Montag, 22. April 2013

Aus dem Archiv: La Gioconda - Erste Sahne

Der Text erschien erstmals in "Duisburg geht aus 2013/2014"

Der Dellplatz mit der imposanten Kirche St. Joseph ist ein kleines kulturelles und gastronomisches Zentrum in Duisburg. Hier befindet sich das Filmforum, in dem alljährlich mit der Duisburger Filmwoche eines der wichtigsten deutschen Dokumentarfilmfestivals stattfindet. So wundert es nicht, dass man sofort an den Film „Solino“ denken muss, wenn man das italienische Restaurant „La Gioconda“ betritt. In dem Streifen des preisgekrönten Regisseurs Fatih Akin geht es um die erste Pizzeria im Ruhrgebiet, und auch in dem Ristorante fühlt man sich sofort ins letzte Jahrhundert versetzt. Die naturhölzernen Sitznischen verbreiten 1980-er Jahre-Gemütlichkeit, und Inhaber Luigi Cichello betont, die Einrichtung sei noch vom Vorbesitzer übernommen.

Ins Auge fallen sofort die vielen Weinflaschen mit unüblichem Etikett, die neben dem Holz fürs Dekor sorgen. Dabei handelt es sich um den Hauswein, den die Inhaber-Familie in Kalabrien aus Greco Nero bzw. Calabrese, wie die Rebe Nero d’Avola dort heißt, produziert. So ein individuelles Angebot muss ich natürlich probieren, und die 6 Euro für 0,25l den Ökowein scheinen mir durchaus angebracht.

Die Lektüre der Speisekarte überfordert mich ein wenig. Mit ihrer Unzahl an Pizza, Pasta, Scallopine, Antipasti, preiswerten Mittagsgerichten etc. erinnert sie mich an so manchen Chinamann. Also greife ich zu dem alten Trick zurück, ein Gericht aus der kleinen Tageskarte und eins aus der Hauptkarte zu bestellen.

Der Koch erweist sich als ein Meister des Speise-Versteckens unter Sahnesaucen. Die hausgemachten Ravioli (10,50 Euro) fühlen sich aber recht wohl unter der sämigen Steinpilzsauce, deren Reste ich voller Appetit mit dem übrig geblieben Brot vom Entrée auftunke. Dann kommt der Hauptgang, „Gamberoni Amalfi“ von der umfangreichen Fischkarte (21,50 Euro). Auch die drei riesigen Garnelen finde ich kaum unter dem üppigen Überzug aus Sahne-Orangensauce und ich muss aufpassen, dass ich beim Auspuhlen der Schwänze aus dem Panzer nicht zu sehr herumspritze. Die übriggeblieben Sauce bleibt aber nicht auf dem Teller, denn die dazugehörige Folienkartoffel und das mit Käse überbackene Spinatgratin eigenen sich hervorragend als Saucenträger. Eine leckere, aber mächtige Sache.

Ohne Nachtisch ist ein Testessen kein Testessen, und so bestelle ich noch Tiramisu, schließlich sei das hausgemacht, wie mir versichert wird. Nein, hier gibt es keine Sahnesauce. Die drei dicken Ballen der Biskuit-Mascarpone-Crème (7 Euro) sind ‚nur‘ mit Kakao bestäubt. Was ein Glück!
-kopf
 
47051 Duisburg, Dellplatz 1-3
Fon o203. 2 72 02
tägl. 12-22 Uhr
https://ristorante-la-gioconda-duisburg.eatbu.com/

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