Mittwoch, 4. April 2012

Neuauflage erscheinen: Pommesführer Ruhr

Kalte Muschi und Wurstpokal:
die Damen vom Imbiss Speckmann in Herne.

Die würzigen Fotos im "Pommesführer Ruhr" machte der Hamburger Fotograf Marc Eckardt.

Heiß wogt nicht nur unter den Fast-Food-Fans der Kampf, wo denn nun der die Currywurst erfunden worden sei, in Berlin oder im Ruhrgebiet. Fakt scheint zu sein, dass die Berliner Imbissbuden-Betreiberin Herta Heuwer kurz nach dem zweiten Weltkrieg ein Patent für Currysauce angemeldet hat und somit den Kampf um den Geburtsort des urdeutschen Fast Food entschieden hat. Und einmal mehr damit bewies, das historisch gesehen das Ruhrgebiet metropolentechnisch selbst bei der Erfindung von proletarischen Delikatessen hinter der ehem. Reichs- und und heutigen Bundeshauptstadt her hinkt. Schließlich wurde auch die Döner-Tasche wurde nicht von der türkischen Arbeiterschaft an der Ruhr erfunden, sondern von ihren Landsleuten an der Spree.

Der „Pommesführer Ruhr“, dessen dritte überarbeitete Auflage kürzlich im Klartext-Verlag erschienen ist, bietet eine weitere Legende über die Erfindung der Currywurst an. Der wahre Erfinder sei der Vater von Peter Pomm alias Peter Johann Hildebrand, dem Gründer von „Peter Pomms Pusztetten Stube“ am Duidburger August-Bebel-Platz. Der habe bereits im Jahr 1936 die Tomatensauce der Pausenwurst von Duisburger Arbeitern mit englischem Gewürzcurry gewürzt. Fakt ist auf alle Fälle, dass die Ehefrau von Peter Pomm ein Fast-Food-Produkt erfunden hat, das einen größeres Ruhrgebeits-Alleinstellungs-Merkmal hat als die Currywurst: die Pusztette. Dass sind Fleischbällchen in Tomatensauce, die auch in Konservendosen angeboten wurden, um auch im Campingurlaub in fremden Ländern genossen werden zu können. Einst berichteten Thomas Meiser und Thomas Range im MARABO MAGAZIN über dieses kulinarische Wunder (klick hier). Heute wird „Peter Pomms Pusztettenstube“ vom Schwiegersohn des Gründers Willem Tauber geführt (bzw. hat geschlossen,klick hier. Hat der Pommesführer wohl auch nicht mitgekriegt.).

Für die neue Ausgabe des „Pommesführer Ruhr“ mampften sich Pommes-Diplomand Henning Prinz und seine Mitesser Marius Ebel, Holger Müller und Klaus Friedrich von der Pommespolizei (PoPo 4350) durch die 50 kultigsten Buden des Reviers. Dabei konzentrierten sie sich ganz auf Imbiss deutscher Provenienz, d.h. mit Pommes, Currywurst, Schnitzel und halbem Hähnchen im Programm. Multikulinarisches wie Döner, Gyros und Pizza blieben außen vor. Das wär wahrscheinlich auch zu happig gewesen – obwohl beim Nikolaus Grill in Oberhausen die Grenzen wohl ein bisschen gesprengt werden, zumindest in der Deko. Ihre Testergebnisse präsentieren die Lederzungen informativ und witzig und bewerten die Imbisse mit bis zu 5 Pommes. Der Anhang ist eine Zusammenstellung von Propagande-Statements zahlreicher Ruhrgebietspromis für die Esskultur der Straße. Nelson Müller verrät z.B. noch einmal sein Currysaucen-Reezpet aus „Lanz kocht“.

Der Genießer verrät hier mal kurz die neun mit 5 Pommes höchstdekorierten Imbissbuden des Ruhrgebiets:
Bochum: Profi Grill in Wattenscheid
Bochum: Bratwursthaus im Bermuddareieck
Dorsten: Hähnchen Finke
Essen: Zum Xaver
Herne: Die Currywurst
Herne: Imbiss Speckmann
Mülheim: Erikas Braterei
Waltrop: Curry Heini
Witten: Eddi’s Durst- und Wurst-Express

Henning Prinz u.a.: Pommesführer Ruhr. Die 50 kultigsten Buden. 133 Seiten. Klartext Verlag. 9,95 Euro. Erhältlich hier.

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