkäppchen Verwendung findet.

Der Genießer fand Zeit und Appetit, drei Gerichte zu probieren. Als er sich auf den Heimweg machen musste, stellte er fest, dass es begonnen hatte zu regnen. Unter den Zeltplanen, mit denen der Hansaplatz abgedeckt wird, hatte er beim Essen nichts davon gemerkt.


Holzknecht: Rotkäppchen Grillkäse mediterran mit Kräuterquark und Schwarzbrot mit Hövel’s Original. Die kleine Vorspeise hätte sich auch als schnelles Herren-Abendbrot zu Hause geeignet. Kann man alles prima im Kühlschrank bevorraten.

Tante Amanda: Sardische Nudelteigtaschen mit Kartoffel-Käse-Minz-Füllung auf Bruschetta-Sauce, Parmesanraspel, italienische Kräuter und Rucola. Ein kleiner Pasta-Gang waren die leckeren Teigtaschen nicht. Die raffinierte Kartoffel-Käse-Füllung mit der schönen Minznote schlug ganz schön zu Buche.


Eisenbarth Gastronomie: Original Wiener Kalbschnitzel mit lauwarmem Speckkartoffelsalat, Zitronenscheibe, Kapern und Sardellen. Das zarte Wiener Schnitzel war selbstverständlich vom Kalb und stilecht ausdekoriert, die Panade schön knusprig ausgebacken, und von dem ordentlichen Schlag Kartoffelsalat hätte ein Kleinfamilie satt werden können. Dazu schmeckte ein Glas Riesling vom Weingut Diehl großartig.

"Dortmund à la carte" geht noch bis zum 23. Juli. Infos hier.

Topfgucker: Entdeckungen im Netz 84

EU-Politik: Fangquoten bis zum letzten Fisch
Nachhaltigkeit I: Der britische Koch Arthur Potts Dawson
Nachhaltigkeit II: Schokoriegel Balisto von Mars Chocolate Deutschland zertifiziert
Urbane Landwirtschaft: Ackerbau im Wolkenkratzer
Functional Food: Die Illusion vom Essen, das gesund macht
Verkehrsbezeichnung: Wann ist ein Roggenbrötchen ein Roggenbrötchen
Truppenbetreuung: Weinprobe in Afghanistan
Diskussion: Wie schwäbisch ist Curry im Kartoffelsalat?
Presse: Männer-Kochzeitschrift "Beef"
Fernsehen: Das perfekte Dinner auf dänische Art
Französische Küche: Der DSK-Hot Dog
Auch das noch: Bier holen auf die alte Schule

Mittwoch, 20. Juli 2011

Neues Internetportal: www.lebensmittelklarheit.de

Heute startet das Internetportal http://www.lebensmittelklarheit.de/ des Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) und der Verbraucherzentrale Hessen starten. Dort können Verbraucher „Produkte melden, durch deren Aufmachung oder Kennzeichnung sie sich getäuscht oder in die Irre geführt fühlen. Die Verbraucherzentrale leitet einen Dialog mit dem Hersteller oder Händler ein: Dieser kann dann zu den Vorwürfen Stellung beziehen.“

Verbraucherministerin Ilse Aigner: "Das neue Internet-Portal wird für die Politik hilfreich sein – um zu erfahren, wo die Verbraucher der Schuh drückt."

Lebensmittelhersteller sehen in http://www.lebensmittelklarheit.de/  einen Pranger, auf dem „nach Recht und Gesetz“ hergestellte Produkte verunglimpft werden können. Und ob man will oder nicht, sie haben recht. Die populistische Aufforderung von staatlicher Seite, Produkte zu nennen, bei denen man sich getäuscht fühlt, scheint nicht mehr zu sein als ein Ventil, um die wutbürgerliche Luft abzulassen, die sich angesichts der Lebensmittelkennzeichnung im Lauf der Zeit aufgestaut hat. Dem Genießer scheint es, als würde http://www.lebensmittelklarheit.de/ weniger die Unzulänglichkeiten von Lebensmittelprodukten an den Tag bringen, sondern nur die Unzulänglichkeiten der Politik bei der Gesetzgebung und -ausführung.

Montag, 18. Juli 2011

Vorgestern bei Mama: Pichelsteiner Eintopf

Vorgestern habe ich für Mama Pichelsteiner Eintopf gemacht. Der gehört in der Form zwar nicht zu den klassischen Gerichten in unserer Familie, ist aber als traditionelles deutsches Gericht hervorragend für die Mama-Küche geeignet. Eigentlich wird dabei gemischtes Gulaschfleisch abwechselnd mit Kartoffeln, Weißkohl, Möhren und andere Gemüsen geschichtet und dann gemeinsam im Ofen geschmort. Ich hielt mich aber an den Tipp von Alfons Schuhbeck, ließ alles auf dem Ofen ziehen und tat erst eine halbe Stunde vor Schluss das Gemüse zum Fleisch, damit es nicht verkocht. Auch beim Würzen hielt ich mich an Schuhbeck und stellte mir in einer Pfeffermühle eine Würzmischung aus Pfeffer, Piment, Koriander und Zimt her. Zusammen mit etwas Chili gab das dem Gericht eine ganz leichte, sehr schöne orientalische Note. Bei den Gemüsen nahm ich das, was im Biomarkt da war: Spitzkohl, grüne Bohnen, Möhren, Lauch und Knollensellerie.
Heraus kam dabei ein etwas ungebundener Eintopf, der allen gut schmeckte. Nur Mama meinte: „Das ist nicht richtig. Du hättest Fleisch und Möhren kleiner schneiden sollen.“

Rezept: Pichelsteiner Eintopf

je 250 g Rind- und Schweinefleisch aus der Schulter in Würfeln
150 ml Fleischbrühe
2 Kartoffeln
2 Karotten
2 Zwiebeln
150 g Knollensellerie
1 Stange Lauch
200 g Spitzkohl
15 g grüne Bohnen
2 Lorbeerblätter
1 Knoblauchzehe in Scheiben
2 Scheiben Ingwer
1 EL Petersilie
1 Prise Chilipulver
Öl
Getrocknetes Bohnenkraut
Muskatnuss

Für die Würzmischung nach Alfons Schuhbeck:

1 EL Korianderkörner
1 EL Pimentkörner
1 EL Pfefferkörner
1/2 EL Zimtsplitter

Fleisch in einer Pfanne portionsweise anbraten. In einen Topf geben, mit der Brühe aufgießen. Etwa eine Stunde knapp unter dem Siedepunkt ziehen, nicht köcheln lassen.
Alles Gemüse putzen, klein schneiden.
Zum Fleisch geben. Mit Lorbeerblättern, Knoblauch, Ingwer, Bohnenkraut und Chilipulver würzen. Nach Bedarf noch etwas Brühe dazugeben. Den Eintopf dreißig Minuten knapp unter dem Siedepunkt ziehen lassen.
Zum Schluss mit der Mischung aus der Mühle und Muskatnuss würzen. Die Petersilie darüber streuen.