Donnerstag, 5. Juli 2012

„Dortmund à la carte 2012“: Die Matrone schwenkt die Hüften

Herrlich Erfrischung: Kultdrink Hugo bei "Matenaar's" aus Limetten und dem wieder schwer in Mode gekommenen Holunder.

Es kommt wohl nicht von ungefähr, dass der Genießer an Münchener Bierzelt-Gastlichkeit denken muss (und ein bisschen an Malle), wenn er „Dortmund à la carte“ besucht. Oberbürgermeister Ulli Sierau konnte sich jedenfalls gestern bei der Eröffnung der Gourmetmeile auf dem Hansaplatz einen Seitenhieb auf die Bayern nicht verkneifen und lud sie ein, doch zu kommen, wenn ihnen langweilig wäre. Dann schwang er den Hammer, um wie sein Münchener Kollege beim Oktoberfest ein Fässchen Bier anzustechen und dann als Freibier an die sehnsüchtig wartenden Gäste auszugeben. Für einen Ausbruch aus der Routine sorgte bei dieser ritualisierten Prozedur diesmal, dass der Kopf des Hammers, mit dem der Hahn ins Fass geschlagen werden sollte, sich vom Stiel löste. Aber schließlich löppte das kühle Nass doch.

Et löppt: OB Ulli Sierau sticht an,
hat aber gleich Probleme mit dem Hammer

Mit 27 Jahren auf den Hüften ist „Dortmund à la carte“ quasi die Mutter aller Gourmetmeilen im Ruhrgebiet. Die Stimmung ist hier anders als bei den von der eleganten, weißen Pagodenzelt-Kultur geprägten Veranstaltungen wie „Essen genießen“ oder auch die neue Dortmunder „GourmeDo“. Jeder der 12 teilnehmenden Gastronomen hat einen riesigen Stand von Bierzeltausmaßen mit großem Kochbereich und schickem Mobiliar auf einem hölzernen Dielen, die beim Betreten schwingen wie ein Tanzboden beim Schuhplatteln. Fast der gesamte Hansaplatz ist somit überdacht. Bei schlechtem Wetter ist das eine prima Sache, aber wenn es wie gestern 29 Grad ist, hat man kaum den Eindruck, auf einer Freiluft-Veranstaltung zu sein. Die andernorts üblichen Kaufbestecke, die man für den ganzen Besuch der Meile behalten kann, gibt es ebenfalls nicht, sondern man bekommt bei jeder neuen Bestellunge saubere Messer und Gabel. Eine nette Broschüre gibt Auskunft über das kulinarische Angebot, allerdings ohne Preisangabe. So muss der Gast beim Bestellen erst einmal an den Theken stehen und die Tafeln studieren wie ein Phosphatsüchtiger die Angebote in der Pommesbude.

Auf den Teller kommen meist deftig-rustikale Gericht, die ohne viel Bastelarbeit angerichtet werden können – Ausnahmen bestätigen die Regel. Hier eine übliche kleine und völlig willkürliche Auswahl, die der Genießer auf die Gabel und vor die Linse bekam. Die Preisangaben sind ohne Gewähr, weil nur zur Hälfte notiert.

Gasthaus Grube: Shrimps in Oliven-Knoblauch-Peperoni-Öl mit Spaghetti und Rucola (Ca. 7 Euro). Die mediterrane Variante eines der großen Klassiker von „Dortmund à la carte“, Büsumer Krabben mit Rührei (9 Euro). Das mögen die Dortmunder.

Gasthaus Grube: Gambas a la plancha (12,50 Euro). Und hier die Gourmetgericht-Variante. Die Schalen der Gambas waren ziemlich fest und klebten beim Puhlen an den Fingern.

Overkamp: Frische Pfifferlinge in Kräuterrahmsauce mit Rösti und Schweinelendchen (Preis vergessen). Knuspriger Gaumenspaß für Saucenfreunde.

Dimberger: „Surf and Turf“ am Spieß vom argentinischen Rinderfilet und Riesengarnele , Salat und Aioli (12,50 Euro). Das Gourmetgericht vom Neuzugang Dimberger überzeugte nicht nur optisch, sonder auch vor allem durch seine Fleischqualität.


Overkamp: „Westfälische Sommerfrische“ Beerengrütze mit Stippmilch (Vanillecrème) (Ca. 3,50 Euro). Herrlicher Nachtisch von regionaler Exotik. Klasse die Übersetzung von „Stippmilch“ in „Vanillecrème“ für die des Westfälischen Unkundige.

Dortmund à la carte“ geht noch bis einschließlich Samstag, den 7. Juli 2012. Sonntag muss wieder selbst gekocht werden. Infos über das kulinarische Angebot und das Rahmenprogramm gibt es hier.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen