Etwa ein Jahr ist es her, dass die Essener Gastronomin Julia Mair mit der „Gärtnerei“ mitten in Rüttenscheid ein Restaurant eröffnete, das zielsicher dem Trend zur pflanzenbasierten Ernährung folgt, ohne dabei das nicht-vegetarische Publikum zu vergraulen (klick hier). Die ältere Schwester der „Gärtnerei“ ist die „Fischerei“, die Julia seit 2019 am südlichen Ende der Rüttenscheider Straße betreibt, fast an der Brücke über die A52 und an der Grenze zum Stadtteil Bredeney.
In dem kleinen, an klassische französische Bistros erinnernden Restaurant bietet Julia gemeinsam mit Küchenchef Marco Helmer Fischgerichte an. Neben kleineren Vorspeisen wie gegrillten Pulpo, Garnelen mit konfierten Tomaten und Büffelmozzarella, Surf & Turf, Nordseekrabbencocktail und natürlich Austern stehen Klassiker wie Bouillabaisse, Hamburger Pannfisch, Fish’n’Chips, an der Gräte gegrillte Dorade und Riesengarnelen vom Grill ständig auf der Karte. Besonderen Spaß machen jedoch die wechselnden Tagesangebote mit Fischspezialitäten, die bei allem Legèren und Unkomplizierten des Restaurant-Stils Fine-Dining-Qualität haben. Die Ware zu allen Gerichten bezieht die „Fischerei“ vom holländischen Fischhändler Erik Pronk aus Scheveningen, der den frischen Fisch ohne Zwischenhandel sogar direkt vorbeibringt.
Neben dem täglichen À-la-carte-Programm gibt es in der „Fischerei“ auch immer wieder besondere Aktionen wie z. B. Steckerlfisch- oder Flammlachs-Essen. Für diesen Sommer steht im Rahmen der Serie „Fish is on Fire“ Fisch auf dem Tischgrill auf dem Programm, bei dem sich die Gäste das Grillgut selbst zubereiten können - die hübsche Terrasse hinter dem Haus gibt dafür schließlich die ideale Freiluft-Kulisse ab.
Als ich die Einladung zu einem Presseessen bekam, bei dem diese Aktion vorgestellt werden sollte, war ich doch von dem Vertrauen überrascht, das Julia und Marco damit in ihre Gäste setzen. „Machst Du zu Hause eh nicht – deswegen bei uns!“ lautet der kesse Webespruch fürs Selber-Grillen auf der Speisekarte. Aber wenn die Gäste es zu Hause nicht machen, können sie es dann im Restaurant trotzdem?, fragte ich mich. Fisch ist schließlich ein empfindliches Grillgut, das mit viel Konzentration behandelt werden will. Und bringen die Gäste diesen Respekt in der feucht-fröhlichen Feierlaune, die sie am Tisch haben, auch wirklich auf? Immerhin hat z. B. die große Nummer „Deluxe für zwei Personen“ mit einem halben Hummer, Gambas, Kaisergranat, Fischfilets, Thunfisch und Pulpo (samt Fritten mit Limettenmayo, verschiedenen Salaten und Saucen) einen Wert von 110 Euro – sollte man den nicht besser in die Hände eines erfahrenen Grillmeisters legen?
Doch als Marco die Platte mit dem Grillgut brachte, verflog meine Skepsis rasch. Alles war bestens vorbereitet. Die Filets stammten zum Teil von recht festfleischigen Fischen wie Thunfisch, Dorade und sogar dem selteneren Petermännchen, es gab auch Pulpo und Jakobsmuscheln. Die Gambas waren in der Schale, die sie vor übermäßiger Hitze schützten, und die prächtige rote Farbe von Kaisergranat und Hummer signalisierte, dass sie vorgegart waren. Bei den Tischgrills handelte es sich um Elektrogeräte mit sanfter Hitze, die keine Roste hatten, durch die das Grillgut in die Glut fällen könnte. Zudem achtete Küchenchef Marco die ganz Zeit darauf, dass nichts schief ging – und es gab unter den Kollegen durchaus einige, die des Grillens mächtig waren. So wurde aus dem Abend ein schöner Schmaus – auch wegen der abwechslungsreichen Beilagen-Salaten.
Und trotzdem: Als ich die Bemerkung machte, dass ich bei diesem Pressetermin eigentlich gar nicht testen konnte, was die Küche der „Fischerei“ eigentlich kann, weil wir als Gäste ja selber grillen mussten, kam Julia auf eine Idee. Ob ich nicht Lust hätte, am nächsten Tag noch einmal zu dem Winzermenü zu kommen, bei dem die Weine des österreichischen Weinguts Dürnberg vorgestellt würden? So ganz klassisch, mit schön angerichteten Tellern und kreativen Rzepturen? Spontan, wie ich manchmal bin, sagte ich glatt zu - doch was ich da erlebte, ist eine andere Geschichte (klick hier).
Sommerrspecial
"Fish is on Fire" - Fisch auf dem Tischgrill
Fischerei, 24.5.2023
Halber Hummer, Jakobsmuscheln, Thunfisch, Dorade, Petermännchen,
Kabeljau, Gambas, Kaisergranat , Pulpo
Die Beilagen
Eine raffinierte Variante des Insalata Caprese
Chimi-Churri,Tomatensalsa und gelbe Paprikavelouté
Dessert
Mascarpone, Blätterteig, Erdbeere
Fischerei. Rüttenscheider Str. 268, 45131 Essen. Tel. 0201/45879140. Di-Sa ab 17:00 Uhr, Küche bis 22:00 Uhr. So & Mo Ruhetag. https://fischerei.restaurant/
Der Genießer bedankt sich für die Einladung.
Dank auch an Michael Alisch für die Organisation.
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