Patrik Jaros: Der Pott kocht. Die leckersten Gerichte aus dem Ruhrgebiet. 96 Seiten. Parragon Verlag. 4,99 Euro. ISBN 978-1-4454-6924-9
Wow, hält die Ruhrgebietsküche die Weltwirtschaft am Laufen! Der Verlag dieses hübschen Büchleins im Großformat sitzt in London, die Druckerei in China, aber immerhin kommt der, der für die Auswahl und Fotografie der Gerichte zuständig ist, in Köln. Patrik Jaros, früher Küchenchef in Witzigmanns Münchener „Aubergine“, hat ganze Arbeit geleistet. Was er unter dem alten KVR-Slogan „Der Pott kocht“ auftischt, ist authentisch und alltagstauglich, so wie es sich für die Region gehört. Der Ruhrgebietsküche werden „vielfältige und feinschmeckertaugliche Gerichte“ attestiert.
Rheinisch-westfälische Klassiker wie Pfefferpotthast, Blindhuhn, geräucherte Aal mit Peiselbeeren oder Muscheln im Wurzelsud machen die kulinarischen Traditionen der Region tafelfertig, aber auch Große Küche wie Bottroper Sauerbraten oder Zanderfilet mit Schwarzbrotkruste und Schavur (dat is Wirsing – aber warum sprichse dat auf kölsch aus, Junge? Und warum heißt der Heringsstipp Herings„dipp“?). Auch kommen Rezepte mit polnischen Wurzeln wie gebackener Karpfen mit Endiviensalat vor. Die italienisch-türkische Linie der Ruhrgebietsküche wird leider vernachlässigt, obwohl diese mediterranen Einflüsse die Essgewohnheiten in der Region seit fast 50 Jahren maßgeblich prägen – knapp ein Drittel der Zeit, in der der das Ruhrgebiet überhaupt als solches existiert.
Ansonsten ist der Einführungstext von Kira Crome ganz gut recherchiert. Sie stellt den Eintopf als typisch für die Region in den Mittelpunkt. Auch wird die Henkelmann-Kultur gewürdigt, so wie beim Ruhrgebiets-Kochwettbewerb auf der Essener Gourmetmeile im Kulturhauptstadtjahr 2010. Ganz im Sinne des Genießers wird sich wohltuend von der der Currywurst als Symbol der Ruhrgebietskulinarik distanziert, obwohl die „Mantaplatte (Currywurst-Pommes)“ als Rezept vorkommt. Aber wieso versteigt man sich zu der Behauptung, die Currysauce würde zu Hause „nach Familienrezept“ hergestellt? Das ist eher die Ausnahme. Currysauce kommt ausse Flasche oder vonne Bude – in letzter Zeit durchaus von sog. Kultimbissen.
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